Within Temptation: Mother Earth (2003) Book Cover Within Temptation: Mother Earth (2003)
Gun Supersonic (Sony BMG)
07.04.2003

Tracklist:

  1. Mother Earth
  2. Ice Queen
  3. Our Farewell
  4. Caged
  5. The Promise
  6. Never-ending Story
  7. Deceiver Of Fools
  8. Intro
  9. Dark Wings
  10. In Perfect Harmony
  11. Restless
  12. Bittersweet
  13. Enter
  14. The Dance

 

Mit Mother Earth legt die 1997 gegründete, holländische Metal-Band Within Temptation nach „Enter“ ihren zweiten Longplayer vor (wenn man von der EP „The Dance“ aus den Jahr 1998 absieht).

Zwei Alben in sechs Jahren: das erscheint wenig. Dazu kommt, dass es sich beim vorliegenden Album um eine „Special Edition“ handelt, neu ausgestattet und mit vier zusätzlichen Tracks versehen.

Die neue Aufmachung erkennt man sofort am Titelbild, das gegenüber dem ersten Release neu gestaltet wurde. Das Motiv zeigt die Sängerin Sharon den Adel als Engel vor einem dunkelgrünen Wald (während besagter Engel auf der alten Ausgabe vor einen gelben Hintergrund zu sehen war). Auf ein Booklet wurde verzichtet, stattdessen kann man das Digipak „quasi origami-mäßig“ in alle Richtungen aufklappen, so dass sich am Ende ein Papier-Kreuz ergibt. Auf den Innenseiten sind die Texte der Songs sowie die Credits abgedruckt.

Eine herausragende Rolle nimmt der Text von „Mother Earth“ ein, dem Titelsong, denn im Gegensatz zu allen anderen Songs steht er alleine auf einer Seite. Der Song ist eine Ausnahme und gehört zweifellos zu den besten Stücken, die mir je zu Ohren gekommen sind. Dazu trägt maßgeblich die „heavenly voice“ von Sharon den Adel bei; die Engelsflügel auf dem Cover kommen also nicht von ungefähr.

Der zweite Track „Ice Queen“ besingt den Winter, dargestellt in der Figur der Eiskönigin, die teils an Andersens Märchen „Die Schneekönigin“ erinnert, teils aber auch an die alte germanische Göttin Hel (besser bekannt als „Frau Holle“ aus dem gleichnamigen Märchen). Auffallend ist, dass in diesem Stück kaum Gitarren zu hören sind, dafür aber ein mächtiges Orchester mit Flöten. Man vergisst beinahe, dass man ein Metal-Album vor sich hat. Ähnliches gilt für „Our Farewell“, das dritte Stück, das von Trennungsängsten handelt. Besagtes Stück jagt einen mit den folgenden Text die Gänsehaut über den Rücken.

„Never thought this day would come so soon,
We had no time to say goodbye
How can the world just carry on?
I feel so lost when you are not by my side
But there's nothing but silence now
Around the one I loved
Is this our farewell?”

Ein unglaublich emotionaler Text der den Hörer dazu verleitet an die Menschen zu denken die er viel zu früh verloren hat. Wahnsinnssong der nichts für schwache Nerven ist.

Im vierten Song, „Caged“, kommen die Gitarren wieder zu ihrem Recht. Aber auch Sharon läuft zu großer Form auf. „Caged“, das von einer betrogenen Frau handelt, ist ein weiterer Höhepunkt auf diesem an guten bis sehr guten Songs reichen Album.

„The Promise“ ist ein 8minütes Opus das seinesgleichen sucht. Nach einen ruhigen atmosphärischen Anfang setzen die Gitarren ein, die sich mit den Orchester ein wahres Duell liefern. Dann wird es wieder ruhig und Sharon setzt zu einer Art Sprechgesang ein. In dieser Tonart geht es weiter, schnelle und langsame Parts wechseln ineinander über und machen „The Promise“ zu einen Aushängeschild wie Klassik und Metal fusioniert werden müssen!!!

