Es wird endlich wieder richtig laut und schwitzig im Lagerhaus! Acht Eimer Hühnerherzen laden zum gesitteten Gesellschaftstanz und haben nicht nur ein, sondern gleich zwei neue Alben dabei. Eigentlich hätte die Tour zur Platte „Album“ schon 2020 stattfinden sollen, aber Ihr-wisst-schon-was hat dafür gesorgt, dass es statt auf die Bühne einfach wieder ins Studio ging. Am 18. März 2022 erschien dann mit „Musik“ der nächste Langspieler. Beim Tourauftakt in Bremen feierten die neuen Songs ihr Bühnendebüt.
Ein weiteres Debüt der Support: scheitern.dreitausend aus Bremen. Topfrisch aus dem Proberaum treten die drei Bremer*innen das erste Mal vor Publikum auf. Mit Scheißegalattitüde und typischer Gen-Z-Lethargie schrammeln sie sich auf der kleinen Bühne ihr Set zusammen. Das Lagerhaus mittlerweile rappelvoll und hochmotiviert nimmt die junge Band mit offenen Armen entgegen. Und das zu Recht. Kurze, knackige Songs animieren zum Gutfinden. Auch, wenn der Sound unsauber ist und man kaum Songtexte verstehen kann, wirkt der Auftritt irgendwie stimmig in „passt schon“-Manier. Ein unperfektes Gesamtkunstwerk. Hamburger Schule in Bremen. Und sind wir mal ehrlich? Viel besser klangen Tocotronic zu ihren Anfangszeiten auch nicht. Zugaben werden gefordert doch die Zeit ist knapp, denn Acht Eimer Hühnerherzen haben viel vor. Einen Songmarathon. Schließlich gibt es Material von gleich zwei Platten zu präsentieren. Die Setlist umfasst sagenhafte 28, ich wiederhole, achtundzwanzig, Stücke.
Krasse Nummer
Den Einstieg macht „Zoni“ bei nun perfektem Sound. Die Gäste sofort dabei. Tanzen ohne Masken und Abstand. Vollkontakt unter 2G+ Regelung. Weder Band noch Publikum haben ihr Handwerk in den letzten beiden Jahren verlernt. Überall grinsende Gesichter. Apocalypse Vega, Herr Bottrop und Bene Dikator sind ein wunderbar eingespieltes Team, werfen sich in den Stimmpausen Matchbälle zu und machen den Abend so, trotz der umfangreichen Setlist, zu einem kurzweiligen Erlebnis. Natürlich überschreiten die Songs der Band in echter Punkmanier nur selten die Dreiminutenmarke. Überraschend für die, die Acht Eimer Hühnerherzen an diesem Abend das erste Mal live sehen, dürfte die Professionalität der Band sein. Wer bei diesem Bandnamen und den oftmals witzig gehaltenen Lyrics eine stümperhafte Show erwartet hat, der irrt.
Bis auf einen Textpatzer und einen Kabelbruch ist der Auftritt der Berliner perfekt.
Besser Wackelkontakt als gar kein Kontakt.
Dabei ist es besonders beeindruckend zu sehen, wie vielseitig der Sound einer dreiköpfigen Band mit drei einfachen Instrumenten sein kann. Nylonpunk, so der selbstbetitelte Stil, trifft es dabei ganz gut. Es geht quer durch’s Repertoire. Die Menge ist voll dabei, vor allem bei den Spotify-Klassikern „Eis auf Ex“, „Gesellschaftstanz“ oder „Mittelmaß“ die sich in jeden guten deutschen Indie-Mix eingeschlichen haben. Es gibt sogar ein bisschen Pogo. Pogo unplugged. Nylonpogo. Ein paar blaue Flecken, die der guten Art, und vermutlich kaputtgeschrammelte Finger beenden den Abend. Am Merch gibt’s Shirts und Platten und eine Spendenbox für obdachlose Frauen in Berlin. Mindestens acht Herzen auch dafür.
Galerien (by Thea Drexhage bs! 2022)
Setlist scheitern.dreitausend:
- Eigentlich
- Liebeslied
- Letztens
- Wo Rubens
- Ich geh schonmal vor
- Wandtattoo
- Berlin
- 82
- Rauchen
- Hamburg
- Buslied
- Dresden
(Für die Korrektheit der Titel an dieser Stelle keine Garantie)
Setlist Acht Eimer Hühnerherzen:
- Hallo
- Zoni
- Immer Schlimmer
- Somnambulismus
- Straße der Gewalt
- Sarte
- Händy
- Eisenhüttenstadt
- Zack Zack Zack
- Wüstenplanet
- Eindlich Fluchen
- Genug
- Quittenbrause
- Gesellschaftstanz
- Futur 25
- Alles etwas übertrieben
- Eus auf Ex
- Patientenverfügung
- Zement
- Mittelmaß
- Sonntagslied
- Hautproblem
- Kozmic Schlüsseldienst
- Kerosin
- Zahlen
- Neu in Dur
- Farben
- Tränengas
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