Review: Party.San Metal Open Air 2016 (11.-13.08.2016, Schlotheim)

Wir schreiben das Jahr 2016, dass Party.San hat sich am neuen Gelände absolut etabliert und die Vorfreude auf das Open Air wächst kurz vorher in immense Höhen. Sonntags beschleicht einen beim Abbau das Gefühl eben erst aufgebaut und das erste Bier getrunken zu haben. Aber alles schön der Reihe nach.

Nachdem am Donnerstag das Gelände durch den mittlerweile traditionellen Kanonenschlag eröffnet war, pilgerte eine schwarz gekleidete Masse von einem Merchstand zu nächsten um sich mit Devotionalien einzudecken. Als Tribut der sehr respektvollen Art erklangen während der ersten Stunde an jedem Tag Motörhead Songs.

Die Leipziger Black/Death Combo I I darf zeremoniell den Liveauftakt bestreiten. Der Sound rumpelt ordentlich und über weiter strecken kommt ein kleines 90er Jahre Feeling auf. Am meisten Verwirrung stiftet an diesem Nachmittag der Bandname, der gerne auch als „two“ interpretiert wird, tatsächlich ist es jedoch nur die Abkürzung Infernal Invocation.

Die reformierten Mörk Gryning kommen ohne Umwege auf den Punkt. Die kühlen Gitarrensounds lassen keinen Zweifel aufkommen, diese Band entstammt ganz eindeutig dem Black Metal. Die Band performt einwandfrei, trotz der langen Pause.

Zu einer Neuerung kommt es an diesem Nachmittag mit Ered. Die Newcomer aus der Death/Black Ecke sind die ersten, die auf der Zeltbühne stehen, die in diesem Jahr zum ersten mal bereits am Donnerstag öffnet. Nachdem der letzte Song auf der Hauptbühne verklungen war füllte sich das Zelt sehr rasch und die Spanier erspielten sich mit ihrem Auftritt sicher den ein oder anderen Fan hinzu.

Der erste, richtige Kracher der Mainstage dieses Tages folgt im Anschluss mit Gruesome. Schnodderig, rotzig. Das sind Vokabeln die mir beim Sound der US-Deather als erstes durch den Kopf schießen. Songs wie „Savage land“ oder „Dimension of horror“ strotzen nicht vor Geschwindigkeit, grooven eher so dahin und machen einfach Spaß. Auch die ersten Shoppingausflügler kehren mit seligem Grinsen zurück und erfreuen sich des mitreißenden Sounds.

Dem Szenekundigen Metaller war von vorn herein klar, dass es sich bei Graveyard um die spanische Variante handelt, dennoch gab es einige verwirrte Gesichter die beim betreten des Zeltes einen etwas anderen Sound erwartet hatte. Der Death Metal findet von Song zu Song neue Supporter und das Zelt ist bis hinter das Mischpult sehr gut gefüllt.

Etwas gewöhnungsbedürftig ist der Auftritt von Tribulation alle mal. Nicht nur der Ausdruckstanz des Gitarristen in sehr weiblichen Klamotten sorgt für einige verstörte Gesichter auch der Sound, der für eine Band auf diesem Festival sehr variabel daherkommt, gefällt auf Anhieb nicht jedem. Doch die Band schafft es nicht zuletzt durch ihre Patschuli Räucherstäbchen eine Atmosphäre aufzubauen, die schnell überzeugt. So weicht die Skepsis vieler und „The motherhood of god“ bekommt die stärksten Reaktionen.

Im Zelt dröhnt es derweil schon wieder. Dismember light nennt man es um mich herum. In der Tat sind LIK tief verankert im schwedischen Death Metal. Live kommen die Songs um einiges sauberer rüber als auf ihrem Erstlingswerk „Mass funeral evocation“, was dem Auftritt einen deutlichen Aufwind verleiht.

Necros Christos (Foto: Carsten Brand bs!)
Necros Christos (Foto: Carsten Brand bs!)

Anders herum ergeht es Necros Christos auf der großen Bühne. Die ersten Songs kommen richtig gut an, jedoch über die gesamte Strecke des Auftrittes schwächt das Material ab, was sicher auch daran liegt, dass die Berliner im Gegensatz zu Tribulation keine angemessene Atmosphäre erzeugen können. Vielleicht liegt es am Tageslicht. Da geht deutlich mehr.

