In Deutschland gibt es viele sagenumwobene Orte, allerdings ist die Loreley wohl eine der bekanntesten mystischen Orte. Durch das bekannte Gedicht Heinrich Heines mit seiner Figur der Loreley, die als Nixe singend auf einem Felsvorsprung saß und die Schiffe durch ihren Gesang auf die Felsen führte und ihnen damit den sicheren Untergang bescherte. Dank der weiten Verbreitung umweht der Felsformation auch heute noch eine magische Anziehungskraft. Die passende Location für ein Festival mit einem außergewöhnlichen Line-Ups also.
Inmitten des idyllischen Rheintals, hoch über der Gemeinde St. Goarshausen, begann das Festival strenggenommen bereits am Donnerstag-Abend mit einer kleinen Warm-Up Party im Biergarten. Die Band „TXL“ spielte auf und versetzte die BesucherInnen in die passende Festivalstimmung.
Der erste Tag begann dann doch sehr ungewöhnlich. Als Opening-Act wurde niemand geringeres als der Weihnachtsmann verpflichtet. Ein lockerer Einstieg in ein Wochenende voller Höhepunkte und so rockten die Berliner Jungs von „TXL“ ihr zweites reguläres Konzert auch anständig zu fast früher Stunde durch. Die nächste Band, die dann schließlich die Bühne erklomm, wurde mit Spannung erwartet. „Leave’s Eyes“ hatten sich erst kürzlich von Sängerin Liv getrennt und sie durch Elina ersetzt. Da hing die Messlatte eigentlich unerreichbar hoch, jedoch schaffte es die neue Frau am Mikrophon sofort zu überzeugen und schmetterte neue und alte Songs in ungeahnter Qualität. Diese Band solle man sich auf keinen Fall entgehen lassen. „Leave’s Eyes“ sind zurück und zwar stärker als jemals zuvor. Kompliment an Elina und ihre Mitstreiter für dieses wirklich erstklassige Konzert.
Ebenfalls mit Besetzungswechseln hatten die Urgesteine von „Rage“ in der letzten Zeit zu kämpfen. Von vielen Kritikern bereits abgeschrieben, zeigten Peavy und seine Jungs, weshalb ihnen immer noch eine Ausnahmestellung innewohnt. Ob nun die brandneue Single „my Way“ oder der Klassiker „Higher than the sky“, hier wurde kompromisslos gerockt. Der Line-Up Wechsel scheint der Band gut getan zu haben. So spielfreudig hat man sie lange schon nicht mehr gesehen. Einen sehr guten Tag hatten auch die Finnen von „Sonata Artica“ erwischt. Die Symphonic-Metaler brachten ihre kraftvolle Mischung beeindruckend auf die Bühne. Eine gute Setlist und ein begeistertes Publikum feierten gemeinsam und als dann „Don’t say a word“ erklang, gab es kein Halten mehr. Diese Jungs schaffen es immer wieder, die Massen zu begeistern.
Von vielen bereits sehnsüchtig erwartet, wurde „Doro“. Eben jene „Queen of Metal“, die kürzlich erst zur „Godness of Metal“ ernannt wurde und dem Rock-Fels eine Audienz bot. Wenn „Doro“ die Bühne betritt, hat man stets das Gefühl die Geschichte des Metals am eigenen Leib zu erfahren. „Burning the witches“ oder „Hellbound“ gehören in das CD-Regal eines jeden Metalers wie das schwarze Shirt in den Kleidungsschank. Eine extrem gute Songauswahl, die mit dem „Judas Priest“-Cover von „Breaking the law“ gekrönt wurde, ließ keine Wünsche offen. Eine weitere Band, die sich derzeit neu findet, sind wohl ohne Zweifel „Eluveitie“. Durch den Weggang von gleich drei festen Bandmitglieder, stellt man die Setliste nun gezwungenermaßen um und verzichtete erstmal komplett auf den weiblichen Gesangspart. Sicher etwas ungewohnt, dennoch zeigten alle MusikerInnen eine beachtliche Leistung. „Thousandfold“ und „Helvetios“ kamen bombastisch an, sodass man das Gefühl hatte, dass der altehrwürdige Felsen unter dieser Power zerbersten müsste. Gebührend dieser Kulisse wurde der Gig mit „Ignis Mona“ beendet. Da darf man gespannt sein, wie sich diese Band weiterentwickelt.
Blut, Blut
Die Ehre des Headliners wurde „Subway to Sally“ zuteil. Eine ganz besondere Live-Band, die eigentlich immer gute Stimmung verbreitet. Auch dieses Mal überraschten Eric und seine Mitstreiter mit einer interessanten Songauswahl. Man könnte es fast schon als Rundreise durch die verschiedenen Schaffensperioden dieser Formation sehen. Ein wirklich großartiges Konzert vor einer unvergleichlichen Kulisse fand sein Ende mit lauten „Blut, Blut“-Rufen.
