Es kann so einfach sein. Spontan beim Effenaar angefragt, ruckizucki Rückmeldung, nach Eindhoven geknattert, freundlicher Empfang am Box Office, mehr als sympathisches – tatsächlich lächelndes – Security-Personal und plötzlich findet sich mensch in einer beeindruckenden Halle mit fantastischem Sound, einer Trias aus Leinwänden, die ein Universum aus Animationen abfeuert, einem Gesamtkunstwerk von Veranstaltung. Auf den Punkt. Hier stimmt alles. Warum zur Hölle kann das nicht immer so laufen.
RMFTM – Die Psych-Noise-Power der Radar Men from the Moon – post-apokalyptische Musik in Pre-apokalyptischen Zeiten – sind verklungen, bevor wir den Planeten Effenar betreten. Bedauerlich, denn das Line Up des Psych Lab ist vom ersten Eindruck bis zur letzten Plattenkiste ausnehmend gut, insofern ist anzunehmen, dass auch der Auftakt in die Psychedelic Galaxie fantastisch und stimmig gewesen sein dürfte.
The Lucid Dream gelten als eine der besten Psychedelic Bands des UK. Im Zentrum ihrer Performance, ihrer Musik, ihres Seins steht – auch im Bühnenaufbau – der Bass. Soll heißen: Nicht Sänger und Gitarrist Mark Emmerson, sondern Bassist Mike Denton hat sich im Zentrum der Bühne eingerichtet. Der luzide Traum schafft ein Fundament, getragen von Drums und Bass. Tatsächlich jedoch wird dieser Traum verwaschen von den Satteliten, den Gitarren, die den Klartraum vernebeln. The Lucid Dream scheiden die Geister. Wäre, so die einen, das Rhythmus-Fundament auf Punkt hörbar, so gäbe dies dem Ganzen mehr Dynamik, Freunde der Fläche jedoch, kommen hier vollends auf Ihre Kosten und das auch dank Emmersons Stimme. Um ’s noch mal zu sagen: The Lucid Dream gelten als eine der besten Psychedelic Bands des UK. Ein Umstand, der sich auch der Bescheidenheit verdankt, die die Jungs ausstrahlen.
Alles träumt. Alles ist. Und nie zuviel.
Der Timetable – penibel eingehalten – macht deutlich, dass hier selbst eine Umbaupause künstlerischen Wert haben kann. Modulab, vertreten durch drei Herren, zaubern aus – der indirekte Superlativ sei erlaubt – montrösesten Pedalboards, Kabellagen und anderem spacigen Gedöns, eine Klangkulisse zu einer Animation, während die Gäste in Plattenkisten stöbern und/oder die laue niederländische Sommernacht vor dem Effenaar genießen. Nerdig. Nerdiger. Abgefahren.
Der Abend hat sich jetzt schon gelohnt.
Endlich. Traams (UK). Mensch weiß ja, die sehen nur so aus, als könnten sie kein Wässerchen trüben. Wie soll der kleine schlaksige Typ aus der Gitarre irgendeinen Ton herausbekommen? Wie soll der Bassist – der übrigens immer aussieht, als sei er soeben erst aufgestanden – mit diesem süßen kleinen Orange diesen Raum füllen? KennerInnen wissen, dass diese Fragen rhetorischer Natur sein müssen, denn Traams könnten mit ihren epischen achtminütigen Tracks den Weltraum umrempeln und wundern sich ein bisschen wie dieser flink flatternde Puls in Psych Lab Konzept passen soll.
Ganz einfach: Traams bieten dem geneigten Fan ein Set, das eigens auf die Veranstaltung zugeschnitten zu sein scheint.
Alles richtig gemacht.
On Top auch hier ausgewählte Animationen, die nicht vom Soundgebilde ablenken, sondern es untermalen. Viel besser geht’s nicht.
Föllakzoid (CL) Who the fuck is Föllakzoid? Und wo ist eigentlich CL? Föllakzoid, so der imaginäre Klappentext, werden als Neo-Kraut-Sensation aus Chile (ja, CL steht für Chile) beschrieben.
Tatsächlich präsentieren sie sich als das erste und einzige Konzept, das Mensch je gesehen hat, das im Dunkeln `ne Stunde auf einem Ton rumkauen und dabei geil sein kann. Wobei ‚gesehen’ gelogen wäre, denn das Lichtkonzept von und für Föllakzoid besteht aus vier schlichten sich nach und nach aufbauenden Lichtkegeln, welche die Band nur schemenhaft erahnen lassen. Im Zentrum von Sound und Dunkel bauen sich ebensolche überdimentionale Lichtsäulen hier und da im Publikum auf, das in den surrealistischen Spots tanzt und strahlt. Tanzt und strahlt. Tanzt und liebt.
Minimalistisch.
Stark.
Upbeat.
Obskur.
Auf
den
.
Und wieder zieht die Pause in die laue Frühlingsnacht. Fans prummeln sich in die Fahrradständer, rauchen, reden und all das vollkommen entspannt im Nachtschatten des Effenaar.
Altin Gün, türkischer Psych der Niederlande, fallen – trotzt der ohnehin stilitischen Vielfalt des Festivals – mit ihren amerikanisch-britisch-psychedelischen 60s Folk komplett aus dem dehnbaren Rahmen. Muss ja nicht gefallen, darf ruhig mit der Erwartung brechen. Nichts könnte diesen Abend ruinieren.
Rein gar nichts.
Galerien (by Isabelle Hannemann bs! 2017):
- The Lucid Dream [21]
- Traams [27]
- Föllakzoid [26]
- Altin Gün [16]
- Modulab [9]
- Atmo [9]
Setlist Traams:
- Cissa
- Head Roll
- Silver L
- Paris (new song)
- Low
- House on Fire
- Klaus
Links:
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www.effenaar.nl
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www.modulab.ro
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