Indie/ Art-Rock
4AD
08.09.2017
americanmary.com
Tracklist:
- Nobody Else Will Be There
- Day I Die
- Walk it Back
- The System Only Sleeps in Total Darkness
- Born to Beg
- Turtleneck
- Empire Line
- I'll Still Destroy You
- Guilty Party
- Carin at the Liquor Store
- Dark Side of the Gym
- Sleep Well Beast
Mehr graues London als lebendiges New York, so klingt das siebte Studioalbum von The National. Kalt und nass, wie Regentropfen, die gegen deine Autoscheibe klatschen, aber irgendwie auch gemütlich, wie ein heißer Glühwein vor dem Kamin. Homogen und doch vielseitig kommen die 12 Songs des jüngsten Langspielers daher.
Bereits beim „Nobody Else Will be There“ werden die ZuhörerInnen von Matt Berningers warmer, tiefer und irgendwie abgewrackter Stimme eingewickelt. Leichte Synthies, ein Piano und Berningers prominentes Gehauche reichen aus, um die HörerInnen sofort in den Herbst zu befördern.
Ironischerweise geht es mit dem Titel „The Day I Die“ deutlich lebendiger weiter. Ein treibendes Schlagzeug mit gniedelnden Gitarren sorgt für den Sprung von der schweren Wave-Ballade zum eingängigen Indiesong, bevor es mit „Walk It Back“ wieder elektronisch-schwer wird. Wie ein Mann nach dem letzten Glas Rotwein, leert Berninger seine Gedanken in einer Art Sprechgesang bevor angenehme Instrumentalparts und Interviewsamples ihn von seinem Leid erlösen. Mit „The System Only Dreams In Total Darkness“ folgt ein energiegeladener Song, der sofort ins Ohr geht. Synthies und Gitarrensoli geben sich die Hand und sorgen für ein voluminöses Werk, bei welchem Berningers Stimme das erste Mal nicht die reine erste Geige spielt, sondern sich angenehm in die Gesamtkomposition einfügt.
Nachdem die Stimmung bei „Born to Beg“ etwas abfällt liefern The National mit „Turtleneck“ einen klassischen, direkten Rocksong ab, der sich stadiontauglich irgendwo zwischen Johnny Cash und U2 einsortiert und sich gegen Donald Trump inklusive seiner Wählerschaft richtet.
"The poor, they leave their cellphones in the bathrooms of the rich
And when they try to turn them off everything they switch to
Is just another man, in shitty suits, everybody's cheering for
This must be the genius we've been waiting years for"
Mit „Empire Line“ und „I’ll Still Destroy You“ kochen die Gemüter wieder etwas ab und bleiben auch für den Rest der Platte eher reserviert. Traurige Gleichgültigkeit kehrt zurück in Berningers Gesang und findet bei „Sleep Well Beast“ ihren Höhepunkt, auf eine positive Art und Weise. Fast schon lallend, flüsternd, getragen von experimentellen, elektronischen Beats beendet der namensgebende Titel das Album.
Mit „Sleep Well Beast“ haben The National ein gefälliges Album für die grauen Herbsttage produziert. Prädestiniert für die Dauerrotation stößt keiner der Songs bitter auf, obwohl die Vielseitigkeit ab der zweiten Albumhälfte etwas abfällt. Dies wird jedoch gekonnt Texte, auf die sich die HörerInnen völlig einlassen müssen, kompensiert, mal ganz abgesehen von Berningers fesselnder, einlullender Stimme.