Ein nicht mehr ganz so schöner aber doch trockener Sommertag, der Hamburger Kultursommer, nach eineinhalb Jahren Corona-Lockdown die Rückkehr der Musik. Im spacigen Musikpavilon in Planten un Blomen spielt Aylin feat. Pitaya. Heavy Funk in knochentrockenem Big Band Sound. Pitaya, stachelige grüne Drachenfrucht mit harter Schale und rosa süsser Seele, feurige Big Band. Drachenbändigerin Aylin Ejder – türkisch für Drache – Bandleaderin, Songschreiberin, Arangeurin, Multiinstrumentalistin und diesmal Frontfrau, charismatische Sängerin. Zusammen mit zwei Saxophonen, begnadetem Trompeter, Posaune, drei an Bass und Gitarre, in der Mitte Keyboarder und Percussionist mit zweiten Keyboards, zwei Backgroundsängerinnen. – eine junge Band irgendwo an der richtigen Stelle zwischen Earth, Wind and Fire, Tower of Power, Incognito, Jamiroqai, Mothers Finest und Rufus and Chaka Khan. wundervolle alte Seelen in jungen Menschen. Alte Musik in jung und frisch.
Das allererste Konzert Aylins mit ihrer eigenen Band. In einigen Momenten ist da noch diese kleine Unsicherheit, wenn die Band richtig loslegt und die Rhythmen härter werden, wird der feuerspeiende Drache lebendig und bläst jeden Corona-Frust aus dem Herz. Immer wieder begnadete Improvisationen des Trompeters und die knochentrockene Bläsersection. Fett.
Darüber der warme Alt Aylins, ihre Texte erzählen von der Unsicherheit, der Frage, ob man gut genug ist. Von der schweren Reise eines Findelhundes, der bei ihrer lieben Oma und ihr nach langem Kampf sein Zuhause gefunden hat. Themen junger Menschen in dafür selten gehörten Sound gekleidet. Dazwischen ihre Versionen von Sades “Smooth Operator”, Santanas “Smooth” und kurz vor Schluss “September” von Earth, Wind and Fire. Obwohl doch erst August ist, wie sie augenzwinkernd anmoderiert.
Verdammte Sperrstunde!
Langsam geht die Sonne unter, der Musikpavillon in Planten un Blomen, berühmte und wunderschöne Parkanlage im Zentrum von Hamburg, überdacht die Band mit ihrer ganz eigenen Architektur. Das Bühnenlicht bringt sie regelrecht zum Leuchten. Die Open Air – Stimmung verwandelt sich langsam in funkelndes Disco Inferno. Um 22 Uhr der unvermeidliche Open Air-Break Hamburgs, noch schnell 30 Sekunden Zugabe.
Musik mit Seele.
Funkadelic, Baby.
Bitte mehr davon.
Text: Jörg-Martin Schulze.
Galerien (by Jörg-Martin Schulze bs! 2021):
Setlist:
- Let`s get Started (Intro)
- Grandma`s Tune
- Ghosttown
- Ego
- Nothing
- Smooth Operator (Sade)
- Black Coffee
- Moving
- This World (Selah Sue)
- Daisy
- Energy
- Queen
- Smooth (Santana)
- White Dog
- Studio
- What is Hip? (Tower of Power)
- USA-Family
- September (Earth, Wind and Fire)
- Lovely Day (Bill Withers)
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