Review: Anderson .Paak & The Free Nationals – Nur echt mit Punkt (10.07.2018, Berlin)

Aus allen Straßen laufen Personen mit Konzerttickets in Richtung Columbiahalle über den Platz der Luftbrücke. Angezogen wie Motten vom Licht, von einer Geräuschkulisse gemischt aus Stimmgemurmel und Ansagetexten, Bier und Grasgeruch, Musik strömend durch geöffnete Stahltüren. Bandansagen laufen in Dauerschleife, fordern auf, Taschen und Rucksäcke an der Garderobe abzugeben. Securities checken unermüdlich den Einlass. Immer mehr Menschen stehen in der Traube vor der Location, strömen ins Innere, verteilen sich vor der Bühne und auf dem Rang.

Entspannt, aber nicht weniger großartig

 

Chillige Beats, Videospielelemente, asiatische Klänge, der Tokyoter StarRo schafft es, all das zu vereinen. Begleitet von einem im Licht tanzenden Schmetterling, bewegt sich das Publikum. Gefangen in einem Bann, konzentriert auf den DJ, der sein Mischpult immer wieder verlässt, um auf seine eigene Musik zu tanzen. Sichtlich erfreut über die sich bewegende Masse wird sich immer wieder lächelnd bedankt, zurückhaltend klassisch, ohne die Moderne zu vergessen und überaus sympathisch, passend zum Beat.

Der Support als perfekte Unterstützung, einleitend, bereitet Anderson .Paak die große Bühne. Ein entspannter Start in einen großartigen Abend, gewürzt mit der Vorausahnung, dass es einfach gut werden muss.

Flummistyle

Es ist dunkel in der Columbiahalle, einzig beleuchtet ist das schwarz-rot-gelbe Logo mit Schriftzug von Anderson .Paak & The Free Nationals. Gebannt wird die Bühne beobachtet, lauter Jubel untermalt den Auftritt der Musiker, gefeierte Matadore beim Einzug in die Arena.

Kurz dahinter: Anderson .Paak als rotes Muleta. Noch einmal schwillt der Jubel an. Gibt Energie für den nun anstehenden Tanz.

Flummigleich springt der Sänger von rechts nach links, vorne nach hinten, oben und unten. Stellt sich auf eigens für ihn aufgestellte Podeste, nur um von ihnen hinunter in den Graben, ganz nah ans Publikum zu kommen. Das alles geschieht nahezu mühelos, von Anstrengung oder Atemnot keine Spur.

Lichtermeer

Gänsehaut innerhalb der ersten drei Songs, erzeugt durch die mit Feuerzeugen und Handylichtern hell beleuchtete Location. Wer nicht leuchtet, fotografiert staunend.

Anderson Paak (Foto: Daphne Dlugai bs! 2018)
Anderson Paak (Foto: Daphne Dlugai bs! 2018)

Hey das geht ab, wir feiern die ganze Nacht

Dass Anderson .Paak ein hervorragender Schlagzeuger ist, sollte keinen mehr verwundern. Sein Können zeigt er allerdings erst, nachdem sich der Künstler zu den ersten Liedern reichlich ausgetobt hat. Nun überraschen sehr guten Deutschkenntnisse. Covert Anderson .Paak doch am Schlagzeug den Refrain von „Das geht ab“ von Frauenarzt & Manny Marc. Das Publikum lässt es sich nicht nehmen mit einzustimmen.

Gleichschrittswingen

Anderson Paak (Foto: Daphne Dlugai bs! 2018)
Anderson Paak (Foto: Daphne Dlugai bs! 2018)

Von rechts nach links und wieder zurück, das Publikum ist im Fluss, Anderson .Paak ist im Fluss, The Free Nationals sind im Fluss, der ganze Abend fließt wie Milch mit Honig.

Immer wieder Zwischenspiele, besonders Anklang findet eine Sequenz verschiedener Cover von Keyboarder Ron Tnava Avant. Trotz geplanter Atempause: Hinter dem Schlagzeug wird getanzt.

Weiter geht der Clubtanz, schwingende Arme ergänzen die Choreografie. Was für ein wertvoller Moment im Einklang, wird doch neuerdings ein Moshpit auf Konzerten der Band eröffnet.

I think I love you

Ist das nächste Lied doch speziell an die Pärchen im Publikum gerichtet, singen doch alle im Chor. Viel zu mitreißend ist die Performance, viel zu begeisternd der Abend, viel zu schöne klebrige Liebe in der Luft. So reiht sich dieser Song in die lückenlose Liste an Highlights des Abends. Kusshände werden an die Anwesenden verteilt.

Dankeschön Berlin, I love you too!

Anderson Paak (Foto: Daphne Dlugai bs! 2018)
Anderson Paak (Foto: Daphne Dlugai bs! 2018)

Encore

Bei solch einem perfekten Abend ist es kaum verwunderlich, dass das Publikum einen Nachschlag fordert. The Dreamer setzt das Sahnehäubchen auf den Honigkuchen. Matadore und Muleta verlassen die Arena, in diesem Kampf gab es nur klare Gewinner. Im übertragenen Sinne ein Abend, nach dem man sich die Finger leckt.

 

Anderson Paak (Foto: Daphne Dlugai bs! 2018)
Anderson Paak (Foto: Daphne Dlugai bs! 2018)

Setlists:

  1. Come Down
  2. Dr. Der break
  3. The Waters
  4. Glowed Up
  5. Bubblin
  6. The Season/ Carry Me
  7. Put Me Thru
  8. Heart Don’t Stand A Chance
  9. Gidget
  10. (Ron interlude)
  11. Room In Here
  12. Til It’s Over
  13. Miss Right
  14. Suede
  15. The Bird
  16. Am I Wrong
  17. Lite Weight
  18. Luh You
    Encore:
  19. The Dreamer

 

 

Galerien:

Links:
www.andersonpaak.com

Daphne Dlugai
Daphne Dlugaihttps://www.be-subjective.de
Daphne Dlugai. Eine lebendige Mindmap aus einem Kessel Buntes, läuft wie ein Duracellhäschen, wenn man Kaffee, kaffee, kaffee (hier als Nomen, Verb und Adjektiv verwendet) in ihr System kippt. Oder Schokolade. Im Herzen eine Disneyprinzessin (definitiv Mulan, die anderen sind zu girly),  im echten Leben Teilzeitcholerikerin, audiophil Vinyladdicted und ist Daphne ein bisschen sonderbar. Oder war es Sonderpädagogin? Wir wissen es nicht so genau. Man munkelt sie ist wegen Schokolade auf Bewehrung und versucht diese Schwäche mit Bastelkram zu kompensieren. Funzt! Alles ist schöner mit Kerzen! Sogar Kerzen.

Weitere Artikel

Ähnliche Beiträge

Preview: The Last Dinner Party – Ein unvergleichliches Konzerterlebnis auf Europatour [2024]

Nach ihrer restlos ausverkauften UK-Tour und einem durch die...

Review: Douglas Dare bringt Club-Atmosphäre in die Kantine am Berghain (27.09.2024, Berlin)

An diesem stürmischen Freitagabend trafen in Berlin zwei Welten...

Preview: Douglas Dare stellt sein neues Album vor (2024)

Seit 2013 lässt Douglas Dare Klassik, Kammer-Pop, Folk und...

Preview: Aurora präsentiert ihr neues Album (2024)

Nachdem AURORA im November ihre letzte Single Your Blood...