Orphan Hate: Blinded By Illusions (2008) Book Cover Orphan Hate: Blinded By Illusions (2008)
Plainsong Records
09.05.2008

Tracklist:

  1. Walk straight
  2. 24/7 Liar
  3. Circus
  4. King's misery
  5. No matter what...
  6. Evil A
  7. Homeless
  8. This child
  9. #tude N°
  10. Passion
  11. The spine (I've never had)
  12. Nothing's what it seems
  13. Pull out some hope
  14. Fragrance

Orphan Hate heizen mit ihrem neuen Album „Blinded By Illusions“ dem deutschen Thrash Metal ziemlich ein. In 14 Songs wird geknüppelt was die Saiten hergeben, mit Ausnahme vom letzten Track „Fragrance“, der sehr balladig daher schallt und das neunte Stück „#tude N°“ bestehend aus lediglich einem einminütigen Gitarrengeklimper, welches wahrscheinlich zur Erholung der Nackenmuskeln eingebaut wurde. Aber der Rest ist wie schon gesagt, ziemlich knüppelig.

Schon im Auftakt des Albums bekommt man den ersten Eindruck des gesanglichen Potentials ins Gehör gedrückt. Leise - beinahe flüsternd – erklingt zunächst die Stimme von Fronterin Sina Niklas, welche dann in einem saftigen Growl endet. Und genau das macht „Blindetd By Illusions“ besonders. Den die Oktaven-Sprünge, die Niklas da ins Mikrofon grunzt bzw. trällert soll ihr erstmal ein männlicher Kollege nachmachen.

Natürlich ist es mit den Vocals allein noch nicht getan. Doch auch die instrumentale Seite der Band widmet den erwähnten Stimmbändern eine angemessene Exzellenz. Man kann sich vorstellen, dass das alles wie in einer riesigen lauten Maschine abläuft. Die großen Zahnräder in der Maschine fassen exakt wie die Akkorde und der Rhythmus millimetergenau ineinander und dort wo bei der Maschine der Brennstoff reinkommt steht auf der Bühne das Mikrofon. Und was ist das für eine Maschine? Natürlich ein „Thrash Metal-Maschine“.

Die Band verzichtet zudem komplett auf elektronischen Schnickschnack. Auf „Blinded By Illusions“ gibt es lediglich Gitarren, Bassgitarre und Schlagzeug, sowie Gesang. Dennoch könnten die einzelnen Songs nicht unterschiedlicher sein. Von ganz ruhig bis hin zu zeitweilig ruhig und dafür im Refrain heftig wie z.B. in „Circus“, oder pure Ekstase wie in „Evil A“ interpretieren die fünf Berliner alles was möglich ist. Besonders die Gitarristen leben sich förmlich aus, als hätten sie im Tonstudio einfach mal ausprobiert was sie alles so können, und dabei sind erstklassige harte Riffs  herausgekommen, ebenso aber auch gekonnte Feinheiten, die in den ruhigeren Parts schön zur Geltung kommen und die Sache abrunden.

„Blinded By Illusions“ ist ein hervorragendes Album. Die Band lässt kaum eine Lücke für negative Kritik. Vielleicht rutschten einige Songs zu oft in die leisen, bedenklichen, beinahe verträumten Abschnitte, doch auch das wird immer wieder gut kompensiert durch folgende, schnelle, packende, heftige Passagen. Es ist einfach ein Album mit Hand und Fuß, mit Anfang und Ende und mit sehr viel Herz für Metal.

Vorheriger ArtikelZeraphine: Blind Camera (2005)
Nächster ArtikelScary Bitches: Creepy Crawlies (2004)
Torsten Volkmer
Volkmr, der Gründer des ehemaligen Goth-Zine.de, verdingt sich „selbst und ständig“ als Linsenputzer bei volkmr fotografie ihm seine Knipsklitsche, hat sich als Chefredakteur 2.0 selbst recycelt, die Metalfriese abgeschüttelt und kämpft mit be subjective! erfolgreich gegen hausgemachte Langeweile, Schubladendenken und seine Profilneurose an. Manchmal darf er auch die RedakteurInnen rumfahren oder Wassereis abstauben.