Lacrimas Profundere starten gerade ihre Hope is Human Tour 2017. Ein schöner Anlass, Euch einen Blick hinter die Kulissen und in ihre Gedankenwelt zum aktuellen Album Hope is Here zu gewähren.
Wir haben Roberto Vitacca und Oliver Nikolas Schmidt auf dem M’era Luna 2016 zum Interview getroffen und uns etwas von den Hoffnungen und Wünschen der Band erzählen lassen.
bs! Schön, dass Ihr gekommen seid. Wir werden uns Mühe geben, Euch nicht mit langweiligen Fragen zu ersticken, uns kurz zu fassen, schließlich interessiert uns mehr, was Ihr zu sagen habt.
Oli: Dann wart’ mal die Antworten ab. Lacht
bs! „Hope is Here“ ist am 11. August erschienen. [Review.] Die limitierten Box-Sets sind fast ausverkauft, das Video zum Titeltrack ist online und die Fans scheinen mehr als zufrieden. Beginnt gerade erst alles oder ist die Release ein Abschluss? Wie fühlt Ihr Euch denn gerade?
Oli: Befreit, extrem befreit.
Rob: So geht es mir echt auch. Also muss ich echt ganz klar sagen.
ALLES HAT GEBRANNT.
Oli: Es war wirklich mehr Arbeit als wir uns das jemals auch nur annähernd hätten vorstellen können. Aber wenn du dann drin bist,.. Also ich bin ein Mensch, der hört in der Mitte nicht auf. Wir waren vor Jahren in Mexico auf einem Festival, wo einige Bands kurzfristig abgesagt hatten und als dann der Strom auch noch ausfiel haben die einfach alles abgezündet. Alles hat gebrannt. Und – du weißt es noch – (Rob: ja) Ich hatte das Gefühl, die Leute wollten `ne Show sehen für Ihr sauer verdientes Geld und deswegen herrsch hier gerade Ausnahmezustand.dann gingen wir auf die Bühne und haben gespeilt und die Leute haben aufgehört. Was ich sagen will, du entscheidest einfach, manchmal ist es richtig manchmal falsch, aber wenn du die Entscheidung getroffen hast, zeih es bis zum Ende durch. Um bei dem Beispiel zu bleiben, ich flieg doch nicht vier Tage nach Mexico und spiel dann nicht, lacht
Rob: Vierzig Sekunden bist du jetzt komplett, komplett mit deinem Surfbrett über Hawai gesurft. Jetzt kommt er langsam wieder zurück. Whooooo. 50 Sekunden. Jetzt kommt er langsam wieder zurück.
Oli: Hahahah, und hier bin auch schon wieder.
Rob: (lachend) Das hättest du einfach auch von Anfang an sagen können ‚Ich mach alles entweder ganz oder gar nicht’.
Oli: Ich fliege nicht nach Mexico und spiel dann nicht. Genauso wenig mach ich ein Konzeptalbum und hör dann in der Mitte auf, weil’s zu viel Arbeit wird. Ende.
Rob: Wie war jetzt noch mal die Frage. Ohne Scheiß. Muss ich fragen, bevor wir jetzt hier..
bs! Kein Problem, Ihr baut in Euren Antworten so unglaubliche Bilder, die wollen wir gar nicht zerstören. Die Ausgangsfrage war wie Ihr Euch mit oder nach der Release fühlt.
Rob: (ernster) Also.. Ja, es war anstrengend. Ja, es war harte Arbeit. Ganz im Ernst, ich persönlich fühle mich stolz auf der anderen Seite auch wieder sehr aufgeregt. Weil ich mich so sehr darauf freue, die neuen Songs auch einfach live zu spielen. Ja, das ist halt…
bs! Die Songs vom neuen Album habt Ihr heute auch das erste Mal gespielt, richtig? Abgesehen von ‚Hope is Here’.
Rob: ‚Hope is Here’ haben wir schon mal gespielt bei den In Extremo Support Shows im Juni und Juli, richtig. Aber der Rest war halt komplett neu.
bs! Es war auf jeden Fall sehr schön. (Oli: Danke.) Vor allem ‚Black Moon’ war toll.
Oli: Hrrr. Ich muss sagen, das ist jetzt gemein.
bs! Ist das dein Lieblingslied?
Rob: Ich würde nicht sagen Lieblingslied, aber auf jeden Fall einer der Songs, die sehr berühren.
Oli: Ich muss sagen, das war auf meinen persönlichen Wunsch, dass der heute NICHT gespielt wird (lacht).
Rob: Genau. Er hat sich sehr dafür eingesetzt.
Oli: Nein, im Ernst. Ich habe gesagt ‚Vergesst es, wir machen keine Akustiknummer auf dem M´era Luna bei 40 Minuten Spielzeit. Aber wir entscheiden eben mehrheitlich, auch wenn ich drei Stimmen habe (lacht). Hat es trotzdem nicht gereicht…
Rob: Oli ist halt mehr der Rock `n Roll Typ ‚Wenn es laut is, dann wird es.auch nich’ gespielt.’ Und ich bin halt eher das Gegenteil und sag: ‚Wenn was nich’ laut ist, dann wird es erst recht gespielt’. Aber ich bin froh, dass wir’s gemacht haben, weil ich glaube, den Leuten hat ’s sehr gefallen.
