Viele Bands sind nach dem Namen eines der Bandmitglieder benannt. Van Halen, Bon Jovi oder Manfred Mann sind so prominente Beispiele aus der Musikgeschichte. Manche Bandnamen sind fiktiv, wie Abstürzende Brieftauben, Extrabreit oder vielleicht auch Deep Purple. Bei dem Haupt-Act des Abends könnte man meinen, dass ist eine Band mit einem Adam darin, ist aber nicht so. Tatsächlich ist Adam Angst ein fiktiver Name und steht für eine Person, die Durchschnittsbürger widerspiegeln soll. Durchschnittsbürger hören Schlager, aber Adam Angst sind dann doch ganz anders unterwegs. Mit Punkrock kann man den Leuten die Probleme der Welt doch ganz anders und auch viel eindringlicher um die Ohren hauen. Und das ist gut so.
Auch die Vorband des Abends ist im breitgefächerten Bereich des Punk unterwegs. Shoreline ist eine vierköpfige Band aus Münster und machen auch Punkrock, aber mehr auf der emotionalen Basis. Emo ist ein Subgenre des Hardcore Punks in dem es in den Texten unter anderem um Verzweiflung und Trauer geht, aber auch politisch relevante Themen werden verarbeitet. Die Band ist jung und frisch, also Rookies? Keinesfalls. Shoreline gibt es bereits seit 2015 und eine Europatour haben sie auch schon gemacht. Respekt. Die Jungs von Shoreline gehören zu der jungen Generation, die sich berechtigte Sorgen um Ihre Zukunft machen. Umweltzerstörung und Rassismus sind leider aktuelle Themen, die es aufzuarbeiten und zu bekämpfen gilt. Hiervon kann Sänger Hansol Seung im wahrsten Sinne des Wortes ein Lied singen. Im Song „Konichiwa“ verarbeitet er selbsterfahrenen anti-asiatischen Rassismus. Die Band hat noch viel zu bekämpfen. Das tun sie auch in ihrem, kürzlich zuvor veröffentlichtem, dritten Album („To Figure Out”). Und in Hannover sind sie auch bald wieder. Am 25.04.2024 spielen sie in der Faust. Es lohnt sich dahinzugehen.
Gestatten, mein Name ist …
So könnte sich Adam Angst ankündigen, tut es aber nicht. Sie machen lieber Musik. Erstes Lied ist „Angst“, zweites Lied ist „Punk“. Da wissen die knapp über 500 Fans im ausverkauftem Musikzentrum gleich um WEN und um WAS es geht, sind also direkt im Thema. Und am Pogen. Im November waren die Norddeutschen noch als Vorband der Donots im Capitol zu Gast, jetzt machen sie selbst den Headliner. Im Hintergrund das große Banner mit dem beleuchteten Karussell ist das Plattencover des neuen Albums „Twist“. Twist wie Drehen oder zunehmend auch Durchdrehen, ob der Dumpfbacken, Hohlbirnen und Schwachmaten hierzulande und auch weltweit. Frontmann Felix Schönfuss, ehemaliger Sänger der Punkband Frau Potz, die Gitarristen Roman Hartmann und David Frings, Christian Kruse am Bass und Drummer Johannes Koster sind jetzt nicht die typischen Punker, mit bunten Haaren und so. Sie haben im Punk-Bereich ihre Nische gefunden. Was alle Punks eint, ist die Sozialkritik in den Texten.
Und nur für den Fall, dass in der nächsten Zeit sich schon wieder wer hierher verirrt,
gibt’s zur Not ne Partei ohne jegliche Scheu
vor Gewalt und Schießbefehl.
Super Idee.
Was Adam Angst jetzt wieder aus der Masse an Punkbands heraushebt, ist Experimentierfreude. Schönfuss am Klavier präsentiert „Die Lösung für deine Probleme“, eine Ballade. Ein derart ruhiges Stück einer Punkband? Geht das? Na klar. Die Hosen und DÄ haben ähnliche (Mitgröl-)Songs in diesem Tempobereich. Dieses Lied hat das Potenzial, ein Klassiker zu werden. Eingängig krabbelt er ins Ohr und bleibt direkt hängen, dieser Anti-AFD-Song. Aber natürlich können sie in Ihrer Kernkompetenz auch Hau-Drauf mit Shout und treibenden brettlauten Gitarren. „Alphatier“ und „Ja, Ja ich weiß“ sind AAAbgehnummern per excellene. Das sie sich bei den Zugaben auch bei den ärzten bedienen? Geschenkt!!. Den „Schrei nach Liebe“ können sie schön laut mit vielstimmigen Arschloch-Gegröle. Zum Abschluss noch die eigenen Songs „Splitter von Granaten“ und die Schlaumeier- „Professoren“. Dann hält das Karussell nach 80 Minuten schon wieder an. Das ist eigentlich zu kurz, aber kurzweilig war es trotzdem. Aber nur keine Angst, Angst kommen wieder. Auch mit Adam. Und vielleicht auch Eva.
Galerien (by Michael Lange bs! 2024):
Setlist Shoreline:
- Needles
- Eat My Soul
- Sanctuary
- Seoul
- Konichiwa
- Darius
- Holy Communion
- Western Dream
- Bent / Broken
Setlist Adam Angst:
- Angst
- Punk
- Alphatier
- Am Ende geht es immer nur um Geld
- Alphatier
- Mord
- Alexa
- Wir werden alle sterben
- Die Lösung für deine Probleme
- Ja Ja, ich weiß
- Was der Teufel sagt
- Wir sind zusammen
- Unter meinem Fenster
- Wunderbar
- Alle sprechen Deutsch
- Mindset
- Schrei nach Liebe (Die Ärzte cover)
- Splitter von Granaten
- Professoren