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Schandmaul: Sinnbilder (2008)

Schandmaul: Sinnbilder (2008)
Schandmaul: Sinnbilder (2008)
Ronald Becher
Fame Recordings
14.11.2008
DVD
www.schandmaul.de

DVD Features:

  • Bonus-Video: Frei
  • Alle Bandmitglieder hautnah

Das Wacken Open Air - Konzert 2007

  1. Herren der Winde
  2. Leb
  3. Drachentöter
  4. Das Tuch
  5. Feuertanz
  6. Kein Weg zu weit
  7. Der Tyrann
  8. Die Tür in mir
  9. Lichtblick
  10. Mitgift
  11. Vogelfrei
  12. Walpurgisnacht
  13. Dein Anblick

Zehn Jahre Schandmaul, einige davon sehr erfolgreich, und immer noch kein Ende nach oben in Sicht. Zehn Jahre Bandgeschichte, das ist mehr, als die meisten Bands überhaupt vorweisen können. Zur Begehung dieses Fests gab es am 14.11.2008 im "Zenith" in München nicht nur ein Sonderkonzert sondern auch angekündigterweise eine DVD. Diese nennt sich "Sinnbilder" und hat den Anspruch, den Fans die Schandmäuler mal ganz privat zu zeigen.

Die Portraits sind in der Tat im Großen und Ganzen auch ganz interessant. Zeigen sie irgendwie doch ganz normale Menschen. Eigentlich sogar erschreckend normal zwischendurch: Da offenbart Birgit zum Beispiel eine fast spießbürgerliche Einstellung zum Thema Sex ("nur in meinem Schlafzimmer"), Drugs ("naja, schon so ein oder zwei Bier") & Rock'n'Roll ("eigentlich machen wir ja Folk'n'Roll") und Schlagzeuger Steffan Brunner lässt sich nicht nur als Putzfimmel-Anhänger outen, sondern offenbart sich auch als ziemlich unspektakulär, fast langweilig. Man kann ein bisschen neugierig in die Wohnungen (und/oder) Studios der Musiker schauen, ein wenig spannen und ein wenig nachdenken.
Wo man hinschaut, heile Welt oder zumindest kaum sichtbare Dunkelstellen. Aber wahrscheinlich wäre es ihnen ohne diese "Homebases" und den Rückhalt in ihren Familien und Partnern auch nicht möglich gewesen, so lange so gut und erfolgreich zusammenzuarbeiten. Ein Aspekt, der auch ab und an in den Interviews anklingt. So wirklich Zuckerschlecken ist das Leben als Vollzeit-Musiker dann doch nicht. Zumal die wenigsten es schaffen, sich zu so einer Anerkennung und solchem Erfolg zu spielen wie "unsere" sechs Schandmäuler. Und an irgendwas muss sich der Erfolg ja zeigen. Trotz oder gerade wegen der authentischen Interviews gibt es von mir fast volle Punktzahl auf diesen Part der Scheibe. Abzug verdient lediglich die sprunghafte Führung durch diese. Es wäre ganz nett, zu wissen, auf was denn der Gefragte gerade antwortet, nicht aus Jeder kann man auf die Frage schließen und das macht das Ganze etwas anstrengend.

Den zweiten Hauptteil des Programms macht das Konzert auf Wacken (2007) aus. Nostalgie mag sich breitmachen beim Gedanken an "damals"(tm) und man kuschelt sich ein wenig mehr zusammen und in die Decke. Schon bald stellt sich jedoch heraus: Die Bildqualität selbst ist größtenteils echt guter Stoff, die Kameraführung schon nichts Besonderes mehr und die Übergänge zwischen den Perspektiven leicht chaotisch. Schade drum. Die Soundqualität wiederum ist durchgängig richtig gut. Was daran liegt, dass scheinbar direkt der Sound am Mischpult abgegriffen und aufgezeichnet wurde. Prinzipiell ja gar kein Grund zu meckern, nur ist das eigentlich nicht das, was ich mir von einem Live-Mitschnitt erwarte. Dementsprechend lau fällt dann auch leider die Stimmung vor der Bühne aus; von der kommt nämlich kaum was rüber. 13 Songs finden sich im Set, das sich somit festival-typisch kurz gestaltet. Zum Vergleich: Auf der aktuellen Tour kommen 23 Stücke in der doppelten Zeit ganz knapp unter.

Zu allem Überfluss scheint auch noch einiges weggeschnitten worden zu sein von den Übergängen zwischen den Songs, was man so gern "Konzert-Märchenstunde" nennt. Wobei mich hierbei auch die Erinnerung trügen kann. Schließlich ist das Konzert schon gut und gern anderthalb Jahre her ...

Als Extra gibt es noch den Videoclip "Frei". Eine Zusammenschnitt von Aufnahmen aus dem Probenraum. An sich ganz witzig mit teilweise recht niedlichen Szenen (zB. mit Anna an der E-Gitarre), leider kommt die Musik nur vom Band, das hat irritiert etwas. Weitere Boni gibt es leider nicht.

Insgesamt etwas weniger als zweieinhalb Stunden Material befinden sich auf der Silberscheibe, und wen das mit dem Sound beim Konzert nicht stört, dem ist diese auch an sich zu empfehlen. Zudem habe ich festgestellt, dass sie ein wunderbarer Grund ist, unter der Woche abends die Couch vor dem Fernseher zu reservieren, mit der Freundin unter der Decke und einer Flasche Met über jener bei Genuss desselbigen (der Flasche) über Gott, die Welt und Schandmaul-Alben zu philosophieren.

Die DVD hält, was sie verspricht, leider aber nicht mehr. Von mir gibt es deswegen nur sieben von zehn Sternen trotz des zehnjährigen Jubiläums. Herzlichen Glückwunsch trotzdem, liebe Schandmäuler!

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