Start CD / DVD Reviews The Afghan Whigs: In Spades (2017)

The Afghan Whigs: In Spades (2017)

The Afghan Whigs: In Spades (2017)
The Afghan Whigs: In Spades (2017)
Rock, Alternative
Sub Pop
05.05.2017
www.theafghanwhigs.com

Tracklist:

1. Birdland
2. Arabian Heights
3. Demon In Profile
4. Toy Automatic
5. Oriole
6. Copernicus
7. The Spell
8. Light As A Feather
9. I Got Lost
10. Into The Floor

„In Spades“ ist das achte Album der 1986 gegründeten Grunge-Band The Afghan Whigs. Zweimal lösten sie sich bereits auf. Zweimal haben sie sich wiedergefunden. Nach alldem Hin und Her klingen sie auch nach 30 Jahren immer noch erstaunlich frisch.

In den zehn neuen Songs tauchen sie tief in die Schattenwelten und in die Bereiche des Unbewussten ein. Aus mystischen Symbolen und unheimlichen Traumbildern webt die Band dichte Klangstrukturen, die sich cinegrafisch wie Szenen eines Films aneinanderreihen. Themen wie sexuelle Begierden, psychische Entgleisungen und unterschwellige Agressionen stehen dabei im Vordergrund und dienen als Quelle der Inspiration (Sigmund Freud würde Freudensprünge machen).

„Birdland“ übernimmt einleitend die Funktion des Vorspanns und startet mit kantigen Streichern über denen eine seufzende Cellomelodie tänzelt. Greg Dulli krächzt sich sanft aber eindringlich ins Ohr: „So in a haze of feverish lights / The satyr arrives to the throne / We'll come together when the feeling's right.“

Das öftere Hören von Led Zeppelin’s Album „Presence“ in seinem Wagen inspirierte Dulli zu dem Song „Arabian Heights“, welches mit drei Gitarrensolis aufwartet: Jon Skibic spielt eine Figur im Mittelteil, Greg ein cooles Solo etwas später und Dave Rosser weitet dieses dann noch im Lynyrd-Skynyrd-Style aus. Dazu gesellen sich die satten Drums von Patrick Keeler und machen daraus ein feines Stückchen Alternative-Rock. Mit seinen fünf Minuten ist es der längste Track des Albums.

It was a pretty organic process. Out first session was about two weeks long,
and at times it seemed we were writing a song a day.

Seit 20 Jahren sind es die ersten Aufnahmen, die gemeinsam wieder live im Studio eingespielt wurden, wobei schon in den ersten zwei Wochen des Jammens fast täglich ein Song entstand. Das mag auch erklären, warum die Stücke wie durch ein magisches Band miteinander verbunden sind und unglaublich dicht und mit ähnlicher Intensität daherkommen.

Mastermind Dulli schreibt seine Lyrics meist basierend auf dem Feeling eines Riffs. Das sagt ihm dann, was es noch benötigt und wie es arrangiert werden soll. Das macht er schon so, seit er dreizehn ist. Aber er sagt keinem um was es bei seinen Songs geht, weil er fühlt dass sie persönlicher ankommen, wenn die Interpretation beim Hörer liegt.

Zwei catchy Akkorde auf der Akustik-Gitarre und eine Glockenspiel-Melodie läuten „Oriole“ ein, das von Streichern umschmeichelt wird. Dullis Gesang weht von weit her, wie aus einer Gruft herüber: „Light the candle / Lock the door, too / Draw the circle / I’ll fall into you.“

Immer wieder kreist die Thematik um mystische Erfahrungen und den Zwischenwelten von Unbewussten und Realität, ohne jedoch in dumpfen Okkultismus abzugleiten.

We’ve been in the studio for almost two years, so it’s going to be a pleasure to get out and play some gigs. It’s my favorite thing to do!

Richtig funky wird es bei dem Stück „Light As A Feather“, bei dem sich wieder sehr gut die eigenständige Spielweise der drei Gitarristen heraushören lässt und dessen Keyboardeinlage an den Sound von Stevie Wonder erinnert.

Den Abspann besorgt dann „Into The Floor“. Eine grandiose Ballade, die nur auf drei gespielten Noten einer E-Gitarre basiert und durch die Wiederholung gehörige Spannung erzeugt. Die hinzukommenden Streicher geben dem Stück dann richtig Tiefgang.
Dulli gibt noch einmal alles und beweist, wieviel Power noch in seiner Stimme steckt.

Musikalisch kann man die zehn Songs vielleicht als eine Mischung aus Grunge und souligen Elementen bezeichnen. Ganz einsortieren lassen sie sich nicht. Multiinstrumentalist Rick Nelson steuert an den passenden Stellen, neben Gitarre und Piano auch noch Violinen- und Cellotöne bei und zwischendurch werden auch mal knappe, knackige Bläsersätze eingeworfen. Alles sehr wohldosiert und ausgewogen wie ein guter Cocktail. Deswegen wirkt das Album auch an keiner Stelle überproduziert, sondern zeigt das feine Gespür der Band für gelungene Arrangements.

Die Whigs zeigen auf „In Spades“ – was soviel wie in höchstem Maße bedeutet –
dass sie immer noch auf der Höhe der Zeit sind und es noch absolut draufhaben,
den Zuhörer mit ihrem magischen Sound zu fesseln und kraftvolle, stimmige Rocksongs zu schreiben. Es macht einfach Spaß, beim mehrmaligen Anhören immer mehr von den raffiniert eingearbeiteten Details zu entdecken.
Da ist noch ordentlich Glut in der Pfeife!

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