Review: Amphi Festival 2009 (18. – 19.07.2009, Köln)

Offiziell, so steht es geschrieben, sieht sich das Amphi bereits als eines der größten Festivals der Szene in Deutschland. Ich denke zu recht, wenn man sich das Lineup des diesjährigen Festivals angeschaut hat. Es war schon fast ein Who is Who. Sicherlich gehören da noch einige andere Bands aus verschiedenen Stilrichtungen hinzu. Wenn schon Kultgrößen wie „Laibach“, „Front 242“ oder auch „Fields oft he Nephilim“ sich das Mikro in die Hand geben, dann sicherlich nicht auf einer Garagenparty.

Mit immerhin 34 Liveacts, einem großen Angebot an DVDs und Filmen im zum Gelände gehörenden Theater bis hin zu einigen bekannten DJs war im Grunde alles vertreten, was man braucht. Natürlich waren auch wieder die üblichen Getränkestände und Fressbuden vorhanden. Wobei diese sich bei dem Bier leider in Bezug auf „Kölsch“ etwas vertan haben. Ist das doch nicht wirklich eines der am häufigsten getrunkenen „Biere“… Nicht empfehlenswert… denke ich. Nachdem nun eigentlich alle Zutaten beisammen waren und die Organisation allenfalls ein wenig mit räumlichen Problemen zu kämpfen hatte, geb ich dem Recht.

Das Amphi gehört zu den großen Festivals. Mera Luna, das WGT, was namentlich eigentlich ja keines ist, und auch das Blackfield Festival sind allenfalls Mitstreiter, aber keine Konkurrenten mehr. Bei dem Platz allenfalls störend hat sich aus meiner Sicht der Stand für die Autogrammstunden ausgewirkt. Mitunter musste man sich leider wohl oder übel als kommender oder auch gehender Besucher durch die Schlange der Fans wühlen um das eigentliche Gelände zu erreichen. Das wäre vielleicht als ein Optimierungsbedarf fürs nächste Jahr anzumerken. Und nächstes Jahr sollten dann auch die Wettergötter oder Hexen und Zauberer besser bestochen werden. Will man doch so einen verregneten Tag wie den 18.07.2009 nicht wieder haben. Teilweise war der so unangenehm und stark, das von einem ungetrübten Festivalgenuß nicht viel blieb als eine Erkältung oder mit Glück nur viel nasse Kleidung. Sicherlich war das wohl aus Sicht aller Beteiligter daher eine Erlösung, als am Samstag fast pünktlich zu „Covenant“ sich der Himmel lichtete und das Bühnenlicht mit Sonnenstrahlen zusätzlich in ein faszinierendes Licht hüllte. Am Sonntagabend dann wurde es nur relativ schnell kühl. Aber sonst konnte man am Feiertag nicht wirklich über das Wetter klagen. 

Musikalisch war wie bereits angesprochen eigentlich nicht viel überraschendes zu erwarten. Die Bands waren oder sind eigentlich allesamt bekannt und haben sich bereits nahezu komplett eine eigene Fangemeinde erspielt. Zudem war das Spektrum sehr breit gefächert. Bands wie „Feindflug“ und „Agonoize“ die wohl eher die Industrialfans ansprachen, haben ebenso einen festen Namen in der Szene wie „The Gathering“ oder die bereits erwähnten „Fields“, welche ja doch eher die Goth-Rockfans ansprechen sollten. Wenn man dann auch noch „Qntal“ und „Saltatio Mortis“ nimmt, könnte man, mal vom Metal und Batcave abgesehen eigentlich den Sack zumachen. Trotzdem hätte sich wie üblich der eine oder andere Besucher entweder seine Band lieber als Headliner oder eben überhaupt auf der Bühne gesehen. Um das zu ermöglichen, sollte jeder die im Programmheft beiliegende Umfrage ausfüllen. Zu gewinnen gibt es zum Amphi 2010 5×2 VIP Tickets.

