Review: MPS – Mittelalter auf der Trabrennbahn (17. + 18.06.2017, Berlin)

Die zweite Auflage des MPS versprach bereits im Vorfeld ein Triumph zu werden. Die Kartenbestellungen schnellten in die Höhe und auch die Campingplätze besser besucht, als das Jahr vorher. Die Vorzeichen waren allesamt positiv und so stand dem rauschenden Fest nichts mehr im Wege.

Mr. Hurley und die Pulveraffen (Foto: Lena Behlmer bs! 2017)

Bei bestem Sonnenschein und teilweise schon recht hohen Temperaturen strömen die BesucherInnen auf die Trabrennbahn in Hoppegarten, um das Mittelalter zu zelebrieren. Die Partypiraten von „Mr. Hurley & die Pulveraffen“ bringen die Fans bei tropischen Temperaturen langsam auf Betriebstemperatur, während sich die Schattenplätze als beliebte Treffpunkte etablieren. Mit dieser Gruppe hat MPS-Organisator Gisi voll ins Schwarze getroffen. Kaum eine andere Mittelalter-Band erfreut sich einer solchen Fanzuneigung wie eben „Mr. Hurley & die Pulveraffen“. Mit ihrem spaßigen Seemannsgarn erfreuen die Piraten an diesem Tag die BesucherInnnen noch weitere 2 Male.

Stormfrun (Foto: Lena Behlmer bs! 2017)
Versengold (Foto: Lena Behlmer bs! 2017)

Etwas ruhiger geht es im Hause „Stormfrun“ zur Sache. Die Schweden verstehen ihr Handwerk und zeigen mit eher traditionellen Klängen, dass mensch auch mit wenig Gesang ordentlich Stimmung auf die Bühne zaubern kann. Ein weiterer Hochkaräter des Tages sind zweifelsohne die Spielleute von „Versengold“. Irgendwo zwischen Marktmusik und Mittelalter-Rock haben sich die Herren in den letzten Jahren eher den rockigen Tönen verschrieben. Eine Abkehr oder Weiterentwicklung? Die Fans stehen hinter dieser Band und es wird sich in Zukunft zeigen, ob der eingeschlagene Weg die richtige Wahl war. Fest steht allerdings, dass man mit „ich und ein Fass voller Wein“ eine absolute Hymne geschrieben hat, die wohl alle Zeiten überdauern wird.

MPS Atmo (Foto: Lena Behlmer bs! 2017)
Duivelspack (Foto: Lena Behlmer bs! 2017)

Wirklich selten bekommt man in der Hauptstadt die Barden vom „Duivelspack“ zu Gesicht. Dieser seltene Auftritt wird sicher im Gedächtnis der BesucherInnen haften bleiben, auch wenn die Temperaturen mittlerweile den absoluten Siedepunkt erreichen und mensch sich am Liebsten in den Schatten verziehen will. Wer allerdings nicht allzu viel Wert auf die Bühnenunterhaltung legt, zieht über den weitläufigen Markt, der neben abwechslungsreichen Ständen auch eigene Attraktionen besitzt, so unteranderem Jongleure oder andere Gaukler, die das ganze Geschehen auflockern und immer wieder für ein Lächeln unter den BesucherInnen sorgen. Der Sonnenuntergang ist gleichzeitig das Startsignal für die Feuerstellen auf diesem Areal und plötzlich entdeckt mensch überall Fackeln und lodernde Flammen, die eine behagliche Stimmung erschaffen und den geneigten Ritter zu einem Met an der legendären Drachenschänke verleiten.

Zwischen Rum, Goldtalern und
kulinarischen Leckereien

MPS Atmo (Foto: Lena Behlmer bs! 2017)

Der Sonntag beginnt eher ruhig. Während sich bei „Duivelspack“ nur die hartgesottenen Fans einfinden, liegt der Fokus am zweiten Festivaltag traditionell eher auf dem Markttreiben. Zwischen Rum, Goldtalern und kulinarischen Leckereien vertreibt sich die Besucherschaft ihre Zeit. Die Temperaturen steigen weiter fleißig, da betritt die Berliner Band „Cultus Ferox“ die Bühne. Echte Publikumslieblinge, die mit ihrer letzten CD einen Achtungserfolg landen konnten. Mit ihrer Mittelalter-Setlist überzeugen Feuerteufel und seine Mannen auch die letzten Kritiker auf diesem Gelände. Eine wahrhaft kraftvolle Bühnenshow, die bei ca. 30 ° im Schatten, keine Selbstverständlichkeit ist, dürfte die Like-Zahlen bei Facebook für die Jungs explodieren lassen.

 

Cultus Ferox (Foto: Lena Behlmer bs! 2017)
MPS Atmo (Foto: Lena Behlmer bs! 2017)

Ein fester Bestandteil des MPS ist mittlerweile auch das Ritterturnier. Hier bekommt mensch neben einer Story auch echte Filmpferde zu Gesicht und darf sich an diesem Spektakel erfreuen. Eine Kleinigkeit sei verraten: Ein mystisches Wesen ist auf diesem Turnier stets ein gern gesehener Gast. Für die kleinen BesucherInnen gibt es separate Zelte, in denen mensch einem Zauberer oder dem Puppentheater folgen kann. Den größten Ansturm verzeichnete allerdings der Strohspielplatz, der an diesem Tage stets gut besucht wurde. „Soar patrol“ punkten mit ihren schottischen Songs, die einfach gute Laune machen und das Publikum zum Tanzen animieren. Mit „Corvus Corax“ präsentiert die wohl bekannteste Mittelalter-Band Deutschlands ihre Weisen und Geschichten aus vergangenen Zeiten. Spielfreudig, kreativ und gut gelaunt zeigt sich die Band sowohl bei ihren 2 Nachmittagskonzerten, als auch beim abschließenden Abendkonzert. Mit einem solchen Facettenreichtum sind nur wenige Musiker ausgestattet. Ein wahrhaft würdiges Ende des MPS. So steigt die Vorfreude bereits aufs nächste Jahr, wenn es wieder heißt: Nicht authentisch, sondern phantastisch.

MPS Atmo (Foto: Lena Behlmer bs! 2017)

Galerien (by Lena Behlmer bs! 2017):

Links:
www.spectaculum.de

Veranstalter:
Mittelalterliche Phantasie Veranstaltungen Gisbert Hiller

Fabian Bernhardt
Fabian Bernhardthttps://www.be-subjective.de/
Um unglaublich international zu wirken, hat die Redaktion einen Headhunter auf DEN Berliner angesetzt. DAS Phantom, wie es aus Szenekreisen heißt, hat viele Tarnidentitäten. Gesichert ist, dass der Dämon – ein gerade mal 76 Zoll großer metalbesessener Gothik-Zwerg – im Nebenerwerb als Schauma-Shampoo-Model jobbt und einen mittel bis stark ausgeprägten Festivalfetisch pflegt, sich während der Wintermonate mit Kneipensport Ersatzbefriedigung verschafft und eine ruhige Kugel in seinem Prinzessin-Lilliefee-Darkroom schiebt. Ob es das Spandauer Edelexemplar wirklich gibt oder auch Bernhardt nur ein Pseudonym ist, konnte bisher nicht geklärt werden.

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