Der finale Festivaltag bot noch einmal ein hochkarätiges Line-Up, dass es in sich hatte. Den undankbaren Slot der Eröffnung übernahm eine Coverband, die mit ihren Versionen von altbekannten Hits bereits eine gute Stimmung im Zuschauerbereich auslösen konnten. Etwas überraschend kam die Ansage, dass es der Band „Mustasch“ nicht möglich gewesen sei, nach Deutschland einzureisen. Allerdings hatten die Veranstalter noch ein Ass im Ärmel und ließen die Herren von „TXL“ erneut die Bühne erobern. Das nennt man wohl Krisenmanagement. Damit auch wirklich keine schlechte Stimmung aufkommen konnte, standen als nächster Act die Kämpfer in schwarz-rosa-gold bereit. „J.B.O.“ enterten die Bühne und konnten mit ihrem Spaß-Metal die Massen begeistern. Ein Riesenkompliment an die Band, die mit „Kuschelmetal“ und „Verteidiger des Blödsinns“ einige selten gehörte Stücke wieder zur Aufführung brachten.
Aus Dänemark hingegen verlief die Anreise anscheinend problemlos und so konnten sich die Fans auf „D-A-D“ freuen, die mit ihrer old-school Rockattitüde eigentlich jedes Festival zum Tanzen bringen. In Deutschland etwas unterbewertet, ist diese Band eine echte Überraschung. Höhepunkt des Gigs war zweifelsohne „Sleeping my day away“, das vielen Supportern sicher aus der Seele sprach. Langsam wurde es kriegerisch auf der Bühne. Die Nordmänner von „Ensiferum“ standen für ihren Eroberungszug des Rock Fels bereit. Die Pagan-Metaler überzeugten durch eine unglaubliche Spielfreude und ihren altbekannten Hymnen. „In my sword I trust“ wurde laut mitgeschmettert, ehe man für „Unisonic“ die Bühne räumte. Hinter diesem Namen verbirgt sich niemand geringerer als der legendäre Ex- Frontmann von „Helloween“ Michael Kiske. Ein guter Auftritt mit einer der beeindruckendsten Stimmen im Metal nahm seinen Lauf und begeisterte auch den letzten Fan. Als dann schließlich „I Want out“ durch die Boxen dröhnte, erreichte die Party ihren Höhepunkt.
Eine sichere Bank in Sachen „Gute Liveband“ sind zweifelsohne „Eisbrecher“. Die Band, die eine ganze Generation prägte und ein neues Musikgenre erfand, stand als vorletzte Band auf dem Spielplan. Alex und seine Mannen präsentierten ein interessantes Bühnenbild, das sich nahtlos in die Musik einfügte. Die Setliste bot ausreichend Abwechslung und während die älteren Fans mit „Leider“ auf ihre Kosten kamen, wurden die neueren BesucherInnnen mit „Himmel, Arsch und Zwirn“ in den Bann dieser sympathischen Band gezogen. Bei „Eiszeit“ begann es dann zu schneien“, den Schlussakkord setzte „Miststück“. Nach diesem Gig sollten sämtliche Wünsche erfüllt worden sein.
Der unbestrittene Headliner des Abends war jedoch „Avantasia“. Die Metal-Oper aus der Feder von Tobias Sammet fasziniert die Metalgemeinde nun bereits seit gut 17 Jahren. Ein legendäres Live-Konzert nahm seinen Lauf. Mit Gastmusikern von „Magnum“, „Mr.Big“ und „Pretty Maids“ konnte man sich auf einen kurzweiligen Abend voller Gänsehautmomente freuen. „Avantasia“ starteten mit „Mystery of a blood red rose“ dann auch sogleich voll durch“. Es gab keinen Zweifel, hier hatte man einen echten Headliner vor sich. Nach „Ghostlights“, sang Michael Kiske gemeinsam mit Tobi den namensgebenden Song für die Band. „Avantasia“ sorgte dafür, dass niemand mehr ruhig sitzenbleiben konnte. Hier wurde das echte Metaler-Herz wie durch eine Adrenalinspritze angesprochen. Es folgten Tracks aus den verschiedenen Alben, als jedoch Bob Catley die Bühne betrat und „The story ain’t over“ zum Besten gab, kochte die Stimmung endgültig über. Das Publikum verwandelte sich in einen riesigen Chor, der die Loreley beschallte. Mit „let the storm descend upon you“ wurde das reguläre Set beendet, ehe man mit „Lost in Space“ eine Zugabe spielte, die in dem unvergleichlichen Medley „Sign of the cross/ the 7 angels“ gipfelte. Ein wahres Bombast-feuerwerk zum Abschluss dieses Festivals.
Fazit:
Die Loreley ist eine Festival-Location, wie es wohl keine zweite in Deutschland gibt. Es hat schon etwas sehr Beruhigendes zwischen den Konzerten hoch über dem Rhein zu entspannen und sich auf die nächsten Acts zu freuen. Mit knapp 100 Euro sicher nicht ganz billig, dennoch lohnt sich dieses Festival wirklich. Entspanntes Publikum und eine nette Crew machen das „Rock Fels“ zu einem wahren Diamanten in der deutschen Festivallandschaft.
Unsere Fotogalerie vom Rockfels 2016:
- Rockfels Festival / 2016 [138]
Links:
www.rock-fels.de