Es ist Donnerstag, der 08.08.2019. Wo im Internet und auch in vielen Haushalten der Weltkatzentag gefeiert wird, freut man sich in Chemnitz auf ein wahres musikalisches Highlight: Die Schottische Singer/Songwriterin Amy Macdonald gastiert heute mit ihrer Band bei den Chemnitzer Filmnächten auf dem schönen Theaterplatz.
Ganz behutsam kann man das Auto in der darunterliegenden Tiefgarage abstellen. Kfz-Kennzeichen aus zahlreichen Städten und Landkreisen aus ganz Deutschland reihen sich Parklücke an Parklücke. Nur kurz die Treppe rauf und schon begegnet man der immer länger werdenden Schlange aus Fans, die etwas ungeduldig mit der Eintrittskarte in der Hand die verbleibenden Minuten bis zum Einlass zählen. Der Zeitplan für den heutigen Abend ist straff und gut durchgeplant; pünktlich um 22 Uhr darf kein Ton mehr aus den Boxen zu vernehmen sein. So öffnen sich Punkt 18.30 Uhr die Tore zu den sehr beschaulich gelegenen Filmnächten. Direkt vor der Oper steht eine große Bühne mit transparentem Runddach, rechts daneben ragen die Kirche und links das Museum. Die umliegenden Wohnhäuser, Restaurants und Hotels können sogar dem Konzert von Amy Macdonald nicht nur lauschen, sondern dank Toplage auch gut visuell mit verfolgen.
19:30 Uhr startet der Ire Glenn Rosborough. Mit seiner Stimme, seiner Gitarre und einem Schlagzeuger in der Hinterhand verzaubert er sofort mit einem wunderbar angenehmen sanftmütigen, doch kraftvollem Gesang. Ganz ohne viel Schnickschnack, nur auf das Wesentliche konzentrierend, verzaubert das Duo für die nächsten 30 Minuten das Von-Jung-Bis-Alt-Publikum. Dazu türmen anmutig die Kirche und die Oper im Hintergrund. Chemnitz zaubert und lässt sich verzaubern.
And they’ll meet one day far away
Um 20.15 Uhr kommt sie dann endlich: Amy Macdonald, The Woman Of The World. Mit dem Titeltrack ihres aktuellen Best-Of Albums betritt sie ganz ungewohnt ohne Gitarre die Bühne und lässt ihre Band die instrumentale Arbeit erledigen. Als sie dann aber zu Mr. Rock’n’Roll zur Gitarre greift, ist ganz Chemnitz am Tanzen.
Überhaupt scheinen die Chemnitzer ein tanzfreudiges Völkchen zu sein: ausgiebig wird zur Musik gehüpft, geklatscht und mitgesungen. Jede gesungene Silbe und jedes gesprochene Wort der sympathischen schottischen Künstlerin wird mit Argusaugen und gespitzten Ohren verfolgt. So sind die ChemnitzerINNEN stellenweise so aufmerksam und ruhig, dass selbst Amy Macdonald sich einen (lieb gemeinten) Witz darüber nicht verkneifen kann. Doch in der Ruhe liegt die Kraft, Schweigen ist Gold. Chemnitz genießt diesen Abend in großem Maße und tut vor allem eins: genießen. Ganz dem Motto der Sängerin Slow it down…
I’ve always been a dreamer
So ausgiebig wie zu Balladen wie Give It All Up oder Never Too Late geschunkelt wird, so sehr freut sich das gut gelaunte Publikum über die schnelleren Stücke, besonders vom ersten Album This Is The Life. Bei Poison Prince bebt der Theaterplatz, bei Love, Love fällt jedem der ein oder andere Liebeskummer ein, der sogleich wieder weggetanzt werden kann und This Is The Life kennt sowieso jeder – Das Lied, mit dem Amy vor mehr als 10 Jahren weltweit berühmt geworden ist. Amy selbst besticht immer wieder durch ihre außerordentlich kraftvolle und starke Stimme sowie ihr sympathisches und humorvolles Wesen. Ihren schottischen Akzent verstehen gewiss nicht alle, aber das ist den Fans egal. Sie lieben ihre Amy und sie lieben Schottland.
AND IF YOU WANT IT TOO, THEN THERE IS NOTHING LEFT TO DO
Bei Barrowland Ballroom hat man fast den Eindruck selbst im gleichnamigen Club in Glasgow zu sein. Alles klatscht euphorisch und tanzt sich den wöchentlichen Ballast aus dem Körper als wäre es schon Wochenende. Das Zeitfenster an diesem Abend ist leider streng überwacht; so muss jeder Ton bis 22 Uhr verstummt sein. Doch das hindert keinen zu Down By The Water das Feuerzeug oder ein Smartphone-Licht in die Höhe zu strecken und beseelt zu tanzen bevor der Chemnitzer Theaterplatz zu Let’s Start A Band von Amy, ihrer Band und den glückseligen Fans ein letztes Mal in entzücktes Beben versetzt wird.
So friedvoll wie Chemnitz den Theaterplatz an diesem Tag betreten hat, so klemmt es etwas beim Verlassen des Geländes. Doch das ist alles nicht schlimm, schließlich befindet man sich in Gedanken noch im schönen Schottland.
Galerien (by Kristin Hofmann bs! 2019):
Setlist Amy Macdonald:
- Woman Of The World
- Spark
- Mr. Rock’n’Roll
- Dream On
- Slow It Down
- Give It All Up (akustisch)
- Leap Of Faith
- This Time Is Everything
- Poison Prince
- Automatic
- Love, Love
- Run
- This Is The Life
- Never Too Late
- Barrowland Ballroom
- Down By The Water
- Let’s Start A Band