The Doors: When You’re Strange - Film (2010) Book Cover The Doors: When You’re Strange - Film (2010)
Sandra Cramm
Arthaus
04.11.2010
www.whenyourestrange.de

Darsteller:

  • Jim Morrison
  • Ray Manzarek
  • Robby Krieger
  • John Densmore

Regie: Tom DiCillo

Technische Angaben DVD:

  • Bild: 1,78:1 (anamorph)
  • Sprachen/Ton: Deutsch 5.1 DD, Englisch (5.1 DD, Stereo PCM)
  • Untertitel: Deutsch

Extras DVD:

  • Interview mit Jim Morrisons Vater und Schwester;
  • Interview mit Tom DiCillo;
  • Presseheft als PDF;
  • Fotogalerie;
  • Original-Kinoposter

Acht Jahre waren „the Doors“ die Ikonen einer Generation, die die Welt verändern wollte. Von 1965 bis 1973 hielt vor allem Jim Morrison sowohl Frauenwelt als auch Gesetzeshüter in Atem, und wird nicht zuletzt durch seinen frühen Tod mit 27 Jahren in einem Atemzug mit Janis Joplin, Jimi Hendrix und Kurt Cobain genannt.

Der Kinofilm  „When You’re Strange“ von Regisseur Tom DiCillo erzählt auf 82 Minuten die Geschichte dieser außergewöhnlichen Band. Unveröffentlichtes Archivmaterial, Szenen der Studioaufnahmen sowie Konzertmitschnitte werden in die Geschichte eines Roadtrips eingefügt, dessen tiefer Hintergrund jedoch nicht ganz deutlich wird. Ein junger Typ der wie Jim Morrisons Zwillingsbruder daherkommt, hat zunächst einen Autounfall, in späteren Szenen sieht man ihn jedoch weiter durch amerikanische Prärie düsen oder an einer Tankstelle halten, plötzlich sieht man tanzende Kinder… Aber vielleicht einfach nur eine gutgemeinte Hommage an das drogenvernebelte Leben des Frontmanns der Doors. Unser motorisierter Abenteurer hört nun also im knacksenden Autoradio vom Tod Jim Morrisons, und die Geschichte beginnt, erzählt von niemand anderem als Johnny Depp. Wer auf Herrn Depp mit Untertiteln keinen Wert legt, kann natürlich im Menü auch die deutsche Übersetzung auswählen.

Der geneigte Zuschauer wird zuerst in den „Summer of Love“ eingeführt, in die 68er Jugendbewegung, die eine ganze Generation erfasste, welche nicht zuletzt durch den Konsum bewusstseinserweiternder Drogen wie Marihuana und LSD den autoritären Eltern und dem Establishment den Kampf erklärte. In diese Zeit hineingeboren wurde auch Jim Morrison, der nicht nur von Elvis und seiner Musik besessen, sondern darüber hinaus auch ein durchaus intelligenter Typ war, der sich zu Weihnachten die gesammelten Werke von Nietzsche wünschte und im stillen Kämmerlein Gedichte schrieb. Als er im Jahr 1965 einen gewissen Ray Manzarek trifft, der von seinen poetischen Texten begeistert ist, beschließen sie, eine Band zu gründen.

Der Film stellt vor allem den exzentrischen Frontmann Morrison in den Mittelpunkt, die anderen Bandmitglieder erscheinen meist nur als schmückendes Beiwerk. Erzählt wird, wie aus dem schüchternen Sänger, der bei seinem ersten Auftritt noch mit dem Rücken zum Publikum singt, ein draufgängerischer Frauenheld wird, der ohne den Rummel um seine Person bald kaum noch leben kann. Beim Überleben helfen ihm auch Drogen und Alkohol, die ihn oft auch unberechenbar machen.

Der  Chef ihres Hausclubs „Whisky a go go“ wirft sie raus, nachdem Morrison im Song „the End“ davon singt, wie er seinen Vater töten und mit seiner Mutter den Geschlechtsverkehr vollziehen möchte. Seinen Höhepunkt findet das ganze schließlich 1969, als er auf der Bühne sein Geschlechtsteil hervorholt, nachdem er das Publikum beschimpft hat. Schon lange kommen die Leute mehr wegen des Spektakels, als wegen der Musik, doch jetzt ist er zu weit gegangen. Alle 90 geplanten Konzerte der Amerikatournee werden abgesagt, „Jimbo“ muss in den Knast.

Neben all diesen Skandalgeschichten berichtet der Film ansatzweise auch über die Musik der Doors. Der besondere „Rummelplatz-Sound“ entstand vor allem dadurch, dass keine Bassgitarre gespielt wurde, sondern Ray Manzarek teilweise am Keyboard diesen Part mit übernahm. Dazu spielte Robby Krieger seine Gitarre fast immer ohne Plektrum, was ebenfalls eher ungewöhnlich war.

Der Film endet schließlich mit dem Tod Jim Morrisons im Jahr 1971, der nach einer exzessiven Sauferei in der Badewanne an einem Herzanfall stirbt. Insgesamt sind die Eskapaden, Ausschweifungen und Exzesse des Doors-Frontmanns der Haupt-Plot des Films, während die Band, die Musik und auch die Texte (Morrison verstand sich vor allem als Dichter und Poet, weshalb er auch Bücher mit seinen Texten veröffentlichte) nur als Rahmenhandlung einen Platz finden. Dies ist mir persönlich etwas wenig Substanz gewesen und wird dem Titel des Films (the Doors!) nicht ganz gerecht, aber die Darstellung des verrückt-genialen Geistes von Jim Morrison in einer ebenso verrückten Zeit ist durchaus gelungen und lässt den Zuschauer das Lebensgefühl der Zeit spüren.

Als Extras auf der DVD enthalten sind neben dem Trailer zum Film auch Interviews mit Regisseur Tom DiCillo und mit Morrisons Familie. Hier kann man dem Vater, der schon im Film nicht gut wegkommt, dabei zuschauen wie er in der Zuschauergunst noch weiter sinkt. Er erklärt, dass er nie auch nur einen Song der Doors gehört, geschweige denn je ein Gedicht seines Sohnes gelesen hat. Erst bei der pompösen Beerdigung auf dem  Pariser Ostfriedhof Père Lachaise und der Anteilnahme der vielen Fans hatte er begriffen, was für ein beliebter und bekannter Mann sein Sohn war. Ein Interview, das einen schon etwas betroffen zurücklässt. Wer dann immer noch nicht genug bekommen hat, kann sich dann noch an der Fotogalerie gütlich tun.

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Torsten Volkmer
Volkmr, der Gründer des ehemaligen Goth-Zine.de, verdingt sich „selbst und ständig“ als Linsenputzer bei volkmr fotografie ihm seine Knipsklitsche, hat sich als Chefredakteur 2.0 selbst recycelt, die Metalfriese abgeschüttelt und kämpft mit be subjective! erfolgreich gegen hausgemachte Langeweile, Schubladendenken und seine Profilneurose an. Manchmal darf er auch die RedakteurInnen rumfahren oder Wassereis abstauben.