The Smashing Pumpkins: Oceania (2012)
Wrasse Records
18.06.2012
www.smashingpumpkins.com
Wrasse Records
18.06.2012
www.smashingpumpkins.com
Tracklist:
- Quasar
- Panopticon
- The Celestials
- Violet Rays
- My Love Is Winter
- One Diamond, One Heart
- Pinwheels
- Oceania
- Pale Horse
- The Chimera
- Glissandra
- Inkless
- Wildflower
Die Smashing Pumpkins wandeln schon seit rund 24 Jahren auf der unbeleuchteten Strasse der Außenseiter, sind dabei allerdings mysteriöserweise immer gut gefahren. Ganz egal wie kathartisch emotionsgeladen die Texte, oder gewöhnungsbedürftig die musikalischen Arrangements, die größtenteils aus der Feder von Frontmann, Gitarrist und Songschreiber Billy Corgan stammen - man hat fast immer das Gefühl, das am Ende doch noch alles gut wird - wenn auch nicht in der Realität, so wenigstens innerhalb der vier Wände es eigenen Wohnzimmers vor der heimischen Stereoanlage.
Kein Wunder also, dass die meisterhafte Pumpkins-Trilogie "Gish"(1991), "Siamese Dream" (1993), "Mellon Collie and the Infinite Sadness" (1995) jede Menge Hörer für sich gewinnen konnte. Verwunderlicher ist es vielmehr, dass das aktuellste, neunte Album der Pumpkins "Oceania" sich fast wie selbstverständlich an die zuvor genannten Klassiker anschließen ließe, bzw. auf demselben Niveau weitermacht wie in alten Zeiten. Das hätte man Corgan wohl kaum zugetraut, vor allem deshalb nicht, weil die letzteren Pumpkins-Werke nicht mit der Art von Enthusiasmus entgegengenommen wurden, wie man es sich von den Fans erhofft hatte.
Jetzt allerdings gibt's was auf die Ohren! "Oceania" ist eine einmalig schöne Hommage an die frühen Neunziger, als Corgan noch mit pinkfarbenen Engelslocken herumlief, und seine Texte der gepeinigten Seele eines jungen Mannes Anfang Zwanzig entstammten.
Das Album enthält alle Elemente, die die Smashing Pumpkins zur eigenwilligsten Alternative-Rock-Band der damaligen Ära machten: Kreischende, mehrfach übereinandergelegte Gitarreneinspielungen, donnernde Drums, epische Kompositionen, komplizierte Arrangements, bittersüße Melancholie, noch bittersüßere Romantik und majestätischer Größenwahn. Und was noch wichtiger ist: Die Songs haben einen Sinn. Billy Corgan klingt jetzt wie ein Mann, der mit seiner Vergangenheit und der Gegenwart im Einklang ist, und einen Reifungsprozess durchgemacht hat. Dennoch wird an Texten wie "Rest in the shadows I designed, run from the fears I denied" deutlich, dass der Pumpkins-Frontmann immer noch die Fähigkeit besitzt, einfühlsame Texte zu schreiben, in denen Angst auf positive Weise thematisiert wird.
Bis auf den Einstiegstrack "Quaser" kann man "Oceania" als ein zwar ruhiges, aber dynamisches Synth-lastiges Album bezeichnen, auf dem die Welt durch die verstaubte rosarote Brille betrachtet wird. Dies ist der eigentliche Charakter der Platte, und der kommt am allerbesten im Mittelteil in den drei Songs "My Love Is Winter", "Pinwheels" und "Oceania" zum Ausdruck. Darüber hinaus gibt's auf der ganzen Scheibe keinen einzigen Füllsong, den man nur deshalb eingeschoben hat, um auf eine passable Albumlänge zu kommen. Auf "Oceania" stimmt jedes Detail, und gleichzeitig ist das Album so ungezwungen realisiert worden, das der von früheren Pumpkins-Werken so vertraute Eindruck der unnötigen Überproduktion erfreulicherweise komplett fehlt.
"Oceania" ist wie ein Ausflug zurück in die Zukunft, oder besser gesagt zurück zu den Wurzeln, aber dennoch aktualisiert und wieder genauso gut früher. Oder vielleicht sogar noch ein bisschen besser.