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Orplid: Sterbender Satyr (2006)

Orplid: Sterbender Satyr (2006)
Orplid: Sterbender Satyr (2006)
Manuela Wawrzyszko
Auerbach Tonträger
24.03.2006
www.orplid.de

Tracklist:

  1. Der Letzte Ikaride
  2. Auf Deine Augen Senk Ich Schlummer
  3. Die Seherin
  4. Instrumental I
  5. Amils Abendgebet
  6. Erster Frost
  7. Gesang Der Quellnymphe
  8. Instrumental II
  9. Sang Am Abend
  10. Heimkehr
  11. Sterbender Satyr

„Du mein Lied, sei Meeresrauschen, wie ein Falkenschrei entflieh! Innehalten will ich, lauschen, deiner wilden Melodie“ – Worte, welche es zweifellos verstehen, frei von jeglicher Musikbegleitung, Bilder, umrahmt von innewohnenden Klängen zu erzeugen. Gerade jene sind es allerdings auch, die seit jeher wesentliches Charakteristikum des in Halle an der Saale beheimateten Duos geworden sind und beinahe schon mühelos zu fesseln wissen.

„Sterbender Satyr“ ist das dritte Werk einer 1996 gegründeten und in Bezug auf Eduard Mörikes Gedicht „Gesang Weylas“ benannten Formatierung, deren Anliegen die Wahrung, sowie Neubelebung der deutschen Dichtung auf den elf Stücken des neusten Silberlings eine ausgezeichnete Umsetzung erfährt, womit jedoch auch gleichermaßen bewiesen wird, dass innovative, zutiefst berührende, als auch verborgene Sehnsüchte erweckende Musik durchaus zeitgemäß sein kann und trotz der Einbindung zahlreich erweiteter stilistischer Mittel den eigens auferlegten Treueschwur nicht brechen muss. Musikalisch zwischen Neofolk, sowie Neoklassik agierend, erzeugen Frank Machau und Uwe Nolte, der bereits mit Brechts Dreigroschenoper auf Deutschlandtournee war, von der ersten bis zur letzten Sekunde ein unheimlich intensives Gefühl, welches es fortan Wert macht und zugleich auf die Notwendigkeit hinweist, sich mit der vielseits angefeindeten komplexen Thematik des Neofolks auseinanderzusetzen. Orplid präsentieren auf dem Nachfolger von "Nächtliche Jünger" eine einzigartige Fusion aus einem nahtlosen Zusammenspiel musikalischer, wortgewaltiger, als auch bildreicher Raffinesse, die zunehmend mehr in sagenhaft-bombastisch, aus nahezu nur klagend-reinen, akzentuierten Akustikgitarren, gehüllte sphärisch-meditative Klanggefilde vordringt, ehe sie den Hörer gänzlich vereinnahmt. Neben dem harmonierendem antikem und religiösen Gedankengut, sind es vor allem die in schlichte, aber höchst ausdrucksstarke Naturimpressionen verpackten Abbilder seelischer Zustände wie Verlorenheit und Hoffnung, welche kraftvoll, feinfühlig, als auch fragil den Sterbenden Satyr brillieren und in archaische Tiefen abtauchen lassen. Mithilfe der an die frühen 80er Jahre der Cold Wave Bewegung angelehnten und minimalistisch zum Einsatz kommenden Elektronik, sowie Drummaschine-Tönen und nicht zuletzt durch Uwe Noltes distinguiertem Einsatz, samt der einflussreichen stimmlichen Unterstützung der Nolte X-Neuentdeckung Sandra Fink, sind Orplid sowohl komplexer als auch abstrakter im Vergleich zu den beiden Vorgängerwerken geworden und eröffnen die vielschichtige Perfektionierung und erforderliche Reifezeit der tiefgehend-leidenschaftlich umwobenen Hymnen.

Dieser Longplayer regt unfassbar zum Nachdenken an, indem er Einsicht und traumhafte Erhabenheit bezaubernd ineinander fließen lässt. „Sterbender Satyr“ bietet für eine Minderheit geschaffene, zeitentrückte Musik, die es verdient hat sich mit ihr näher zu beschäftigen, denn ihr Pochen und Verlangen nach Entfaltung ist unermesslich!

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