Start Events Konzertberichte Review: Nachholbedarf – Die Beatsteaks im Pier2 (16.11.2024, Bremen)

Review: Nachholbedarf – Die Beatsteaks im Pier2 (16.11.2024, Bremen)

Beatsteaks (Foto: Thea Drexhage bs! 2024)

Was lange währt wird endlich gut. Die Beatsteaks haben sich auskuriert und können den verschobenen Konzerttermin im Pier2 endlich nachholen. Wie sehr sich die Bremer*innen danach versehrt haben, wird schon klar, als der Laden bereits beim Support schon rappelvoll ist – was nicht bedeutet, dass man das einer Supportgruppe wie Shirley Holmes nicht zugetraut hätte, aber für Bremen und einen Laden in der Größe ist Pünktlichkeit seitens des Publikums nicht immer üblich.

Shirley Holmes (Foto: Thea Drexhage bs! 2024)
Shirley Holmes (Foto: Thea Drexhage bs! 2024)

Es kann also ordentlich losgerockt werden. Wie das geht, wissen Shirley Holmes aus Berlin definitiv. Das Trio fackelt nicht lange und lässt keine Wünsche an einen mitreißenden Support offen – die Bremer*innen bleiben jedoch verhalten. Es ist zwar in Bremen keine Seltenheit, dass ein Support-Act eher verhalten begutachtet wird, aber hier ist es doch merkwürdig. Die Band strotzt nur so voll Energie, musikalisch ist das Ganze jetzt auch nicht so weit von den Beatsteaks weg…Vielleicht liegt es am Alter. Als die Beatsteaks 2004 mit Smack Smash ihren Durchbruch feierten, waren die meisten heute Anwesenden schon am Ende ihrer Pubertät – was bedeutet, dass sie heute mindestens…ach sprechen wir nicht drüber.

Die Krone der Erschöpfung

Man könnte also meinen, dass Shirley Holmes das „Bitte geh bitte“ aus Machst du Frühstück ? innerlich schon ein bisschen ans Publikum gerichtet haben. Super Nummer auf jeden Fall – ganz ähnlich wie Binichbinich, die so rein theoretisch auf dem Papier auch super ziehen müsste. Für jene, die dann doch aufmerksam zugehört haben, gibt’s ‘ne gute Nachricht: am 15.3. kommen Shirley Holmes zurück nach Bremen, ins Lagerhaus, als Headliner. Das wird gut.

Shirley Holmes (Foto: Thea Drexhage bs! 2024)

No Shit, Shirley!

Beatsteaks (Foto: Thea Drexhage bs! 2024)

Umbaupause. Zügig. Viel Gewusel auf der Bühne. Pünktlich um 21 Uhr der erste ikonische Gitarrenanschlag zu Jane Became Insane – und guck es einer an, die müden Knochen können sich doch noch bewegen. Gut, wenn die Beatsteaks spielen, kommen die Leute halt auch, um die Beatsteaks zu sehen, denn eines ist Gesetz: jede*r findet die Beatsteaks geil, vor allem live. Dazu muss man kein riesiger Musikliebhaber sein. Und mit so einem Brecher zu starten ist natürlich ein cleverer Schachzug und spätestens bei Summer weiß dann jeder, in welche Richtung der Abend gehen wird. Die Setlist besticht mit 26 Songs quer durch die Bandgeschichte, hier und da gespickt mit Material des jüngsten Langspielers Please.

Beatsteaks (Foto: Thea Drexhage bs! 2024)

Zwischen den Songs gibt’s nur ein paar kurze Anekdoten aus fast 30 Jahren Bandgeschichte, niedliche Interaktionen mit den jüngsten Konzertgästen – Grüße gehen raus an Justus! und ein paar wage Worte zur düsteren Zeit.“Sie wollen, dass wir unsicher sind. Sie wollen, dass wir leise sind“, wiederholt Arnim Teutoburg-Weiss gleich mehrmals. Leise ist hier im Pier2 niemand. Songs wie French Disco machen klar, auf welcher Seite man hier steht.

Es ist sicherlich absurd
In dieser Welt zu leben
Sie erscheint dir sinnentleert
Doch zieh dich nicht zurück
Spontane Rebellion und Solidarität
Sind Akte, die jetzt wertvoll sind
Es ist nie zu spät!

Beatsteaks (Foto: Thea Drexhage bs! 2024)

Das kann alles schon etwas aufs Gemüt drücken, vielleicht wirkt die Band deshalb dieses Mal etwas distanzierter, als man es als vielleicht von den Berlinern kennt. Musikalisch lässt der Abend dafür keinerlei Wünsche übrig. Sound und Lautstärke passen, die Setlist gut durchdacht. Wer nach Let Me In bereits glücklich durchgeschwitzt ist, muss ganz stark sein, denn nach den obligatorischen „Beatsteaks-klatsch-klatsch-klatsch-Beatsteaks“-Rufen geht es mit satten sechs Zugaben weiter. Nach Hand In Hand und Frieda und die Bomben sind die meisten schon wunschlos glücklich. Aber obendrauf gibt’s noch das düstere The Lunatics (Have Taken Over the Asylum) und natürlich Atomic Love bevor mit R.E.M.s It’s the End Of The World As We Know It der Konservenrausschmeißer ertönt.

And I feel fine.

Beatsteaks (Foto: Thea Drexhage bs! 2024)

Galerien (by Thea Drexhage bs! 2024)

Shirley Holmes
Beatsteaks

Setlist Beatsteaks:

Beatsteaks (Foto: Thea Drexhage bs! 2024)
  1. Jane Became Insane
  2. Summer
  3. Milk & Honey
  4. Magic Feel
  5. Automatic
  6. Against All Logic
  7. French Disco
  8. Hail To The Freaks
  9. Hello Joe
  10. To Be Strong
  11. I Don’T Care As Long As You Sing
  12. Hey Du
  13. Detractors
  14. Traumschiff
  15. Ain’t Complaining
  16. Soothe Me
  17. Gentlemen Of The Year
  18. Cut Off The Top
  19. Big Attack
  20. Let Me In
    Encore:
  21. Hand In Hand
  22. Frieda und die Bomben
  23. What’s Coming Over You
  24. Barfrau
  25. The Lunatics (Have Taken Over The Asylum)
  26. Atomic Love

Links:

Shirley Homes
Beatsteaks

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Thea Drexhage hat Salma Hayek einiges voraus! 10 mm. Wie die meisten Frauen der Redaktion, Duffy, Beth Ditto, Joan Rivers oder Angus Young kann sie die MusikerInnen aus dem Bühnengraben also völlig problemlos sehen, wenn jemand ihren Hocker trägt, wird aber - das hat sie mit Salma dann doch wieder gemein - dennoch viel zu oft auf Ihre Körpergröße, ihre Mähne und ihre leicht misanthropischen Anflüge reduziert. Damit sie also nicht im nächstbesten Titty Twister von Sonnenunter- bis Sonnenaufgang Menschenmengen und Bläser mätzelt, halten wir “Aggro-Thea”, die zuvor ganze Landstriche in Mecklenburg Vorpommern ausgerottet hat, halbtags im spießbürgerlichen Oldenburger Exil an der langen Leine. Seither legt sich die scheißpünktliche existentialistische Besserwisserin analog mit Sartre, Camus & Kodak an und ja, auch wir müssen neidlos zugestehen, dass der Instagram-Account ihrer beiden Katzen “Salma” und “Hayek” mehr Follower pro Tag hat, als unser webzine im ganzen Jahr.
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