Zu meiner Stimmung passt ohnehin gerade eher der Auftritt von Bombs of Hades im Zelt. Je später es wird, desto größer ist die Massenwanderung, die am Ende der Hauptbühnenbeschallung den Weg ins Zelt antritt. Die Reihen sind mittlerweile bis fast zur Theke gut gefüllt, vorne gibt es kaum Platz. Offensichtlich geht das Konzept mit der Underground Stage vollkommen auf. Die Studentenband aus Stockholm (mit Ihren Brillen sehen die Jungs aus, als kämen sie direkt aus der Uni) hat ihren Death Metal mit ordentlich Rock’n‘ Roll vermischt und bringt etliche Füße und Köpfe zum wippen. Die 30 Minuten Spielzeit werden dank Songs wie „Death mask replica“ oder „Old fires die“ zu einer sehr kurzweiligen Angelegenheit.

Es fällt mir schwer objektive Worte für Arcturus zu finden. Die Band um ex-Dimmu Borgir Sänger ICS Vortex und Mayhem Schlagzeuger Hellhammer enttäuscht auf ganzer Linie. Der Sound ist undifferenziert, die Performance wirkt etwas lustlos und die Songs sind dürftig. Sorry.

Die größte Konstante des heutigen Tages ist die Bühne im Zelt. Hier gab es keine Band die enttäuschte und auch Purgatory stehen dem in nichts nach. Die Qualität der Band ist über jeden Zweifel erhaben, auch wenn es die vier nie so recht geschafft haben den Schritt aus dem tiefen Untergrund Gewölbe zu machen. Das macht sich auch am Publikum bemerkbar, vorhin noch war es deutlich voller im Zelt. Der Old-School-Death zieht einem die faltige Stirn glatt, ein schöner Abschluss im Zelt für heute.

mgla (Foto: Carsten Brand bs!)
mgla (Foto: Carsten Brand bs!)

Mgła aus Polen hatte ich nicht richtig auf dem Zettel, musste aber nach drei Songs feststellen das die ziemlich guten Black Metal darbieten. Man hört den polnischen Einfluss heraus, emanzipiert sich aber von Behemoth und Co. Die Band gehört nicht zu den aktivsten Ihrer Zunft, kommen aber trotzdem mit einer guten Live Performance daher, die nicht zuletzt durch das Make up an Intensität gewinnt.

Obituary (Foto: Carsten Brand bs!)
Obituary (Foto: Carsten Brand bs!)

Es gibt wahrlich nicht viele Bands, die Ihren Live-Set mit einer Instrumental Nummer beginnen können. Dieses Wagnis probieren Obituary mit „Redneck stomp“ und bringen schon vor der ersten Strophe die Menge zum kollektiven ausrasten. Ihr groove lässt jeden Mattenträger sein Haar schütteln, egal ob die Jungs aus Florida Klassiker wie „Find the arise“, „Chopped in a half“ und den Rausschmeißer „Slowly we rot“ spielen oder mit neuen Sachen „Intoxicated“ respektive „Visions in my head“ zum besten geben, es scheint als wären sich alle einig. Das solide in diesem Falle ein Kompliment sein kann unterstreicht die Band in ihrer absoluten professionellen Spielweise. Es mag in der Vergangenheit Gründe gegeben zu haben übe Obi zu diskutieren, heute hinterlassen Sie nur glückliche Gesichter.

Paradise Lost (Foto: Carsten Brand bs!)
Paradise Lost (Foto: Carsten Brand bs!)

Das sieht nach dem Auftritt von Paradise Lost schon ganz anders aus. Kein Wunder, trotz Ihrer Rückkehr zum Death Metal haben viele anwesende Ihre Ausflüge in poppigere Gefilde nicht verziehen. Das Publikum reduziert sich im Laufe der Spielzeit auf diejenigen, die auch wirklich Bock auf die Band haben. „Rapture“ und „Eternal“ machen allerdings auch schnell bewusst das die Jahre an Nick Holmes Stimme nicht spurlos vorbei gegangen sind, ihm fehlt die Kernigkeit früherer Tage. Insgesamt ist der Auftritt ganz OK, aber Headliner dürfen eine Schippe drauf legen.