Nach besonderen Vorkommnissen gefragt würde ich sagen, dass es allenfalls das „Feindflug“ Konzert zu erwähnen gäbe. Sie schafften es, das gesamte Festival zu beeinflussen. Bei Ihrem Auftritt in der Rheinparkhalle waren die Bässe derart übelst, dass diese beschädigt wurde (Deckenstücke brachen heraus und fielen zu boden – glücklicherweise ohne Personenschaden) und aus Sicherheitsgründen wurden dann im Anschluss alle weiteren Auftritte in das Theater verlegt. Natürlich sehr zum Leidwesen dieser Bands war es dort enger, kleiner und auf Grund dieser Umstände auch für die Gäste beschwerlicher. Zum einen musste man sich schon sehr zeitig anstellen und konnte nicht einfach wie vorher ggf. geplant gemütlich zum Gig seiner Band. Immerhin war so viel Rücksicht auf die fotografierwütigen Fans und Pressevertreter genommen worden, wie es sich aus meiner Sicht auch eher zeitgemäß anmuten sollte. In Köln ist es erfreulicherweise möglich gewesen seine Fotoausrüstung mit auf das eigentliche Festivalgelände zu nehmen UND zu nutzen.

An sonst hat sich im Vergleich zum WGT auch hier eingebürgert, das einige Gäste sich sehr viel Mühe vor dem Spiegel gegeben haben um aufzufallen. Egal ob Lack- und Latexoutfit oder Cybergoth, klassischer Punk oder Barockkleider. Wer auffallen wollte hatte auch hier seine Chance. Was mir dabei eher negativ auffiel, waren T-Shirts die sich explizit gegen die Cybergoths und ihre Artverwandten richteten. Toleranz war und ist (oder doch nicht mehr?) eine der Stärken, die diese Szene(n?) gross werden ließen. Dazu gehört aber auch, dass man den anderen akzeptiert, wie er ist. Und dazu gehört natürlich auch, dass man den Geschmack des anderen respektiert. Sprüche wie „Halte deine Szene sauber!“ haben da aus meiner Sicht nichts verloren. Aber das ist wohl bei einigen ach so toleranten Mitmenschen noch nicht angekommen.

Wer noch nicht in Köln beim Amphi war sollte sich überlegen ob er / sie nicht nächstes Jahr mal einen Anlauf startet. Immerhin waren dieses Jahr täglich um und bei 13500 Gäste vor Ort. Das spricht aus meiner Sicht durchaus dafür, das es sich lohnt den Weg auf sich zu nehmen. Egal von wo man aus der Republik kommen mag. Ich würde aber dann den zeltenden Fans einen besseren  oder kürzeren Weg vom Zeltgelände zum eigentlich Festivalgelände wünschen. Mitunter mussten wohl einige Camper bis zu 15Min. laufen, um überhaupt von Ort zu Ort zu wechseln. Weiterhin war das dann auch nicht sehr gut ausgeschildert. Als nicht zeltender Gast hab ich kein Hinweisschild zu einem der Campingplätze gesehen. Was aber nicht heißen mag, das da keines war.

Was bleibt da abschließend zu sagen? Das Festival ist klasse. Es hat aber noch Verbesserungspotential. Diese Verbindung aber ermöglicht es allen Seiten, Fans, Organisation und Veranstaltern, etwas Gutes noch besser zu machen. Schon jetzt wird auch im Hintergrund am Amphi Nr. 6 / 2010 gearbeitet. Ich freue mich auf ein Wiedersehen…

Torsten Volkmer
Torsten Volkmerhttp://www.torsten-volkmer.de
Volkmr, der Gründer des ehemaligen Goth-Zine.de, verdingt sich „selbst und ständig“ als Linsenputzer bei volkmr fotografie ihm seine Knipsklitsche, hat sich als Chefredakteur 2.0 selbst recycelt, die Metalfriese abgeschüttelt und kämpft mit be subjective! erfolgreich gegen hausgemachte Langeweile, Schubladendenken und seine Profilneurose an. Manchmal darf er auch die RedakteurInnen rumfahren oder Wassereis abstauben.

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