Welle:Erdball: Nur tote Frauen sind schön (2003) Book Cover Welle:Erdball: Nur tote Frauen sind schön (2003)
Synthetic Symphony
19.05.2003

Tracklist:

  1. 1000 weiße Lilien
  2. 8 Bit-Märchenland (C64)
  3. Susy hat Angst
  4. Mensch aus Glas (C64)
  5. Lieber Gott...
  6. Metal dust (Die Begegnung)
  7. Das Präparat - Anatomie (2003)
  8. The Screeching Miew - Speak for the future (1995)
  9. Feindsender 64,3 - Nachtprogramm (1999)
    Datentracks
  10. 1000 weiße Lilien - Der Film
  11. C=64-Programme & C=64/PC-Werkzeug

 

Pünktlich zum 10jährigen Jubiläum haben Welle:Erdball mal wieder bemerkenswerte Präsenz gezeigt. Stücke wie Mensch aus Glas, Susy hat Angst oder 8 Bit-Märchenland, die auch schon auf Live Gigs vor Erscheinung der neuen CD als Appetizer gespielt wurden, haben bereits im Vorfeld gutes neues Material erwarten lassen. Spätestens dann nacherscheinen der neuen CD konnte man sich in Gänze von der positiven Erfüllung der Erwartungen überzeugen.

Wie auch bei den letzten Alben haben A.L.F. und Honey Humor, Kreativität und Witz bewiesen, um sich dabei in ihrer Musik und Texten ernsten Themen anzunehmen. Wie immer wurde das Ganze im von Welle:Erdball wohlbekannten und klassischen minimal-elektronischen Stil zur Synthetischen Tanzmusik für die neue Generation (Zitat vom Album Wunderwelt der Technik) umgesetzt, und weist Tiefgang und feine Strukturen in den Sounds auf. Der C=64 wurde als bewährtes und verlässliches 5. Bandmitglied ebenso dabei wieder kräftig eingebunden.

Der spitzfindige Hinweis Erwerb erst ab 180 I.Q gleich auf dem CD Cover weist bereits vor dem ersten hören darauf hin, dass man sich mit den Texten auseinandersetzen soll, und auch mal zwischen den Zeilen lesen bzw. hören muss. Dann wird auch klar, dass es sich bei Welle:Erdball, und speziell auch bei diesem Album, wirklich nicht umPop-Musiker für die schwarze Minimal-Elektro-Szene handelt, sondern um durchaus hochanspruchsvolle Bewältigung alltäglicher und auch nicht alltäglicher Missstände in unserer Welt.

Besonders positiv zu erwähnen ist der Schachzug, dass neue Welle:Erdball Album Nur tote Frauen sind schön trotz insgesamt 9 Audiotracks (und weiteren Datentracks) als Maxi-CD zu verkaufen. Bei einem Verkaufpreis von ca. 5,49 € liegt hier der Preis-Leistungsfaktor weit über den gewohnten Maß, an dem sich viele andere Produktionen mit ihren Neuerscheinungen durchaus eine Scheibe von abschneiden könnten.

Aber auch bei Konzerten von Welle:Erdball ist man es ja gewöhnt, einen weitaus geringeren Eintrittspreis zahlen zu müssen, als bei in der Bekanntheit vergleichbaren Bands.

Das erste Stück 1000 weiße Lilien, zu dem sich auch das Musikvideo auf der CD befindet, greift erneut die Thematik der Geschichte von Monique Martinot auf, die den Welle:Erdball Fans schon von Alles ist möglich bekannt sein dürfte. Raymond Martinot, der Mann von Monique Martinot, die im Jahre 1984 sich in Hoffnung auf spätere Wiedererweckung von ihm hat einfrieren lassen, ist vor nicht allzu langer Zeit ebenfalls gestorben. Dieser liegt nun ebenso eingefroren neben seiner Frau und wartet darauf wiedererweckt zu werden. Die Thematik der realen Geschichte wird in diesem Lied von Welle:Erdball aufgegriffen, und im Lied und dem dazugehörigen Video eindrucksvoll umgesetzt.

Das zweite Stück der CD ist ebenso besonders zu erwähnen. Bei 8 Bit-Märchenland stehen Fräulein Venus und Soraya.VC ganz alleine mit ihrer Kreativität im Mittelpunkt. Natürlich auch hier mit kräftiger Unterstützung des C=64.

Schön anzuhören ist auch das Stück Mensch aus Glas, was bei der zunehmenden Paybackmentalität der Menschen eindrucksvoll den Puls der Zeit trifft, und der eigenen Aussage von W:E Welle: Erdball ist überall und am Puls der Zeit Nachdruck verleiht. Metal Dust (Die Begegnung) ist vom Sound her gesehen eines der besten Stücke auf dem Album, und ein würdiger Nachfolger seiner Metal Dust Vorgänger. Fehlen tut allerdings leider das von Welle:Erdball gewohnte Intro auf der CD. Dieser Verlust wird aber durch die sonstige Vielfalt des Tonträgers wieder wettgemacht.

Da die komplette Sendung als eine Art Kaleidoskop oder Sampler ausgestrahlt wurde, sind neben den sechs eigenen reinen Welle:Erdball Tracks drei Tracks anderer Projekte enthalten (Tracks 7 bis 9). Zum einem das Stück Anatomie vom Sideproject Das Präparat, welches dem Hörer sofort ins Ohr geht. Dem Projekt Feindsender 64.3 wird mit Nachtprogramm (in der 1999'er Version) kurzzeitig neues Leben eingehaucht, und klingt klassisch und zugleich auch wieder modern. Das dritte Projekt auf der CD ist The Screeching Miew und liefert mit Speek for the future einen ruhigen Beitrag.

Als kleinen Ausblick in die Zukunft ist noch zu sagen, dass Welle:Erdball demnächst eine weitere Sendung auf Vinyl herausbringen werden. Mit Sicherheit wird man als Fan und Sammler damit ein interessantes und wertvolles Schmankerl in die Hände bekommen.

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