Freitag

Mit der üblichen Grindcore Dröhnung am Vormittag startet das PSOA in den Freitag. Aufgrund des Nieselregen der den Vormittag fällt zieht es der Verfasser dieser Zeilen vor, ein wenig im trockenen zu verweilen, was zur folge hat das Spasm und Isvind von mir ungesehen bleiben.

Als Katalepsy dem Volk zeigen wo der Hammer hängt schlage ich auf dem Gelände auf. Der Brutal Death der Russen ist nichts für zartbesaitete, der Auftritt für diese Uhrzeit wirkt mächtig. Zwar könnte schon mehr los sein, dafür zeigen sich die Anwesenden durch kräftiges bangen vollkommen motiviert. Goatwhore treffen mit ihrem Death/Thrash den Nerv des heutigen Tages. „Alchemy of the black sun cult“ oder „Apocalyptic havor“ lassen keinen Zweifel an einer gewissen Nähe zu Sodom, gerade der Gesang klingt sehr nah dran. Während die Amis Ihre Show machen war es Zeit sich mit einer Neuerung auf dem Gelände zu beschäftigen. Am Se7ven Lords-Stand konnten Genießer verschiedene Whiskey Sorten (in amtlichen P.S:O:A Gläser) probieren oder ein köstliches Pale Ale verzehren, welches mein leeres Glas füllte. Eine willkommene Abwechslung und der Andrang an dem Stand ist Kronzeuge einer gelungenen Idee.

Wolfbrigade (Foto: Carsten Brand bs!)
Wolfbrigade (Foto: Carsten Brand bs!)

Wolfbrigade aus Schweden haben sich in Ihren 21 Jahren eine ganz eigene Schublade kreiert. Ihr letzter Release ist zwar schon wieder 4 Jahre her, dennoch ziehen die fünf die Leute an, wie ein Magnet das Metall. Mit Ihrem Sound irgendwo zwischen Death/Thrash/Punk/Crust und einer ambitionierten Bühnenpräsenz werden die 45 Spielzeit zu einer sehr kurzweiligen Geschichte.

Obscura (Foto: Carsten Brand bs!)
Obscura (Foto: Carsten Brand bs!)

Planmäßig wären anschließend Whiplash am Zuge gewesen, die jedoch Ihren Auftritt absagen mussten. Somit gibt es statt kernigem Thrash eine amtliche Portion Frickel-Death. Die Spielsicherheit von Obscura ist schon recht beeindruckend. Bevor die Darbietung zu einem stressigen Unterfangen wird, kommen immer wieder melodiöse Parts, die den Spannungsbogen aufrecht erhalten. Die Landshuter hinterlassen einige beeindruckte Gesichter.

Vielleicht liegt es daran, dass Bölzer ebenfalls Schweizer sind, aber Auszugsweise erinnert mich das Geprügel schon sehr an Samael zu Ihrer kompromisslosen Phase. Die Tatsache das hier nur Gitarrist und Drummer auf der Bühne stehen, machen das ganze dazu noch um einiges interessanter, auf Strecke allerdings wirkt das ganze doch etwas eindimensional, ein dritter Mann auf der Bühne würde sicherlich noch einiges an Dynamik ermöglichen.

Tod gesagte leben länger, so ist es auch bei den Angelcorpse. Vor sieben Jahren wurde das Projekt eigentlich zu Grabe getragen, nun juckt es die Jungs aus den USA doch wieder in den Fingern und es gibt ausgewählte Live Auftritte und genau so einem dürfen wir jetzt beiwohnen. Der Auftritt ist wie die Musik, geballte Wut und mörderisches Tempo, posen hat die Saitenfraktion keinesfalls verlernt.

Deströyer 666 gehören auf der Party.San Bühne schon lange zu gern gesehenen Gästen. Mit ihrem neuen Album „Wildfire“ im Gepäckt haben sich die in den Niederlanden ansässigen Australier wieder auf den Weg nach Schlotheim gemacht. Fronter K.K. Warslut  ist gewohnt souverän bei seinem Tagewerk. Hier steht old-School drauf und man bekommt auch nichts anderes. Spätestens mit dem Motörhead Cover „Iron fist“ strahlen dann alle Traditionalisten vor sich hin.