‚WENN WAS NICH’ LAUT IST, DANN WIRD ES ERST RECHT GESPIELT’.
bs! Die Leute hören auch automatisch mehr zu.
Rob: Ganz genau.
bs! Sind die Songs etwas ruhiger, werden die Leute gezwungen, etwas mehr auf die Texte zu hören. (Rob: Definitiv.) Wie lief überhaupt das Songwriting zum neuen Album, dem ersten Konzeptalbum, ist anders verlaufen? Was habt Ihr dabei über Euch gelernt?
Rob: Also es war so: Wir sind in den Flieger gestiegen, der Olli hat die Mexico-Tickets schon parat gehabt,.. (lacht)
Oli: lacht, In der Regel schreibe ich immer die Songs, schicke sie Rob hin und wir schauen, ob ihm was drauf einfällt oder nicht. Diesmal war es so, dass ich dieses Bild entdeckt habe, bei Elton Fernandes , der auch bereits für unser letztes Cover verantwortlich zeichnete. Der Titel stand schon lange, genauer gesagt seit der Wacken-Deutschland-Tour 2014.
Rob: Die Songidee zum ‚Hope is Here’ entstand auch schon realtiv früh, aber das war natürlich noch gar keine Rede von einem Konzept oder so…
…EIN GESAMTKUNSTWERK
Oli: für mich ist das Cover die erste visuelle Umsetzung der Musik. Mir ist das Cover genauso wichtig wie der Text oder der Ton. Es muss ein Gesamtkunstwerk ergeben Und dieses Bild spiegelt für mich den Titel und die Emotionen genau wieder.
Rob: Es war halt wirklich diesmal dieses Bild da und auf dieser Basis sind dann wirklich die Ideen aufs neue durchgegangen und haben altes neu aufgegriffen und bereits gesetzte Songs verworfen, bis am Ende das Ergebnis da war und wir wussten ‚Wow, das ist es!
bs! Der Titel Eures Albums ist überaus hoffnungsvoll und damit ganz entgegen dem Trend. Und Ihr baut auch verschiedene Bilder – sowohl in der Musik, als auch im Video. Gibt es eine Interpretation oder Hoffnung, die Ihr selbst da hinlegt, -hineintragt oder transportieren wollt?
Oli: Hoffnung ist das einzige Gefühl das stärker ist als Angst. Wir können aber im Endeffekt nur Musik machen und hoffen dass es einige Leute berührt.
Rob: – das Konzept. Der Junge verirrt sich im Wald, der sieht keinen Ausweg mehr,.lernt aber mit,seiner Situation umzugehen.
Oli: Und darin seh’ ich die Hoffnung. Meine Frage ist,
WAS WÄRE ES WERT VON DIR SELBER AUFZUGEBEN FÜR DIE GRENZENLOSE FREIHEIT
Oli: wir wollen eine Geschichte erzählen. Deswegen sind wir auch grad so ruhig geworden, weil du kannst den Jungen im Wald nicht beschreiben.
Rob: Du kannst auch mitten in das Album skippen und dir `nen Song anhören, ohne das Konzept davon zu verstehen, so dass dich dieser Song abholt.
Oli: Aber ich finde, du solltest es wissen. Mir haben schon viele erzählt, sie haben die Platte ganz anders gehört und ganz anders wahrgenommen mit,dem wissen des Konzepts..Wir wollten dass die Leute das album so hören und begreifen wie wir. Dieses Gefühl das wir im Studio bei den songwritings hatten zu vermitteln.
bs! Dadurch, dass Ihr die Leute emotional berührt, habt Ihr ja schon ein bisschen Welt gerettet.
Rob: Das Ding ist halt, dass… wirklich.. und das meine ich im Ernst – vielleicht sieht Oli das wieder anders – aber ich sag das wirklich und ich mein das auch wirklich so: Wenn bei einem Song Gänsehaut – da ist schon wieder dieses Wort – ..
Oli: Fünf Euro ins Gänsehaut-Schwein. Gänsehaut is das geilste Wort der Welt.
Rob: Auf jeden Fall, wenn’s mir bei `nem Song nicht selber irgendwie eiskalt den Rücken runterläuft und dann bei den Zuhörern genau das Gleiche passiert, dann löst das bei mir natürlich ein Gefühl aus wo ich sag „hey“ … Darum geht es halt.
bs! (Kristin): Mir ist bei ‚Hope is Here‚ ein Tränchen über die Wange gelaufen.
Rob: Ja. Aber darum geht es. Und genauso soll es sein.
