Thrash-Metal
Sakara Records
22.04.2016
www.stam1na.com
Tracklist:
- Ikoneklasmia
- Elokuutio
- Meidänkaltaisillemme
- Pala palalta
- Pienet vihreät miehet
- Mätä hohtava omena
- D.S.M.
- Marttyyri
- Kuudet raamit
- Valhe
Stam1na haben in den vergangenen zehn Jahren unzählige gute Songs veröffentlicht, aber an den Erfolg ihres zweiten Studioalbums "Uudet Kymmenen Käskyä" (2006) dessen Single-Auskopplung Likainen Parketti sofort an die Spitze der finnischen Charts schoss, haben sie bisher noch nicht wieder anknüpfen können. Seit dem 18. März ist das mittlerweile siebte Werk der fünf Finnen auf dem Markt, produziert von keinem geringeren als Janne Joutsenniemi (Stone, Suburban Tribe, Herry Ylpö ja Ihmiset), den sich die Band auch schon 2008 als Produzent ihres dritten Albums "Raja" ins Boot holte.
Das Tolle an Stam1na ist, dass die Jungs sich ständig weiterentwickeln und sich mit jeder neuen Scheibe praktisch einer neuen Herausforderung stellen. "Nocebo", das 2012 veröffentlichte fünfte Album der Band war bisher der einzige Ausrutscher ihrer langen Laufbahn. Mit "Elokuutio" haben die Finnen jetzt ein neues Konzeptalbum im Stil von "Viimeinen Atlantis" (2010) herausgebracht. Während "Viimeinen Atlantis" sich mit der Thematik 'Umweltkatastrophe' beschäftigte, ist "Elokuutio" ganz gegenwartsnah und aktuell (wie bereits erwähnt, Stam1na gehen mit der Zeit) dem Thema "Digitale Katastrophe" gewidmet.
Musikalisch stehen auf dieser Scheibe Keyboard und Synthesizer mehr im Vordergrund als sonst. Der Mix aus kraftvollem Metal und melodischen Riffs funktioniert jedoch hervorragend. Streckenweise klingt das Ganze sogar so bombastisch, dass das Material gut und gerne als Soundtrack für einen Science Fiction Film herhalten könnte. Und damit die Thematik des Albums nicht nur in den Texten sondern auch soundtechnisch so richtig zum Ausdruck kommt, haben die fünf Jungs aus Lemi den Titelsong noch mit einem besonderen Bonbon für die Computergenerationen der Achtziger versüßt: Die Commodore 64 chiptune Spielemusik lässt Nostalgie aufkommen und die Herzen aller ehemaligen (oder immer noch aktiven) Gamer höherschlagen.
Stam1na haben auf ihren vorherigen Alben oftmals das Problem gehabt, als Heavy Metal Band zu poppig zu klingen. Auf Elokuutio finden sich kaum radiotaugliche Hits, wohl aber nach wie vor reine Gesangspassagen und ohrwurmtaugliche Refrains, die streckenweise den Gesamteindruck der Scheibe etwas schwächen, weil sie zu bekannt klingen oder sich zu wiederholen scheinen. Trotzdem legen Stam1na mit "Elokuutio" die Messlatte für sich selbst höher als je zuvor. Beim ersten Durchhören der Scheibe ist es unmöglich vorherzusagen, was die nachfolgenden Songs bringen werden. Die neuen Synthesizer-Elemente passen hervorragend, und Frontman Antti Hyyrynen klingt kraftvoller und gleichzeitig kontrollierter als je zuvor.
A propos Frontman Hyyrynen, aus dessen Feder die Stam1na-Texte gewöhnlich stammen. Während viele finnische Bands es vorziehen, ihre Songtexte auf Englisch zu verfassen – nicht nur um ein größeres internationales Publikum damit anzusprechen, sondern vor allem auch, weil es eine Kunst für sich ist finnische Songtexte zu schreiben, die nicht nur mit der Melodie harmonieren und sich gut anhören, sondern auch noch aussagekräftig sind. Hyyrynen jedoch ist eindeutig ein Meister seines Faches, der seine Muttersprache wie einen Pinsel benutzt um damit schillernde Bilder zu malen und eigene Fantasie-Wortkonstruktionen zu erschaffen. Elokuutio ist z.B. eine eigene Wortkreation a la Hyyrynen, zusammengesetzt aus ”elokuu” (August) und ”kuutio” (Würfel). Inhaltlich kritisiert Hyyrynen vor allem, dass sich die heutige Gesellschaft sozusagen zum Sklaven der digitalen Medien gemacht hat. Bonuspunkte gibt’s auch für das Albumcover das genauso kreativ, anschaulich, und aussagekräftig ist wie die Lyrics dieser Scheibe und wieder einmal beweist dass manchmal weniger mehr ist. Genial wie man auch mit simpelster Symbolik viel aussagen kann.
Was die einzelnen Tracks angeht, so ist "Elokuutio" ein Konzeptalbum durch und durch. Wie Puzzleteile fügen sich die Songs zu einem Ganzen zusammen, und erst wenn das Endresultat komplett vor einem liegt, wird klar, dass es sich hier um ein Album handelt, bei dem nicht die individuellen Tracks im Vordergrund stehen, sondern eine Gesamtbotschaft vermitteln werden soll.
Diese Scheibe will von Anfang bis Ende durchgehört werden, und am besten gleich mehrere Male, denn bisher ist "Elokuutio" meiner Meinung nach eines der besten Alben die Stam1na bisher veröffentlicht haben.