Es war an der Zeit rüber zur Zeltbühne zu wechseln, wo Décembre Noir auf ihr an diesem Tage erscheinendes Album aufmerksam machten. Dem Death/Doom der Erfurter stand ich bis dato sehr kritisch gegenüber, musste mich jedoch dabei ertappen das ganze ziemlich gut zu finden. Die Songs sind ziemlich griffig und trotz epischer Ausmaße  funktionieren sie hervorragend. Vielleicht liegt es an der Tatsache das im Gegensatz zu ähnlich gearteten Bands ausschließlich gegrowlt wird. Mehr braucht es jedenfalls nicht. Eine absolute Überraschung des Tages.

Equilibrium (Foto: Carsten Brand bs!)
Equilibrium (Foto: Carsten Brand bs!)

Ebenfalls überrascht war ich vom Auftritt Equilibriums. Zuletzt hat mich die Band vor vielen Jahren interessiert, den Sängerwechsel hatte ich zwar am Rande mitbekommen, war jedoch mit aktuellerem Material nicht vertraut. Eingestellt auf Friede, Freude, Trallala musste ich mich doch umsehen, als es keine fröhlichen Keyboard Melodien gab, sondern ziemlich kernigen Death Metal. Songs aus frühen Tagen konnte ich nicht ausmachen, stattdessen gab es ausschließlich neueres Material. Gefühlt spielte hier eine ganz andere Band.

Zu meinen Highlights zählt der Headliner der Underground Stage. Bodyfarm begeistern mit Ihrem Death Metal, der alle Facetten des Genre einfängt und nach einer runde im Mixer ein Sound dabei herauskommt der mein Herz höher schlagen lässt. Offensichtlich ergeht es nicht nur mir so, anders könnte man den regen Zuschauerstrom im Zelt nicht erklären. Die sieben Songs, darunter „Death by fire“ und „Landkreuzer“, werden frenetisch abgefeiert, trotz das Sänger Thomas Wouters aufgrund einer Erkältung stimmlich etwas angeschlagen ist. Die Niederländer sind für das nächste mal ein absoluter Kandidat für die Hauptbühne.

Impressionen vom Party.San 2016 (Foto: Carsten Brand bs!)
Impressionen vom Party.San 2016 (Foto: Carsten Brand bs!)

Mehr als die Hälfte des Open Air ist bereits vorbei als mit Dying Fetus die drittletzte Band des Tages auf der Bühne steht. Die Amis sind mittlerweile auch fester Bestandteil des Party.San und erfreut sich ungebrochener Beliebtheit beim Festival Volk. Das Trio gibt sich zwar sehr introvertiert überzeugt aber auf spielerischer Ebene dafür umso mehr. Das Eröffnungs-Duo „Schematics“ und „One shot, one kill“ macht das von Beginn an deutlich. John Gallagher rifft sich die Seele aus dem Leib während Sean Beasly mit seinem Bass Präsenz zeigt. Als mit „Killing on adrenalin“ der Abgesang erfolgt steht fest, alle anwesenden waren Zeugen eines unvergleichlichen Death Metal Bretts.

Exodus (Foto: Carsten Brand bs!)
Exodus (Foto: Carsten Brand bs!)

In eine ganz andere Kerbe hauen nach der Umbaupause dann Exodus. Die Darbietung der Bay Area Thrasher kommt vielen ganz recht, wer’s nicht mag verschnauft kurz und sammelt Kräfte für Carcass, der Rest feiert Songs aus nahezu allen Schaffensphasen gleichermaßen, egal ob „Bonded by blood“ oder „Blood in, blood out“, die Fans sind sich kollektiv einig, Exodus sind heute in Topform. Gary Holt zelebriert seine Riffs geradezu und Steve Souza genießt seine dritte Amtszeit in der Band zusehends.