„Neverending Story“ ist wieder ruhig gehalten, erinnert fast schon an Folkmusik mit seinen Takt und greift inhaltlich das Thema „Mutter Erde“ wieder auf (hat also nichts mit der „Unendlichen Geschichte“ von Michael Ende zu tun, wie man sonst denken könnte). Ein interessantes Stück und wieder eine wunderschöne Ballade dessen Refrain sofort zum Mitsingen einlädt.

Tja als nächstes kommt der Opener eines jeden Within Temptation Konzertes nämlich „Deceiver Of Fools“. Und es kommt nicht von ungefähr dass dieser Song diese Ehre besitzt zeigt er sämtliche Stärken von Within Temptation auf. Ein atmosphärisches Intro das in harte Gitarrensounds mündet, einen mächtigen Chorus besitzt und über allen thront einmal mehr Frontlady Sharon!

Es folgt ein kurzes Intro (warum man den 8. Titel „Intro“ nennt ist schon ein wenig sonderbar aber was solls - man hätte die genauso gut lassen können da es sowieso in den nächsten Song übergeht) bevor es mit „Dark Wings“ richtig schnell zur Sache geht. Ein klasse Song wo sich Sharon ein atemberaubendes Duell mit einen Chor liefert.

Das „normale“ Album endet schließlich mit der wunderbaren Ballade „In Perfect Harmony“. Auch hier fällt auf, dass die meisten Stücke nur wenige Gitarren aufweisen. Fast ist man versucht, von „Almost-Non-Metal“ zu sprechen.

Danach kommen die Bonustracks. Die ersten beiden sind Live-Aufnahmen, auf ihnen kann Gitarrist und Bandmitbegründer Robert Westerholt zeigen, dass er nicht nur Gitarre spielen, sondern auch „growlen“ kann. Dies mag gewöhnungsbedürftig sein allerdings wird dies hier um Klassen besser gemacht als bei Theatre Of Tragedy die ja eine der ersten Gruppen waren die den Growlgesang verwendet haben. Die anderen sind zum einen „Restless“ vom ersten Album „Enter“, zum anderen die wunderschöne Ballade „Bittersweet“, das vorher nur in den Niederlanden auf einer Single erschienen ist. Alles klasse Songs gar keine Frage es bleibt nur die Frage ob es sich lohnt das Album noch mal zu kaufen wenn man die Originalausgabe nicht schon hat. Das muss wohl jeder für sich entscheiden. Für Neueinsteiger ist die CD sicherlich ein perfekter Einstieg wer aber die Originalausgabe hat den würde ich raten sich „Enter“ und die holländische Version der „Mother Earth“ Single zu besorgen. Auf „Enter“ ist „Restless“ zu finden während auf der Single „Bittersweet“ veröffentlicht wurde. Die Liveaufnahmen stammen übrigens von der „Mother Earth Tour“ DVD wo auch eine Bonus Live CD dabei ist.

Fazit: „Mother Earth“ ist ohne Zweifel eins der besten Alben, die ich in den letzten Jahren gehört habe. Within Temptation haben im Prinzip eine neue Kategorie erfunden „Dead Can Dance-Metal“. Auf dieser CD befindet sich kein wirklich schlechter Song; Robert Westerholt (der die meisten Songs alleine oder zusammen mit anderen komponiert hat) hat ganze Arbeit geleistet. Auch das Orchester ist hervorragend. Aber Ausnahme-Qualität erreicht Within Temptation erst durch die Sängerin Sharon den Adel die eine Wahnsinnsstimme besitzt und den ganzen die Krone aufsetzt. Dieser Band steht vermutlich eine große Zukunft bevor. Ein Musikjournalisten schrieb einmal: „I have seen the future of melodic metal, and its name is Within Temptation”. Dem kann ich mich nur anschließen!!

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