Text: Thorsten Mix.
Am ersten Festivaltag, einem warmen Donnerstag, an dem die Sonne das Zelt schon recht früh zu warm zum Schlafen erhitzt hat, stehen nach ein paar geselligen Stunden unter dem Pavillon als erste Band Our survival depends on us auf der Bühne.
In einer schönen Atmosphäre aus Dachsfell, Fuchskopf, Geweih, Knochen und Ästen, spielen sie ihre Melodien, die einen gedanklich in die Natur der Alpen entführen. Leider mit ein paar Soundproblemen, da der zweite Song von sehr viel geknister aus den Boxen gestört wird. Doch der Sound wurde in den Griff bekommen und es ging episch weiter. Als letzten Song spielten die Österreicher Angel Ranger und bei lautem Mitgesinge aus dem Publikum geht der erste Gig zu ende.
Gruesome aus den USA holten als zweite Band auch die Deathmetaller/innen und Grinder/innen aus ihren Camps vor die Bühne. Ihr räudiger old school Death Metal als Tribut für Death macht Chuck Schuldiner alle Ehre. Sie spielten unter anderem A Waste of Life von Ihrem 2018 erschienenem Album Twisted Prayers und zur Freude aller Anwesenden das Death Cover Pull the Plug.
Als erste Band auf der Zeltbühne spielen Grim van Doom. Mit ihrem Hardcore lastigen Gesang und ihrem schleppend und zugleich schnellen Gitarrensound gehen die Sludge Metaller aus Wuppertal straight nach vorne. Wie immer gut ausgeleuchtet und in sattem Basssound bebt das Partyzelt.
Als nächste Band auf der großen Bühne stehen die Griechen von Dead Congregation. Mit ihrem bösartigen Death Metal fegen sie die Sonne vom Himmel und beschwören einen Sturm, der das Festival dazu zwingt das Gelände für mehrere Stunden aus Sicherheitsgründen zu schließen. Doch zuvor zelebrieren sie ihr Todesblei in Perfektion. Kaum ein Drummer in der Szene beherrscht sein Handwerk so wie Vagelis Voyiantzis.
Dazu auf den Punkt gespielte Gitarren, die so diabolisch klingen, als würden sie die finstersten Dämonen aus der Hölle auf die Bühne rufen. Bei dem prophezeienden Song Wind´s Bane und dem Vorzeitigem letzten Song Only Ashes Remain lässt die durch Mark und Bein gehende Stimme von Anastasis Valtsanis dieses Konzert unvergesslich bleiben.
Nach einer Pause von ungefähr 2 Stunden wird durch einen Signalschuss von Esmiralda wieder vor die Bühne gebeten und es geht weiter mit der Musik von Anaal Nathrakh aus England. Ihre kranke Mischung aus Black Metal, Grindcore und Industrial Samples sorgte vor der Bühne sofort für einen ordentlichen circle Pit und für Nackenschmerzen bei den Headbangern.
Mit dem Headliner im Partyzelt Endseeker steht ein weiterer Garant für guten Death Metal auf der Bühne. Los ging es mit dem Intro Into the Fire, gefolgt von Flesh Hammer Prophecy von ihrem aktuellen Album aus 2017. Die leicht an Dismember erinnernden Riffs der Songs gehen tief unter die Haut. Der charismatische Sänger Lenny weiß wie er das Auditorium auf seine Seite bekommt. Mit Grimassen und unendlich viel Power auf der Bühne hat er das Publikum fest im Griff. Die Zeit vergeht wie im Flug, bis mit Possessed By The Flame der Auftritt leider schon vorbei ist.
Emperor, viele Meinungen im Vorfeld, ob es gut wird oder ein Reinfall. Für die mittlerweile recht fortgeschrittene Abendstunde kommt es dann aber doch recht solide rüber. Angefangen haben die Norweger mit den ersten drei Titeln der Anthems to the Welkin at Dusk. Dabei erzeugten sie schon eine geniale Atmosphäre. Die Spannung konnten sie auch noch weiter halten. Mag nicht jedem gefallen haben, der Tag war trotzdem ein Fest.
Freitag
Black Metal muss nicht satanisch, es geht auch antikapitalistisch. Das zeigen The Committee mit Herzblut und Hass und mit Songs wie Golden Chains – Weapons of Finance. Gemäß ihres Albumtitels Power Through Unity ist ihr Bühnenbild, schwarz, uniformähnlich, schwarze Masken. Dazu großartiger Black Metal. Ähnlich wie Mgla schaffen sie es jeden vor der Bühne einfach mitzureißen. Eingängige Riffs, dazu stimmiges Schlagzeug und eine grimmige Stimme mit großartigen Songs. Selbst die Security tauen hier auf und zeigen das es nicht nur Ernst geht. Zwei der guten Jungs ziehen sich kurz um und stehen dann in Rosa Tarn Kleidchen da zum Aufpassen.
Benighted aus Frankreich legten mit atmosphärischem Grind nach. Neben Songs mit ihrem energischen „bree bree“ Gesang gab es auch das Sepultura Cover Biotech is Godzilla. Vor der Bühne tobt die Menge bei top Stimmung.