Mit ihrem riesengroßen, weißen Backdrop machen Carcass schon vor Beginn der Show Eindruck. Als dann das Licht aus und die Spots angehen gibt es kein Halten mehr. Das Intro von „Surgical steel“ hat auch 3 Jahre nach erscheinen, nichts von seiner Durchschlagskraft verloren. Der Großteil der Show bezieht sich auf Songs vom genannten letzten Output, aber auch Klassiker aus den Neunzigern finden Einzug in die Setlist. Gerade die Lichtshow setzt Jeff Walker und seine Band perfekt in Szene. Das was Paradise Lost am gestrigen Abend haben vermissen lassen, kommt heute Abend zum Zuge. Etwas mehr als eine Stunde ist das Schauspiel schon vorbei, eines aber bleibt, das Glücksgefühl mit dem man durch die Nacht zieht.

Samstag

Endlich Wetter! Kein Regen, Sonnenschein und angenehme Temperaturen mitte der zwanziger machen diesen Tag zum schönsten, der drei Party Etappen. Da ich dem Spaß-Grind nichts abgewinnen kann und auch finde, dass gelbe Badeenten nichts auf dem PSOA zu suchen haben finden Rectal Smegma ohne mein Beisein statt.

Interessanter sind da schon Iron Reagan, deren Songs kaum länger als zwei Minuten sind. Die Nähe zu Municipal Waste ist unüberhörbar und auch der Tatendrang der Crossover-Jungs ist eine Erfrischung an diesem „frühen“ Morgen.

Svarttjern (Foto: Carsten Brand bs!)
Svarttjern (Foto: Carsten Brand bs!)

Das die Laune nicht ins unermessliche steigt, dafür sorgen im Anschluss Svarttjem, die mit ihrem Corpse Paint schon den Eindruck hinterlassen, nicht zum Spaß hier zu sein. Hier werden alle Klischees bemüht, die es gibt, natürlich kommt der Fünfer aus Norwegen und natürlich spielen sie Black Metal. Das sie mit ihrem kalten Sound heute im Sonnenlicht auftreten müssen, kann sich nur um ein riesigen Fehler handeln. Frontmann HansFyrste keift in Bestform als gäbe es kein Morgen mehr, top motiviert ist der Eindruck den die Band bei mir hinterlässt, auch wenn es sicher bessere gibt.

Die große Bühne scheint für Sulphur Aeon doch noch etwas ungewohnt zu sein. Das Stage Acting lässt etwas zu wünschen übrig, dafür entschädigen die Songs wie „Gateway to the antisphere“ und machen den mangelnden Bewegungsdrang der Protagonisten wett. Das Trio hat es jedoch schwer sich auf Anhieb neue Fans zu erspielen, da das Songmaterial anfangs sehr sperrig ist. Wenn sich die Tiefen der Musik jedoch erst mal erschlossen haben erlebt man hier ein unheimlich intensives Death Metal Erlebnis.

Leichtes Spiel haben die nachfolgenden Suicidal Angels da schon eher. Deren Thrash geht schnell ins Ohr und sorgt für kollektives Propellerkreisen im Publikum. „Bleeding Holocaust“ und „Apokathilosis“ finden dankbare Abnehmer in der vorderen Reihen. Die Griechen können Ihren Ausflug nach Schlotheim getrost als Erfolg verbuchen.

Die Spannung vor dem Memoriam Auftritt ist schon deutlich spürbar. Bei vielen hat sich herum gesprochen, dass es sich bei der unbekannten Band um das neue Projekt von Bolt Thrower Fronter Karl Willets handelt. Es ist schon ungewohnt Songs des britischen Death Metal Flagshiffs á la „Spearhead“ oder „Powder burns“ zu so früher Stunde zu hören. Zusammen mit den eigenen Songs schwächelt das Material über die Distanz etwas. Ohne Frage ist alles sehr ambitioniert, aber die hohe Erwartungshaltung muss wohl erst mal auf ein realistisches Niveau herunter geschraubt werden.

Nifelheim (Foto: Carsten Brand bs!)
Nifelheim (Foto: Carsten Brand bs!)

Freunde des schlechten Geschmacks werden mit Nifelheim vollends bedient. Die „hässlichste Band der Welt“ sind Live immer einen Blick wert, gerade hier wo Leder, Nieten und Kutten als Abendgaderobe pflicht sind. Die Herren Musiker wissen wie man Bühnenpräsenz erzeugt und posen um die Wette das er nur so eine Freude ist, die Feuershow anbei sorgt für zusätzliche Aufmerksamkeit. Der Urzeitliche Black Metal der fünf Recken ist genauso kultig wie die Musiker selbst, davon zeugen u.a. „Black evil“ oder „Sodomizer“.

