Slime: Zwei (2022)

Slime: Zwei (2022) Book Cover Slime: Zwei (2022)
Punkrock
Slime Tonträger
15.07.2022
https://www.facebook.com/slimepunk

Tracklist:

  1. Komm schon klar
  2. Heute Nicht 
  3. Nix von Punkrock 
  4. Safari 
  5. Bester Freund 
  6. Taschenlampe 
  7. Mea Culpa 
  8. Outlaw 
  9. Sein wie du 
  10. Weil fickt euch alle 
  11. Weggefegt 
  12. Wut im Bauch 
  13. Auf die Jagd 
  14. Lieben müssen 
  15. Scheiß Beerdigung
  16. Ebbe und Flut Zwei

Es ist ja ganz logisch, wenn die Kritik laut wird, wenn bei einer Band wie Slime, die seit etlichen Jahren kaum noch aus der Punkszene wegzudenken ist, ein Wechsel am Mikro erfolgt. Und auch ich muss sagen „Diggen“ fehlt. Es ist nicht so, dass der Neue, Tex Brasket, einen schlechten Job macht, im Gegenteil, der Mix aus Melodien und Sprechgesang kann tatsächlich ganz spannend sein, aber nach Slime klingt das eben nicht mehr. Vielleicht wäre ein neuer Bandname zum neuen Sound angebracht gewesen.

Dabei erscheint der Opener „Komm schon klar“ von „Zwei“ recht hoffnungsvoll. „Willkommen in der Scheiße“ (das Wort scheiße kommt übrigens 1325x auf „Zwei“ vor, hab für euch nachgezählt) lauten die ersten Worte auf der Platte. Dreckige Strophen mit aggressiven Text lassen kurz denken: na vielleicht wird das ja doch was. Aber dann kommt der Refrain und die Stimmung schwappt hin zu Stimmungsstadionmitsingpunk, den wir aktuell echt zu Genüge hören müssen.

Die folgenden Stücke „Heute Nicht“ und „Nix von Punkrock“ sowie "Outlaw" haben das Rad auch echt nicht neu erfunden. Es ist die typische Selbstbeweihräucherung des eigenen Leids „Mir ging es halt scheiße aber guckt mal ich bin trotzdem noch da und sing hier fette Lieder und das ist auch voll Punk alles egal was ihr sagt“ – 1000x Mal gehört. Auch der Sound dabei ist viiiiel zu glattgebügelt. Klar, die Gitarren sind geil aber so ein paar Ecken und Kanten hätten die Songs wirklich gebraucht. und so viele Lieder über sich selbst? Da bietet die weltpolitische Lage deutlich spannendere und wichtigere Themen als die eigene kleine Existenz.

Wie auf „Mea Culpa“ und „Taschenlampe“ zum Beispiel. So hat man sich das vorgestellt, mit den neuen Slime. Gnadenlos direkt. So rechnet „Mea Culpa“ beispielsweise knallhart mit der Kirche und den aktuellen Missbrauchsanschuldigungen an. Nachdem man „Zwei“ von Slime durchgehört hat, sitzt man da und weiß auch nicht genau, wie man das so alles findet. Über eine Stunde Slime 2.0. von denen etwa 20 Minuten wirklich gut sind, aber der Rest? Für ein endgültiges Urteil müsste man sich die Sache vermutlich einmal live angucken.

Eine zweite Chance bekommt Tex Brasket auf jeden Fall.

Thea Drexhage
Thea Drexhagehttps://www.be-subjective.de
Thea Drexhage hat Salma Hayek einiges voraus! 10 mm. Wie die meisten Frauen der Redaktion, Duffy, Beth Ditto, Joan Rivers oder Angus Young kann sie die MusikerInnen aus dem Bühnengraben also völlig problemlos sehen, wenn jemand ihren Hocker trägt, wird aber - das hat sie mit Salma dann doch wieder gemein - dennoch viel zu oft auf Ihre Körpergröße, ihre Mähne und ihre leicht misanthropischen Anflüge reduziert. Damit sie also nicht im nächstbesten Titty Twister von Sonnenunter- bis Sonnenaufgang Menschenmengen und Bläser mätzelt, halten wir “Aggro-Thea”, die zuvor ganze Landstriche in Mecklenburg Vorpommern ausgerottet hat, halbtags im spießbürgerlichen Oldenburger Exil an der langen Leine. Seither legt sich die scheißpünktliche existentialistische Besserwisserin analog mit Sartre, Camus & Kodak an und ja, auch wir müssen neidlos zugestehen, dass der Instagram-Account ihrer beiden Katzen “Salma” und “Hayek” mehr Follower pro Tag hat, als unser webzine im ganzen Jahr.

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