„MUSIK, DIE NICHT BERÜHRT, INTERESSIERT MICH NICHT.“
Oli: Ich weiß noch wie wir (nie zuvor) diese Einheit in dieser Band gefühlt haben, als wir alle im Studio gestanden haben bei den Demos und dass jeder dastand bei ‚Hope is Here‚ – und jetzt muss ich das Wort selber .. 5,- € … sagen – und da wussten wir, wir haben was ganz besonderes geschaffen. Aber ich darf meinen Freund und Bro Rob Vitacca zitieren, der hat mal – einmal im Leben – (ironisch) was gesagt, was wirklich zitierwürdig ist: Musik, die nicht berührt, interessiert mich nicht. Und das finde ich, ist ein Statement, das ich von meinem Freund so nicht erwartet habe. (ironisch)
Rob: Hätt` ich auch selbst nicht von mir erwartet.
bs! Habt Ihr denn – abgesehen von Mexico – noch Wünsche oder Projekte, die Ihr gern realisieren wollen würdet?
Oli: USA. Wir haben da so viele Anfragen, aber leider sind die Arbeitsvisa sehr teuer.
Rob: Ich war mit der Band wirklich schon – fuck – wir waren halt überall. Wir haben so viel Scheiß gesehen, aber in den USA war ich weder privat, noch mit der Band. Ich war dieses Jahr zum ersten Mal in NY City, aber nie im Land. Ich bin jetzt wie lang in der Band …10 Jahre? 2007? Ja fast 10 Jahre. Wir waren noch nie in den USA. Und es wär’ halt echt schön, da mal rumzutouren mit der Band. Also das ist halt irgendwie wie so ein kleiner Traum.
Oli: Evtl. hilft uns Bam Margera. Er hat vor kurzem „?.. AND Gods Ocean“ von uns zusammen mit der Alissa White-Gluz von Arch Enemy gecovert. Die Hoffnung stirbt zuletzt, daher evtl. Öffnet uns der Track die letzten Türen…
bs! Hat der eigentlich noch `ne Fernsehshow?
Oli: Nein. Wir waren bei dem damals in Bams unholy Union, in jeder Show mit einem Song vertreten. Leider gibt es ja MTV hier nicht mehr wirklich…
Rob: Ich mein, wir haben jetzt erstmal eine – unserer Meinung nach – gute Platte gemacht. Wir sind sehr stolz drauf und wollen die jetzt natürlich an den Mann bringen und so viel spielen wie halt geht. Wir lassen uns gerne überraschen. Auf das, was kommt. Und mehr kann man da irgendwie nicht sagen. Ich mein: Hört die Platte. Ich hoff’ Euch gefällt’s
bs! Es gitb ja Menschen, die kennen Euch noch nicht so lange, für die ist ‚Hope is Here‘ ihre erste Lacrimas Profundere Platte…
Oli: Aber das ist kein doch schlechter Einstieg.
Rob: Aber das ist genau das Geile. Heute Mittag bzw. vorhin bei der Autogrammstunde, sind einige Leute gekommen, die haben gemeint ‚Hey, ich habe noch nie was von Euch gehört, aber Wow.’
Oli: Auf dem M’ era Luna gibt’s Leute, die haben noch nie was von uns gehört?
Rob: Ich mein, es gibt bei jedem Konzert irgendwelche Leute, die halt – bei Festivals ganz besonders – Kommen uns nicht kennen und sagen ‚Das war richtig geil’, dann freut uns das
bs! Es ist bei Euch gewiss auch darauf zurückzuführen, dass man Euch ansieht, dass Ihr mit Leidenschaft spielt, egal wie klein der Club ist oder wie groß die Masse, die vor Euch steht.
Rob: Definitiv.
bs! Das heißt Ihr habt auch jedes mal Lampenfieber als sei es das erste Mal?
Oli: Ich muss sagen, ich hab’s Gott sei Dank schon lange nicht mehr gehabt, aber heute war es da (Rob: Ja), weil ich auch wusste: So viel neue Songs und das Fernsehen überträgt live und wie reagieren die Leute, was sonst noch alles.
Rob: Fuck, mein Dad schickt mir eben das Video wie er daheim im Fernsehen unser Konzert verfolgt. Wir waren gerade runter von der Bühne im Backstage, keine fünf Minuten, da kam eine SMS von wegen „Wow“. Schön. Diese Momente, wo wir wissen,,sie,Arbeit,war nicht umsonst.,
bs! Gibt es noch etwas, was Ihr gern loswerden wollt.
Oli: Danke dass ihr uns diesen Traum, Musiker zu sein weiterhin leben lasst.
Rob: Hört weiterhin Lacrimas. Hört Euch ‚Hope is Here‘ an und unterstütz uns weiterhin. Wir geben weiterhin unser Bestes.
WIR MACHEN WEITERHIN, WAS WIR LIEBEN.
Oli: Vielen Dank für die tollen Interviews, die wunderschönen Fotos. All Euren Support. Das wissen wir sehr zu schätzen.
Rob: Auf jeden Fall. Was Ihr da schreibt ist echt immer geil. Wir sehen uns in München [Konzertbericht & Fotos].
bs! Vielen Dank für Eure Zeit.
Das Interview führten Isabelle Hannemann & Kristin Hofmann, 12.08.2016.
Links:
www.lacrimas.com