Es sollte ein Abend werden der vieles beinhaltet: Engagierte Bands, die einem mit Spielfreude den Abend verschönern, bis hin zu einem tragischen Ende. Aber der Reihe nach…
Die 25. Ausgabe der Rother Bluestage steht an und rund sechs Wochen vor Beginn gibt es als Vorgeschmack eine Warm-Up Show. Die Blues Pills gaben sich diese Ehre und hatten im Gepäck die Norweger Pristine dabei.
Pünktlich wie die Maurer, legten Pristine um 20:00 Uhr los. Die Band um Sängerin Heidi Solheim spielt einen psychedelisch angehauchten Rock, der mit viel Groove versehen ist. (Bisher hatte ich noch nicht die Möglichkeit, das aktuelle dritte Album „Reboot“ zu hören, aber wenn sie so klingt, was sie live darbieten, kann sich das wirklich sehen und hören lassen!) Die Band wirkt total frisch und ungehemmt und belegt dies mit enormer Spielfreude. Sängerin Heidi ist mit ihren roten Haaren klar der Fixpunkt auf der Bühne, nicht nur weil sie sich in ihrem blauen „Franzenkleid“ sinnlich (aber nicht billig!) bewegt, nein, sie beeindruckt vor allem durch ihre Stimme: Eine kräftige, aber auch sehr gefühlvolle, die sie in `Don´t Save My Soul´ an den Tag legt und voller Emotion, Mimik und Gestik performt. Respekt! Da muss sich Elin Larsson von den Blues Pills warm anziehen, denn Heidi macht einen hervorragenden Job!
Die Band ist bist vor kurzem komplett an mir vorbeigegangen, aber nach diesem Auftritt, wird sich das ändern. Songs wie ´Booty Call´, `Derek` oder ´California` müssen entdeckt und gehört werden! Und das Publikum scheint das auch so zu empfinden. Die rund 500 Zuschauer spendieren der Band mehr als nur einen Höflichkeitsapplaus nach dem 40-minütigen Auftritt.
Danach folgt die Umbaupause in der u.a. eine Sache auffällt: Die Crew befestigt mit einem Spanngurt (!) und schwarzen Klebeband den Verstärker, samt Box, der neben dem Schlagzeug aufgebaut ist. Sollte das ein versteckter Hinweis darauf sein, auf das was nun folgen wird? Wird Schlagzeuger André Kvarnström die Erde zum Beben bringen? Die Wände zum Wackeln?
Soweit kommt es zwar nicht, als die Blues Pills um 21:10 Uhr die Bühne betreten und mit einem lockeren Intro-Jam ihr Set beginnen. Aber bei dem anschließenden `Black Smoke` drischt André auf sein Schlagzeug ein als gäbe es kein Morgen! Selbst bei einem ruhigeren Song wie `No Hope Left For Me` haut er in die Felle und Becken als würde sein Leben davon abhängen! Sein Spiel ließ mich immer wieder an Christoph „Tiger“ Bartelt (Drummer von Kadavar) denken. Der Gute steht wohl unter Strom…
So auch Elli Larsson! Die zieht nämlich während des Intros noch schnell ihre Stiefel aus, wirft sie in die Ecke und springt den ganzen Abend wie ein Flummi auf der Bühne umher. Vermutlich angestachelt durch den superben Gig der Anheizer Pristine und (besonders) Sängerin Heidi, möchte Elin Larsson sich nicht die Blöße geben und zeigt auch was sie kann! Man merkt ihr die Lust auf den Auftritt zu jeder Sekunde an und singt beim (in-offiziellen) Kampf um die beste weibliche Stimme des Abends um die Wette. Sowas freut doch den Zuschauer.
Während Heidi mehr nach Aretha Franklin und Elin eher nach Janis Joplin klingt, geht der Punkt dennoch knapp an Larsson. Nein, nicht weil sei eine absolute Augenweide ist, sondern viel mehr, weil sie und die Band eine routinierte und kräftige Präsenz ausstrahlt, so dass die Zuschauer ihr aus der Hand fressen und jeder gespielten Songs frenetisch bejubelt wird.
Ein rund um gelungener Abend also? Nein, leider nicht. Denn nach etwas mehr als einer Stunde beendet die Band ihr Set, verlässt die Bühne und die ersten Zugaberufe werden laut. Geplant war, dass die Band noch mal kommt und u.a. `Devil Man` vorträgt. Doch leider ist Elin Larsson beim verlassen der Bühne ausgerutscht, gestürzt und hat sich schlimm verletzt. Leider so schlimm, dass die Band keine Zugabe mehr spielen konnte und sogar der Notarzt gerufen werden musste.
Während ich diese Zeilen schreibe, habe ich leider bisher keine Informationen was genau passiert ist bzw. wie schlimm die Verletzung ist. Und ich finde es mehr als respektlos und unkultiviert, wenn sich über diese Situation mit hämischen Gelächter lustig gemacht und mir einer saudämlichen Aussage wie „das kommt davon wenn man nur mit Nylonstrümpfen ´rum rennt…“ kommentiert wird. Einfach nur traurig…
An dieser Stelle Gute Besserung, Elin! Hoffen wir, dass es nichts weiter Schlimmeres ist, du bald wieder auf der Bühne stehst und uns mit deiner eindrucksvollen Stimme die Abende verzauberst!
Da wir leider keinen Fotografen in der Kulturfabrik dabei hatten müssen wir euch mit Archivaufnahmen vom Rockharz Festival vertrösten 😉