Melodic Death Metal
Nuclear Blast
11.01.2019
www.soilwork.org
Tracklist:
- Verkligheten
- Arrival
- Bleeder Despoiler
- Full Moon Shoals
- The Nurturing Glance
- When The Universe Spoke
- Stålfågel
- The Wolves Are Back In Town
- Witan
- The Ageless Whisper
- Needles And Kin
- You Aquiver
Knapp vier Jahre sind seit dem letzten Output “The Ride Majestic” vergangen und in dieser Zeit ist viel passiert: Sänger Björn “Speed” Strid und Gitarrist David Andersson haben mit ihrem Nebenprojekt The Night Flight Orchestra ordentlich Staub aufwirbeln können im Classic Rock/AOR-Bereich und Dirk Verbeuren, der sonst hinter den Kesseln saß, bedient nun die Stöcke bei Megadeth. Besetzungswechsel sind bei Soiwork immer ein klein wenig mit Vorsicht zu betrachten, denn auch wenn Dirk Verbeuren kein Songwriter war, so wie einst Gitarrist Peter Wichers, so war der Belgier ein absoluter Könner hinter der Schießbude und das muss erstmal kompensiert werden. Aber keine Sorge, der neue Mann Bastian Thusgaard liefert einen exzellenten Job ab und fügt sich hervorragend ins Bandgefüge ein.
Doch wie steht es um die musikalische Qualität vom elften Album „Verkligheten“? „Realität" heißt der Albumtitel aus dem schwedischen übersetzt und schwedisch ist genau das richtige Stichwort: Diese Platte ist der logische Nachfolger zu „The Ride Majestic“ und klingt so verdammt skandinavisch wie bisher keine Platte der Jungs. Verträumt, melancholisch, bittersüß aber auch leichter als zuletzt. Soilwork waren schon immer eine Band, die im Laufe ihrer Karriere mit den verschiedensten Stilelementen gespielt haben und erneut finden sich neben dem melodischen Death Metal einzelne Fragmente aus dem Black- und Heavy Metal wider. Noch schöner ist es, wenn die Scheibe so ausgewogen ist, dass man sich stellenweise an ältere Auskopplungen erinnert führt, ohne sie kopieren. Es ist mehr das Gefühl, als würde das damalige Kind nun erwachsen sein oder man hat einen älteren Geschwisterteil vor sich. Im Klartext heißt das: Songs wie „Bleeder Dispoiler“ könnte sowohl auf „A Predator´s Portrait“, als auch auf „Stabbing The Drama“ stehen oder „Arrival“ klingt wie eine Frischzellenkur von „The Panic Broadcast“-Opener „Late For The Kill, Early For The Slaughter“.
Soilwork haben mit „Verkligheten“ sich musikalisch mehr in die Breite verlagert in Form von mehr Tiefe, mehr Melodie, mehr Vergangenheit und mehr heimatliche Wurzeln und klingen dabei wieder erneut herausragend frisch und modern. Mal ganz ehrlich: Welche Skandinavische bzw. welche Melodic Death Metal schafft es so zu klingen und dabei wieder jede Menge hochwertigqualitative Hits, Ohrenschmeichler und Seelenberührer abzuwerfen? Mir fällt niemand anderes ein, denn die üblichen Verdächtigen wie In Flames, Dark Tranquillity und Co. haben sich in andere musikalische Gefilde verabschiedet oder sind nicht so breit gefächert. Dazu kommt noch, dass die Jungs bisher nie ein wirklich schlechtes Album veröffentlicht haben und dass sie heute, nach all den Besetzungswechseln und einst schwächelnder komponistischer kreativer Umwege, wieder einmal bärenstark aufspielen unterstreicht den Verdienst, dass sie wieder ganz oben stehen. Egal ob „Arrival“, „Full Moon Shoals“, „You Aquiver“, „Needles And Kin“ (mit Tomi Joutsen von Amorphis), “Witan” oder “Stålfågel”, jeder dieser Songs lässt die Zunge schnalzen und dich vor Freude auf die Knie fallen lassen. Ich ziehe meinen imaginären Hut vor euch Jungs!
P.S.: Holt euch noch schnell am besten die limitierte Erstauflage von „Verkligheten“, denn dann bekommt ihr noch die „Underworld“ EP mit vier weiteren Songs dazu!