Start CD / DVD Reviews Three Days Grace: One X (2008)

Three Days Grace: One X (2008)

Three Days Grace: One X (2008)
Three Days Grace: One X (2008)
Gun Records
29.08.2008

Tracklist:

  1. It's All over
  2. Pain
  3. Animal I Have Become
  4. Never Too Late
  5. On My Own
  6. Riot
  7. Get Out Alive
  8. Let It Die
  9. Over and Over
  10. Time Of Dying
  11. Gone Forever
  12. One X
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  13. Running Away (Bonustrack)
  14. Three Days Grace - Behind The Band

Schon im letzten Jahr konnten die aus Toronto stammenden Kanadier ihr zehnjähriges Bandjubiläum feiern. Und eigentlich gibt es sie noch viel länger, wenn man die drei Jahre, in denen die Band unter dem ursprünglichen Namen Groundswell auftrat, hinzurechnet. Dennoch erschien das Debütalbum von Three Days Grace erst 2003 – ganze sechs Jahre nachdem die Band sich 1997 unter ihrem neuen, aktuellen Namen wieder zusammengefunden hatte. Der am 13. Juni 2006 in den USA veröffentlichte Nachfolger "One-X" erreichte Platinum Status sowohl in Kanada als auch in den USA.

Sänger Adam Gontier schrieb viele der Songs während er sich 2005 einer Entziehungskur vom Schmerzmittel Oxycodone unterzog. Songs wie Pain, Animal I Have Become, Riot, Over And Over und Never Too Late reflektieren Gontiers Gefühlswelt während dieser Zeit. Mit frischer Energie und neuem Material im Gepäck gab es für den Sänger im darauffolgenden Jahr nur noch einen Weg: direkt ins Studio, um das zweite Album "One-X" aufzunehmen.

Der Einstieg in das Album gelingt perfekt mit It's All Over, vollgepackt mit wuchtigen Gitarren, begleitet von Gontiers rauer Stimme und einem Gitarrensolo, das ins Ohr geht. Dieser Song ist keine Singleauskopplung, hätte aber meiner Meinung nach durchaus das Potential dazu gehabt. Pain ist eine kontrastreiche Nummer mit Ohrwurmtauglichkeit, bei dem die Instrumente weitgehend in den Hintergrund rücken und Gontiers Stimme im Vordergrund steht. Nur der Chorus scheppert in Metal-Manier.
Animal I Have Become wird durch ein mitreißendes Gitarrenriff dominiert, das sich durch den ganzen Song zieht. Stimmlich bringt Gontier die animalischen Emotionen, die hier thematisiert werden, perfekt auf den Punkt. Das überzeugt, und macht den Song authentisch. Nicht ohne Grund war Animal I Have Become die 2006 am meisten gespielte Single Auskopplung in Kanada! Nach so viel Härte müssen sanftere Klänge folgen: Never Too Late hat fast den Anstrich einer Ballade – zumindest am Anfang, der nur von Gontiers Stimme und Gitarren geprägt ist. Die Melodie ist komplex und scheint zunächst nicht ganz zu den vocals zu passen, jedoch ist der Chorus klar und simpel, und bügelt damit die Unebenheiten aus.

On My Own beginnt ebenfalls seicht, und wirkt anfangs fast wie sein Vorgänger, ja beinahe schon etwas eintönig. Der Refrain geht aber überraschenderweise gut ins Ohr und gibt dem Song eine eigene, wieder erkennbare Note.

Nach zwei ruhigeren Nummern ist es jetzt mit Riot Zeit, so richtig alles herauszulassen, was die Lungen hergeben. Metallische Klänge, heavy und scheppernd, prallen auf eine Stimme die den Krawall nur so herausschreit. Randale – darum geht es hier, und genau das gibt es auch aufs Trommelfell!

Get Out Alive wirkt nach Riot ruhig mit einem psychedelischen Anstrich, und ist in erster Linie geprägt von Gontiers Gesang mit sehr zurückhaltenden Drums. Der Song wird durchzogen von einem sich immer wieder wiederholenden melodischen Thema, und ist durchgängig softer als die bisherigen Nummern des Albums. Erst gegen Ende schwillt die Nummer nach einem etwas härteren Gitarrensolo zu rockigeren Klängen an.

Let It Die ist ein melodischer, radiotauglicher Rocksong mit Ohrwurmpotential. Anfangs noch seicht, später heavier, aber durchgehend rockig lädt dieser Song beinahe zum Mitsingen ein.
Over And Over startet mit einem simplen aber wirkungsvollen Riff, und sofort wird klar, dass es sich hier um eine Ballade handelt. Auffallend sind die Streichinstrumente im Hintergrund: unerwartet, aber keinesfalls unpassend – im Gegenteil! Ein Überraschungsfaktor ist immer gut, und steht zudem für Experimentierfreude der Band. Erlaubt ist was überzeugt, und dieser Song verlangt förmlich nach romantisch-melancholischer Untermalung während Gontier von seiner Liebe zur Droge und dem Versuch, sich von ihr loszureißen singt.

Damit die Stimmung nun aber nicht zu emotionsgeladen wird, gibt's mit Time Of Dying wieder Härteres zum Aufwachen. Rockig, mit sägenden Gitarren und einem etwas softeren Refrain ist dieser Song nicht nur perfekt ausbalanciert, sondern drückt auch musikalisch den Gegensatz zwischen Songtitel und der eigentlichen Aussage des Stückes aus. Time Of Dying lässt eigentlich zunächst auf eine eher düstere Nummer schließen, nimmt dann aber eine unerwartete Wende in einem Chorus, in dem Gontier mit Entschlossenheit und Nachdruck verkündet "I Will NOT Die … I Feel Alive!"

Gone Forever handelt nach eigenen Aussagen des Sängers von seinem Leben nach dem Entzug. Der Einstieg in den Song ist auch musikalisch charakterisiert wie ein Neuanfang – einfach, ehrlich, ohne viel Schnickschnack. Nur eine Akustikgitarre und vocals, und auch danach wird die instrumentale Begleitung schlicht gehalten, die wuchtigen Elemente für den Chorus aufgespart. Ein weiterer radiotauglicher Rocksong, dessen Melodie sofort ins Ohr geht.

One X – der eigentliche Titelsong des Albums, taucht erstaunlicherweise erst an allerletzter Stelle auf. Wie schon bei Get Out Alive finden sich auch hier psychedelische Elemente, mit Betonung auf Gesang und Backing vocals. Die Melodie ist komplex aber nicht überladen, der Refrain unterlegt mit harten Gitarrenriffs. Die Nummer rockt, aber der erwartete Ohrwurmfaktor – es ist immerhin der Titelsong! – bleibt aus.

Fazit: Hart aber herzlich. Gelungene Mischung aus Metal- und Rocksongs, in der es Sänger und Songschreiber Adam Gontier gelingt, seine in den lyrics beschriebenen Gedanken und Gefühle auch musikalisch auf den Punkt zu bringen. Von den insgesamt 12 Songs gab es nur vier, die mich nicht auf Anhieb begeisterten; damit liegt die Überzeugungsquote immerhin bei soliden 75%. Mein Tipp: Anhören!!!

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