Review: ASP – Der GeistErfahrer in der Hauptstadt (23.10.2016, Berlin)

„ASP“ sind zweifelsohne eine Band, die mittlerweile nicht mehr aus der schwarzen Szene wegzudenken sind. Mit zahlreichen Balladen und echten Everblacks schrieben sie Geschichte. In all den Jahren sammelten sich auch viele kritische Stücke an, die die Entwicklung der Gesellschaft oder den allgemeinen Lebenswandel anprangerten. Nun war es also an der Zeit genau diesen Stücken eine eigene Tour zu widmen. Als Unterstützung hatte man sich die Jungs von „Burn“ mit ins Boot geholt.

Leider blieb die Vorband „Burn“ doch eher farblos und schaffte es nicht das Publikum mitzureißen. Der zeitlose Rock dieser Band fand an diesem Abend kaum Gehör, anscheinend wartete die breite Masse auf „ASP“ und seine dunkelromantischen Stücke.

ASP (Foto: Lena Behlmer bs!)
ASP (Foto: Lena Behlmer bs!)

Als Einstieg wählte der Meister „GeistErfahrer“, zeitglich auch Tourmotto und sicher ein Stück der Band, das doch eher schwer zugänglich ist. Trotzdem schafften es die Klänge die Fans zu begeistern und der Funke sprang sofort über. Die Single „Wer sonst“ lockerte die Stimmung zusehends auf und die Meute begann nun lauthals den Refrain mitzusingen, ehe der „Wanderer“ die Gedanken wieder in ernstere Gefilde führte.

Eine seltene Live-Darbietung erhielt auch die „Eisige Wirklichkeit“. Ein Song, der den Zustand der Gesellschaft perfekt beschreibt. Es reihten sich weitere kritische Songs in die Setlist mit ein. Ob nun „Weichen(T)stellung“ oder „FremkörPerson, erstens“, hier handelt es sich definitiv schwere Kost, die man eher zuhause genießt. Ein wirklich spannendes Experiment diese Beiträge in den Fokus eines abendfüllenden Konzertes zu stellen. Natürlich durften aber auch nicht die bekannten Tracks fehlen und so wurde bei „Carpe Noctem“ und „Biotopia“ auch anständig gefeiert, ehe die Hymne „Ich bin ein wahrer Satan“ erklang und die Fans in einen kollektiven Freudentaumel stürzte. Nach dem Statement „Sage Nein!“ folgte „Schwarzes Blut“ und „Denn ich bin dein Meister“.

ASP (Foto: Lena Behlmer bs!)
ASP (Foto: Lena Behlmer bs!)

Ebenfalls zwei Tracks, die einfach nicht wegzudenken sind aus der schwarzen Szene. Danach wurde das reguläre Set beendet. Nach kurzer Wartezeit, betrat die Band dann schließlich final die Bühne und eröffnete den Zugabenblock mit „Finger weg! Finger!“. Ein Song, der viel Raum zur Interpretation lässt. Vordergründig handelt dieser Beitrag von aufdringlichen Zeitgenossen, wie wir sie wohl alle schon mal erleben mussten, allerdings könnte man die Lyrics auch als Absage an den unglaublichen Werbungs-Druck beziehen, den wir tagtäglich über uns ergehen lassen. Das legendäre „Werben“ schloss im Anschluss den Kreis, ehe „Rücken an Rücken“ noch einmal die Kälte in unserer Gesellschaft aufs Korn nahm. Der Abend wurde standesgemäß mit „Ich will brennen“ beendet.

ASP (Foto: Lena Behlmer bs!)
ASP (Foto: Lena Behlmer bs!)

Fazit:
„ASP“ sind sicher nicht umstritten innerhalb der Szene. Dennoch muss man dieser Formation einfach zu Gute halten, dass man sich mittlerweile Jahrzehnte im Gothic-Bereich gehalten hat und einen gehörigen Anteil an der Entwicklung des schwarzen Lebensgefühls hat. Mit diesem Abend haben „ASP“ ihre Ausnahmestellung einmal mehr unter Beweis gestellt.

Galerien:

Links:
www.aspswelten.de
www.burnmusic.de

Fabian Bernhardt
Fabian Bernhardthttps://www.be-subjective.de/
Um unglaublich international zu wirken, hat die Redaktion einen Headhunter auf DEN Berliner angesetzt. DAS Phantom, wie es aus Szenekreisen heißt, hat viele Tarnidentitäten. Gesichert ist, dass der Dämon – ein gerade mal 76 Zoll großer metalbesessener Gothik-Zwerg – im Nebenerwerb als Schauma-Shampoo-Model jobbt und einen mittel bis stark ausgeprägten Festivalfetisch pflegt, sich während der Wintermonate mit Kneipensport Ersatzbefriedigung verschafft und eine ruhige Kugel in seinem Prinzessin-Lilliefee-Darkroom schiebt. Ob es das Spandauer Edelexemplar wirklich gibt oder auch Bernhardt nur ein Pseudonym ist, konnte bisher nicht geklärt werden.

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