Was lange währt wird endlich gut. Die Beatsteaks haben sich auskuriert und können den verschobenen Konzerttermin im Pier2 endlich nachholen. Wie sehr sich die Bremer*innen danach versehrt haben, wird schon klar, als der Laden bereits beim Support schon rappelvoll ist – was nicht bedeutet, dass man das einer Supportgruppe wie Shirley Holmes nicht zugetraut hätte, aber für Bremen und einen Laden in der Größe ist Pünktlichkeit seitens des Publikums nicht immer üblich.
Es kann also ordentlich losgerockt werden. Wie das geht, wissen Shirley Holmes aus Berlin definitiv. Das Trio fackelt nicht lange und lässt keine Wünsche an einen mitreißenden Support offen – die Bremer*innen bleiben jedoch verhalten. Es ist zwar in Bremen keine Seltenheit, dass ein Support-Act eher verhalten begutachtet wird, aber hier ist es doch merkwürdig. Die Band strotzt nur so voll Energie, musikalisch ist das Ganze jetzt auch nicht so weit von den Beatsteaks weg…Vielleicht liegt es am Alter. Als die Beatsteaks 2004 mit Smack Smash ihren Durchbruch feierten, waren die meisten heute Anwesenden schon am Ende ihrer Pubertät – was bedeutet, dass sie heute mindestens…ach sprechen wir nicht drüber.
Die Krone der Erschöpfung
Man könnte also meinen, dass Shirley Holmes das „Bitte geh bitte“ aus Machst du Frühstück ? innerlich schon ein bisschen ans Publikum gerichtet haben. Super Nummer auf jeden Fall – ganz ähnlich wie Binichbinich, die so rein theoretisch auf dem Papier auch super ziehen müsste. Für jene, die dann doch aufmerksam zugehört haben, gibt’s ‘ne gute Nachricht: am 15.3. kommen Shirley Holmes zurück nach Bremen, ins Lagerhaus, als Headliner. Das wird gut.
No Shit, Shirley!
Umbaupause. Zügig. Viel Gewusel auf der Bühne. Pünktlich um 21 Uhr der erste ikonische Gitarrenanschlag zu Jane Became Insane – und guck es einer an, die müden Knochen können sich doch noch bewegen. Gut, wenn die Beatsteaks spielen, kommen die Leute halt auch, um die Beatsteaks zu sehen, denn eines ist Gesetz: jede*r findet die Beatsteaks geil, vor allem live. Dazu muss man kein riesiger Musikliebhaber sein. Und mit so einem Brecher zu starten ist natürlich ein cleverer Schachzug und spätestens bei Summer weiß dann jeder, in welche Richtung der Abend gehen wird. Die Setlist besticht mit 26 Songs quer durch die Bandgeschichte, hier und da gespickt mit Material des jüngsten Langspielers Please.
Zwischen den Songs gibt’s nur ein paar kurze Anekdoten aus fast 30 Jahren Bandgeschichte, niedliche Interaktionen mit den jüngsten Konzertgästen – Grüße gehen raus an Justus! und ein paar wage Worte zur düsteren Zeit.“Sie wollen, dass wir unsicher sind. Sie wollen, dass wir leise sind“, wiederholt Arnim Teutoburg-Weiss gleich mehrmals. Leise ist hier im Pier2 niemand. Songs wie French Disco machen klar, auf welcher Seite man hier steht.
Es ist sicherlich absurd
In dieser Welt zu leben
Sie erscheint dir sinnentleert
Doch zieh dich nicht zurück
Spontane Rebellion und Solidarität
Sind Akte, die jetzt wertvoll sind
Es ist nie zu spät!
Das kann alles schon etwas aufs Gemüt drücken, vielleicht wirkt die Band deshalb dieses Mal etwas distanzierter, als man es als vielleicht von den Berlinern kennt. Musikalisch lässt der Abend dafür keinerlei Wünsche übrig. Sound und Lautstärke passen, die Setlist gut durchdacht. Wer nach Let Me In bereits glücklich durchgeschwitzt ist, muss ganz stark sein, denn nach den obligatorischen „Beatsteaks-klatsch-klatsch-klatsch-Beatsteaks“-Rufen geht es mit satten sechs Zugaben weiter. Nach Hand In Hand und Frieda und die Bomben sind die meisten schon wunschlos glücklich. Aber obendrauf gibt’s noch das düstere The Lunatics (Have Taken Over the Asylum) und natürlich Atomic Love bevor mit R.E.M.s It’s the End Of The World As We Know It der Konservenrausschmeißer ertönt.
And I feel fine.
Galerien (by Thea Drexhage bs! 2024)
Shirley Holmes
Beatsteaks
Setlist Beatsteaks:
- Jane Became Insane
- Summer
- Milk & Honey
- Magic Feel
- Automatic
- Against All Logic
- French Disco
- Hail To The Freaks
- Hello Joe
- To Be Strong
- I Don’T Care As Long As You Sing
- Hey Du
- Detractors
- Traumschiff
- Ain’t Complaining
- Soothe Me
- Gentlemen Of The Year
- Cut Off The Top
- Big Attack
- Let Me In
Encore: - Hand In Hand
- Frieda und die Bomben
- What’s Coming Over You
- Barfrau
- The Lunatics (Have Taken Over The Asylum)
- Atomic Love
Links:
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Beatsteaks