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Paradise Lost: Obsidian (2020)

Paradise Lost: Obsidian (2020)
Paradise Lost: Obsidian (2020)
Gothic
Nuclear Blast
15.05.2020
www.paradiselost.co.uk

Tracklist:

  1. Darker Thoughts
  2. Fall From Grace
  3. Ghosts
  4. The Devil Embraced
  5. Forsaken
  6. Serenity
  7. Ending Days
  8. Hope Dies Young
  9. Ravenghast

 

Des einen Freud ist den anderen Leids: Ich war von der Entwicklung der letzten beiden Platten „The Plaque Within“ (2015) und „Medusa“ (2017) überrascht und auch sehr davon angetan, denn ich fand den Doom-Death, den Paradise Lost boten, richtig stark und wartete nur noch darauf, dass sie in dieser Stilistik einen Brecher veröffentlichen, auf dem sich noch unsterbliche Szenehits befinden würden. Die Hoffnungen werden mit „Obsidian“ begraben, denn die Briten entschieden sich, eine andere Richtung einzuschlagen und wandelt wieder auf den Pfaden des Gothic-Stils.

Damit wir uns aber nicht falsch verstehen: Diese Entscheidung ist keinesfalls schlecht und das Ergebnis kann sich auch mehr als sehen lassen! Gerade die Fans der „Icon“- und „Dranconian Times“-Phase dürften sich freuen, denn genau in diese Kerbe schlägt das 15. Album der Bandhistorie. Man klingt nun wieder leichtfüßiger als zuletzt, aber behält diese Schwere im Sound weiterhin aufrecht. Es klingt fast so, als hätten sich Paradise Lost von tonnenschweren Ketten befreit. Zu viele Stimmen kritisierten scheinbar den Vorgänger „Medusa“ (warum?) und Gitarrist und Komponist Greg Mackintosh hatte wieder mehr Bock auf den typischen 80er Goth Rock und auf Akustikgitarren (man bedenke das er zwischenzeitlich mit Strigoi, nach Beendigung von Vallenfyre, eine weitere Doom-Death-Formation am Start hatte), das erklären könnte warum der Sound diese neue frische erhielt. Der Einsatz von Streichern soll nicht unerwähnt bleiben, denn dies gibt dem Ganzen noch eine zerbrechlichere Note, vor allem wenn Sänger Nick Holmes seine fiesen Growls auspackt. Generell finde ich dieses Wechselspiel zwischen Klargesang und den Growls in den richtigen Momenten passend und verleiht auch den Songs mehr Emotionalität, anstatt nur triste Düsternis. Wie aus einem Guss und kompakt tönt das Album aus den Boxen, das mit dem Opener „Darker Thoughts“, dem eingängigeren „Ghosts“ („…For Jesus Christ…“), „Hope Dies Young“, „The Devil Embraced“ und dem bitterbösen „Fall From Grace“ (das kurz nach Beendigung der „Medusa“-Session geschrieben wurde und man den Einfluss dieser Zeit deutlich anhört) echte Widerhaken setzen konnte.

Da komme ich wieder zu meiner einzigen wirklichen Kritik an „Obsidian“: Die anderen Tracks sind auch nicht schlecht, aber nicht ganz so prägnant. Und ja, es ist wirklich Jammern auf verdammt hohem Niveau und soll auch nicht den wirklich positiven Eindruck des Werkes schmälern, aber mir fehlt wieder der alles überstrahlende Hit. Er fehlt vor allem deshalb, weil Paradise Lost in ihrer Karriere es mehrfach bewiesen haben, echte Szenehits zu schreiben. Und die letzten dieser Art befanden sich gleich mehrfach auf „Tragic Idol“ von 2012 („Fear Of Impending Hell“, „Honesty In Death“, usw…). Aber überzeugt euch selbst von der Qualität von „Obsidian“, denn es erwartet euch mindestens ein Album mit dem Prädikat „stark“. Wetten?

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