Die Verantwortlichen hatten wohl schon mit dem Schlimmsten gerechnet. Eine Band die bereits 1961 gegründet wurde, wird wohl nur Menschen anlocken, die sich alterstechnisch im Bereich Ü75 aufhalten. Auweia. Das wird dann wohl eher eine Veranstaltung wo die Rollatoren sauber geparkt im Forum stehen und die Senioren zum Platz geleitet werden. Ganz so schlimm ist es an diesem Abend dann doch nicht gekommen. Ganz im Gegenteil. Die Senioren sind eher Junggebliebene und überhaupt ist das Publikum vom Alter her bunt durchgemischt. Genauso bunt wie die Hawaii-Hemden, die den Dresscode des Abends bilden.
Das Konzert der Beach Boys in der Swiss Life Hall ist selbstredend komplett bestuhlt und besteht aus 120 Minuten Musikgeschichte, aufgeteilt in 2 Abschnitte. Pause muss sein, sonst hält das Publikum nicht durch? Quatsch!!. Aber eine Pause tut gut in der aufgeheizten Strandbar-Schwitz-Life-Hall. Apropos Pause. Die bauen auch sehr viel jüngere Metal-Bands in ihren Abend ein. Soviel zum Thema Alter.
Wouldn’t it be nice if we could wake up
In the morning when the day is new
And after having spent the day together
Hold each other close the whole night through
Das Musik ein Jungbrunnen sein kann, beweisen an diesem Abend eine weiteres Mal Ur-Beach-Boy und Gründungsmitglied (ja es war tatsächlich 1961) Mike Love und zu 87,93104 Prozent Anfangs-Strandjunge Bruce Johnston, der seit 1965 dabei ist. Neben den Urgesteinen stehen noch sechs weitere Musiker auf der Bühne. Jeffrey Foskett, Tim Bonhomme, John Cowsill, Keith Hubacher,und Scott Totten und Christian Love( Ja das ist tatsächlich der Sohnemann von Mike) sind THE BEACH BOYS. Und was soll mensch sagen,die Jungs können es noch. Das Lebensgefühl Sonne, Strand, Meer, Mädchen und noch mehr Mädchen ist sofort wieder da (war eigentlich nie weg). Die Beach Boys entführen die 2300 Fans in die good old 60er, “Now and Then“ – ONE NIGHT ALL THE HITS. Und Hits haben die Rock & Roll Hall of Fame-Clubmitglieder en masse. Hier wird nicht gekleckert, sondern Hit auf Hit geklotzt. Love und Johnston könnten jetzt auf dicke Hose machen, haben sie aber gar nicht nötig. Entspannt geht’s los mit „Do It Again“, um dann gleich auf „Surfin Safari“ zu gehen. Schließt mensch die Augen, kann man das Rauschen des Meeres hören. Also fast. Vielmehr hört mensch diesen unverkennbaren vierstimmigen Chorsatz, den die Surfmusik der Beach Boys ausmacht. Mike Love´s Stimme ist etwas rauer geworden, aber die Spätgeborenen der Band um Christian Love haben die Gene des Vaters geerbt.
Love is in the Air
Auf einer Leinwand im Hintergrund laufen Szenen aus dem BB-Universum. Studioaufnahmen, Konzermitschnitte, Privataufnahmen, Mädchen, Meer und gute Laune in einer scheinbar heilen Welt. Bei einigen Songs singt Mike Love als junger Bursche auf der Leinwand und als gestandener Kerl auf der Bühne das gleiche Lied. Quasi synchron. Perfektes Entertainment. Die Beach Boys haben mit dem Album „Pet Sounds“ ein Meilenstein der Rockgeschichte geschaffen. Auf gleichem Niveau wie die Beatles mit dem Sergeant Pepper-Album. Kein Wunder, dass die Fab Four auch auf der Leinwand erscheinen, als man zusammen beim indischen Guru meditieren war.
Der erste Teil des Abends läuft noch verhältnismäßig ruhig. Die Strandjungs können und wollen die Stimmung natürlich noch hochfahren. Das schaffen sie mit ihren Surf-Smash-Hits „I Get Around“, „Help me Rhonda“, „Wouldn’t It Be Nice” und auch dem Comeback-Song „Kokomo“ spielend. Und schon steht der Saal. Das die etwas älteren Herrschaften „Rockaway Beach“ von den Ramones nicht kennen, Geschenkt! Alle hier, ob jung oder älter, haben heute „Good Vibrations“ und „Fun, Fun, Fun“ sowieso.
Galerien (by Michael Lange bs! 2019):
Setlist:
- Do It Again
- Surfin‘ Safari
- Catch a Wave
- Little Honda
- It’s Ok
- Surfin‘ U.S.A.
- Surfer Girl
- Getcha Back
- Good to My Baby
- You’re So Good to Me
- Then I Kissed
- Why Do Fools Fall in Love (Frankie Lymon & The Teenagers cover
- When I Grow Up (to Be a Man)
- Don’t Worry Baby
- Little Deuce Coupe
- 409
- Shut Down .
- I Get Around
- In My Room
- God Only Knows
- Sloop John B ([traditional] cover
- Wouldn’t It Be Nice
- California Girls
- Dance, Dance, Dance
- Do You Wanna Dance? (Bobby Freeman cover)
- Help Me, Rhonda
- Barbara Ann (The Regents cover)
- Kokomo
- Good Vibrations
- Rockaway Beach (Ramones cover)
- Fun, Fun, Fun
Links:
www.thebeachboys.com