Pop-Punk
Dynamit Records
12.01.2018
www.radiohavanna.de
Tracklist:
- Utopa
- Früher oder Späti
- Faust hoch
- Anti alles
- Homophobes Arschloch
- Mein Name ist Mensch
- Hassliebe
- Schwarzfahrer
- Ich hab die Zeit
- Houston
- Hinter mir
- Phönix
Mit ihrem sechsten Studioalbum „Utopia“ liefern Radio Havanna 12 neue, aalgatt produzierte 3-Minuten-Punk-Rock-Pop Stücke, die sich thematisch zwischen Alltag und Politik bewegen. Politisch bedienen sich Radio Havanna an der heiligen Punkrockdreifaltigkeit bestehend aus Anti-Rassismus, Anti-Homophobie und Anti-Kapitalismus - und das ist auch gut so.
So erhalten die HörerInnen mit „Faust hoch“ einen starken Song gegen die neuen Rechten in Deutschland, dessen Refrain mensch schon jetzt durch die Konzerthallen tönen hört. So verhält es sich auch mit dem zugegeben etwas plakativen Titel „Homophobes Arschloch“, dessen wunderbar gewitzter Liedtext direkt ins Ohr geht und der sich musikalisch irgendwo zwischen Blink-182 und Green Day einordnet – was sich im Prinzip über die gesamte Platte sagen lässt.
Mit „Mein Name ist Mensch“ setzen Radio Havanna einen Haken hinter das dritte wichtige Thema Kapitalismus und Umwelt. Der Song an sich etwas schneller, etwa dreckiger, doch noch immer eingängig. Ansonsten geht es um die Jugend („Anti Alles“), Zwischenmenschliches („Hassliebe“), Verherrlichung von Kleinkriminalität („Schwarzfahren“) und das ‚anders sein‘ („Hinter Mir“, „Ich hab die Zeit“) – alles gespickt von unzähligen Mitsing-Oh Oh Ohs und NaNaNas, einprägsamen Refrains und leicht verständlichen Texten. Musikalisch gibt es keine großen Überraschungen oder Innovationen. Ruhigere Strophen mit vorherrschendem Bass und Schlagzeug werden abgelöst von gitarrengetriebenen lauten Ohrwurmrefrains, während es hier und da nochmal für ein kleines Instrumentalteilchen reicht.
Wer mit „Utopia“ auf eine neue, ernste, deutschsprachige Punkrockplatte hofft, wird jedoch enttäuscht. „Utopia“ ist poppig-bunt und positiv, gemacht für interaktionsreiche live Shows, wie es bei den großen amerikanischen Vorbildern Gang und Gäbe ist. Vor allem auf den großen Sommerfestivals im Nachmittagsprogramm dürften Radio Havanna mit ihren Songs super Shows abliefern, um die verkaterten Massen wieder in Schwung zu bringen. Somit dürfte sich die Zielgruppenhörerschaft im Durchschnitt auf die jungen wilden U-20er beschränken, die ihre ersten Erfahrungen im Punkrock suchen, gegen AFD und all die schlechten Dinge auf der Welt protestieren wollen, ohne dabei den Spaß zu verlieren.