Die US-Amerikaner Pillorian überzeugen mit ihrem atmosphärischen Black Metal. Der Frontmann John Haughm hat darin ja aber auch schon einige Erfahrung. Zwischendurch fallen leider kurz die Boxen aus, das wurde aber zum Glück schnell behoben und der bombastische Sound ist wieder voll da. Gefühlt wird zu jedem Song die Gitarre gewechselt was aber der Vielfalt der Riffs auch zugutekommt.
Bei Coffins gingen die Probleme auf der Bühne leider gleich weiter und die Gitarre ist teilweise nicht zu hören. Doch die Japaner spielen ihren Death Doom gekonnt weiter und lassen sich nicht aus dem Konzept bringen.
Mit Venom als Headliner am Freitag spielt Black Metal der ersten Stunde auf dem Party.San. Und Black Metal spielen die Engländer auch gleich als ersten Song. Mit Klassikern wie Bloodlust und Countess Bathory spielen sie ihr Set reibungslos weiter. Als Zugabe kommen dann noch Rise, In League With Satan und Witching Hour. Das war groß!
Samstag
Theatralisch schön spielen Harakiri for the Sky ein Set ihrer besten Songs. Die Post-Black Metaller aus Österreich schaffen es mit ihren Riffs und dem Geschrei von Jimbo Jones, welches voller Gefühl von der Bühne schallt, dass man alles um sich herum vergisst und anfängt zu träumen. Eher schüchtern steht der Frontmann da und beschert einen Gänsehautschauer nach dem nächsten. Als letzten Song haben sie Jhator ausgesucht, welcher als Ohrwurm für den Rest des Tages in meinem Kopf geblieben ist.
Wer jetzt auf bösen Blackmetal aus Norwegen gewartet hat, der wurde enttäuscht. Es scheint, als hätten Carpathian Forest ihren Stil in Black’N’Roll gewandelt. Das zeigen Songs wie Rock’N’Roll Gloryhole und I am Possessed. Dazu noch ein The Cure Cover und All my friends are dead von Turbonegro. Dabei schickt Nattefrost diverse Handküsse ins Publikum. Zum Ende kommt dann noch The Suicide Song. Anders als gewohnt aber trotzdem sehr gut.
Auf der Zeltbühne in roten Nebel gehüllt stehen Hierophant, die Musik einzuordnen fällt dabei schwer. Death Metal, Sludge, Black Metal, eine sehr stimmige Mischung daraus. Die Italiener erinnern kurz an Necros Christos, zeigen aber in eigenem Stil, dass es noch keine Schublade für sie gibt. Ihre langsameren Parts mit tief gestimmter Gitarre und sattem Bass zwingen einen geradezu dazu mit der Musik mitzugehen.
Ein weiteres Urgestein des Death Metals Sadistic Intent spielen endlich auf dem Party.San. Ganz nach oben haben sie es nie geschafft, da ihnen dafür wohl ein „full-length“ Album fehlt. Nichtsdestotrotz sind sie im Underground eine der Kult Bands. Mit ihrer brachialen Macht auf der Bühne beweisen sie auch, woher sie diesen Ruf haben. Energiegeladen und aktiv reißen die US-Amerikaner aus LA das Publikum einfach mit.
Zum dritten Mal auf dem Party.San zeigen Tribulation erneut, wie schöne Melodien in hartem Gewand klingen können. Geschminkt wie Vampire spielen die Kinder der Nacht aus Schweden unter anderem Melancholia und Strange Gateways Beckon. Dazu tanzt der Gitarrist in Extase über die Bühne, zu diesen wunderschönen Songs auch mehr als verständlich.
Auf der Zeltbühne, erneut in ein rotes Nebelmeer gehüllt steht jetzt allerdings eine andere Band. Essenz mit Ihrer Mischung aus Black Metal und Doom. Die tiefe boshafte Stimme schallt von der Bühne und erzeugt eine Kälte, die auf diesem Festival noch nicht zugegen war. Die Berliner entführen zu einer hypnotischen Tiefgangreise, mit Ausbrüchen in die Abgründe der Existenz.
Possession, umringt von Kerzen und eingehüllt in Räucherwerk schreien die Belgier auf der Zeltbühne den Niedergang herbei. Eine Zeremonie, die Satan persönlich herbeirufen könnte. Schnelle Gitarren, ein knüppelndes Schlagzeug, fiese Black-Thrash Gesänge. Dieser Auftritt war einer der Highlights des Festivals.
Das Party.San neigt sich dem Ende zu, doch vorher stecken Watain noch die Bühne in Brand. Zum fünften Mal spielen die Schweden schon auf dem Party.San. Die Präsenz von Bosheit liegt in der Luft. Zuerst werden die Watain Dreizack Ständer auf der Bühne von Erik Danielsson angesteckt. Ungefähr drei Songs später steht dann der ganze Aufbau aus Verstärkern und Boxen in der Mitte der Bühne in Flammen eingehüllt. Dazu erst rotes, später blaues Bühnenlicht, erzeugt einen schönen Anblick der Darbietung in perfektem Sound zu Songs wie Devil´s Blood, Outlaw, On Horns Impaled und Waters of Ain. Ein würdiger Abschluss dieses Festivals!
Alle Fotos vom Party.San 2018 in unserer Galerie:
Links:
www.party-san.de