Wo Grave drauf steht, da ist auch Grave drin. Im 30sten Jahr seit Ihrer Gründung sind Ola Lindgren und seine Mannen, die letzte wirklich reinrassige Schweden-Death Band, die aus dem Pool der „Masters of Death“ übrig ist und die Ihren Sound in der Zeit nur minimal verändert hat. Daher finden sich vor der Bühne Traditionalisten sowie Neupublikum. Enttäuscht wird hier niemand, denn alte Klassiker wie „Hating life“ oder „Into the grave“ können neben neuen Sachen der Marke „Out of respect for the dead“ problemlos bestehen. Der Auftritt klingt wie aus einem Guss, dass teilweise mehr als 25 Jahre zwischen den Songs liegen fällt beim hören gar nicht auf. Wie es sich für einen solchen Auftritt gehört, kreisen die Matten non Stop, bis zum FOH Turm bangt die Meute munter zu jedem Song mit.

Impressionen vom Party.San 2016 (Foto: Carsten Brand bs!)
Impressionen vom Party.San 2016 (Foto: Carsten Brand bs!)

Auf der Underground Bühne geht es im Anschluss Death-Metallisch weitere. Die Emdener Weak Aside walzen mit Ihrem Bolt Thrower ähnlichen Sound den Boden platt. Die Formation ist nun auch schon etliche Jahre aktiv und zeigt sich auf der Bühne äußerst präsent, kein Wunder also das man etliche Fans am Ende des Grave Auftrittes ins Zelt ziehen kann.

Der technische Death Metal von Immolation ist nicht jedermanns Sache und wie mir zugetragen wurde fehlte dem Auftritt wohl der vierte Mann, was sich negativ auf den Gesamteindruck legte. Für mich  war es der gelungene Moment meine Sachen soweit schon mal zusammen zu packen und für die Abreise am nächsten Tag zu verstauen. Es ist schier unglaublich wie schnell die Zeit auf dem Flugplatz Obermehler mal wieder verflogen ist. Auf dem Rückweg zur Bühne lagen gerade Taake in Ihren letzten Zügen und verwandelten den Flugplatz in eine Eiswüste. Norwegischer Black Metal in Reinkultur, nicht mehr, nicht weniger.

Nach einer Umbaupause folgte der zweite Sodom Auftritt auf dem Party.San Open Air. Tom Angelrippers Thrash Kommando fühlt sich auf nahezu jeder Bühne zuhause. Diese Band würde selbst an einem schlechten Tag noch das gesamte Gelände in Schutt und Asche legen. Von einem schlechten Auftritt der Band sind wir heute soweit entfernt wie die Menschheit vom Mars. Nahezu jeder ist vertraut mit „M-16“, „Agent Orange“ „Remember the fallen“ oder auch dem Opener „In war and pieces“. Der Sound ist nahezu perfekt, Bernemann hat seine Gitarre absolut im Griff und wie auch schon das gesamte Wochenende fliegt auch hier die Zeit nur so an einem vorbei.

At The Gates (Foto: Carsten Brand bs!)
At The Gates (Foto: Carsten Brand bs!)

Mit der für die letzte Band schon beinahe obligatorischen Verspätung starten At the Gates in das große Finale. Ein letztes mal ist Gelegenheit die gigantische Lichtshow zu bewundern und sich von Thomas Lindberg die Ohren frei brüllen zu lassen. Melodic-Death Bands haben auf dem Party.San seit jeher Seltenheitswert, wenn man aber sieht wie gut das funktioniert, dürfen von Veranstalterseite gerne häufiger ähnliche Bands verpflichtet werden.
Je später es wird, desto mehr bemerkt man den Publikumsschwund. Die letzten Tage haben Spuren hinterlassen und als mit „The night eternal“ der letzte Song erklingt macht sich ein wenig Wehmut breit. Wieder heißt es ein Jahr warten, bis das Tor zur Hölle wieder geöffnet wird.

Besten Dank an Carsten Brand. Er half uns mit seinen tollen Fotos aus!

Text:  Torsten Richter

Links:
www.party-san.net

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