Review: Die ewige Welle – Beach Boys live (18.06.2019, Hannover)

Die Verantwortlichen hatten wohl schon mit dem Schlimmsten gerechnet. Eine Band die bereits 1961 gegründet wurde, wird wohl nur Menschen anlocken, die sich alterstechnisch im Bereich Ü75 aufhalten.  Auweia. Das wird dann wohl eher eine Veranstaltung wo die Rollatoren sauber geparkt im Forum stehen und die Senioren zum Platz geleitet werden. Ganz so schlimm ist es an diesem Abend dann doch nicht gekommen. Ganz im Gegenteil. Die Senioren sind eher Junggebliebene und überhaupt ist das Publikum vom Alter her bunt durchgemischt. Genauso bunt wie die Hawaii-Hemden, die den Dresscode des Abends bilden.  

Das Konzert der Beach Boys in der Swiss Life Hall ist selbstredend komplett bestuhlt und besteht aus 120 Minuten Musikgeschichte, aufgeteilt in 2 Abschnitte. Pause muss sein, sonst hält das Publikum nicht durch? Quatsch!!. Aber eine Pause tut gut in der aufgeheizten Strandbar-Schwitz-Life-Hall. Apropos Pause. Die bauen auch sehr viel jüngere Metal-Bands in ihren Abend ein. Soviel zum Thema Alter.

Wouldn’t it be nice if we could wake up

In the morning when the day is new

And after having spent the day together

Hold each other close the whole night through

Das Musik ein Jungbrunnen sein kann, beweisen an diesem Abend eine weiteres Mal Ur-Beach-Boy und Gründungsmitglied (ja es war tatsächlich 1961) Mike Love und zu 87,93104 Prozent Anfangs-Strandjunge Bruce Johnston, der seit 1965 dabei ist. Neben den Urgesteinen stehen noch sechs weitere Musiker auf der Bühne. Jeffrey Foskett, Tim Bonhomme, John Cowsill, Keith Hubacher,und Scott Totten und  Christian Love( Ja das ist tatsächlich der Sohnemann von Mike) sind THE BEACH BOYS. Und was soll mensch sagen,die Jungs können es noch. Das Lebensgefühl Sonne, Strand, Meer, Mädchen und noch mehr Mädchen ist sofort wieder da (war eigentlich nie weg). Die Beach Boys entführen die 2300 Fans in die good old 60er, “Now and Then“ – ONE NIGHT ALL THE HITS.   Und Hits haben die Rock & Roll Hall of Fame-Clubmitglieder en masse. Hier wird nicht gekleckert, sondern Hit auf Hit geklotzt. Love und Johnston könnten jetzt auf dicke Hose machen, haben sie aber gar nicht nötig. Entspannt geht’s los mit „Do It Again“, um dann gleich auf „Surfin Safari“ zu gehen. Schließt mensch die Augen, kann man das Rauschen des Meeres hören. Also fast. Vielmehr hört mensch diesen unverkennbaren vierstimmigen Chorsatz, den die Surfmusik der Beach Boys ausmacht. Mike Love´s Stimme ist etwas rauer geworden, aber die Spätgeborenen der Band um Christian Love haben die Gene des Vaters geerbt.

Love is in the Air 

Auf einer Leinwand im Hintergrund laufen Szenen aus dem BB-Universum. Studioaufnahmen, Konzermitschnitte, Privataufnahmen, Mädchen, Meer  und gute Laune in einer scheinbar heilen Welt. Bei einigen Songs singt Mike Love als junger Bursche auf der Leinwand und als gestandener Kerl auf der Bühne das gleiche Lied. Quasi synchron. Perfektes Entertainment. Die Beach Boys haben mit dem Album „Pet Sounds“ ein Meilenstein der Rockgeschichte geschaffen. Auf gleichem Niveau wie die Beatles mit dem Sergeant Pepper-Album. Kein Wunder, dass die Fab Four auch auf der Leinwand erscheinen, als man zusammen beim indischen Guru meditieren war.

Beach Boys (Foto: Michael Lange bs! 2019)

Der erste Teil des Abends läuft noch verhältnismäßig ruhig. Die Strandjungs können und wollen die Stimmung natürlich noch hochfahren. Das schaffen sie mit ihren Surf-Smash-Hits „I Get Around“, „Help me Rhonda“, „Wouldn’t It Be Nice” und auch dem Comeback-Song „Kokomo“ spielend. Und schon steht der Saal. Das die etwas älteren Herrschaften „Rockaway Beach“ von den Ramones nicht kennen, Geschenkt! Alle hier, ob jung oder älter, haben heute „Good Vibrations“ und „Fun, Fun, Fun“ sowieso.

Galerien (by Michael Lange bs! 2019):

Setlist:

  1. Do It Again
  2. Surfin‘ Safari
  3. Catch a Wave 
  4. Little Honda
  5. It’s Ok
  6. Surfin‘ U.S.A. 
  7. Surfer Girl 
  8. Getcha Back 
  9. Good to My Baby
  10. You’re So Good to Me
  11. Then I Kissed
  12. Why Do Fools Fall in Love (Frankie Lymon & The Teenagers cover
  13. When I Grow Up (to Be a Man)
  14. Don’t Worry Baby
  15. Little Deuce Coupe 
  16. 409
  17. Shut Down .
  18. I Get Around
  19. In My Room 
  20. God Only Knows 
  21. Sloop John B ([traditional] cover
  22. Wouldn’t It Be Nice
  23. California Girls
  24. Dance, Dance, Dance
  25. Do You Wanna Dance? (Bobby Freeman cover) 
  26. Help Me, Rhonda
  27. Barbara Ann (The Regents cover) 
  28. Kokomo
  29. Good Vibrations
  30. Rockaway Beach (Ramones cover) 
  31. Fun, Fun, Fun

Links:
www.thebeachboys.com      

Michael Lange
Michael Langehttps://www.be-subjective.de
Michael Lange. MichaL ist der Methusalix in unserem Team. Ein Original, ein Sympath, ein Genießer von A wie Abba bis Z wie Zabba und im realen Leben ein Stepptänzer. »Jawohl, das mit dem KlackerdiKlack.« MichaL hat schon Rock’n’Roll gehört, da waren die Little Boy Blue and the Blue Boys noch grün hinter den Ohren. Man munkelt er konnte schon einparken, da gab es noch nicht mal Rückspiegel, geschweige denn Einparkhilfen. Dennoch ist die MichaL noch lange kein Oldy oder darauf fokussiert. The big L war plötzlich da. Zeitlos. Unerwartet und doch völlig freiwillig tauchte er in unserem Universum auf und bereichert es. KlackerdiKlack.

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