Big Brother
04.10.2008
Tracklist:
- Bag It Up
- The Turning
- Waiting For The Rapture
- The Shock Of The Lightning
- I'm Outta Time
- (Get Off Your)High Horse Lady
- Falling Down
- To Be Where There's Life
- Ain't Got Nothin'
- The Nature Of Reality
- Soldier On
Dig Out Your Soul – so betitelten Oasis ihr nunmehr siebtes Studioalbum. Es ist nicht ganz klar, ob die Gebrüder Gallagher damit das Innerste ihrer treuesten Fans ansprechen wollen, oder ob indirekt gemeint ist, dass sie ihre eigene Seele offenbaren. Fakt ist, dass das Album direkt an der Spitze der britischen Charts einstieg und in den USA bis auf den 5. Platz auf der Billboard Liste kletterte – die beste Platzierung für Oasis in den Staaten seit dem 1997 erschienenen "Be Here Now" Album.
Mit "Dig Out Your Soul" begeben sich Oasis auf eine Reise zurück in ihre experimentelle Schaffensphase am Ende des letzten Jahrtausends. In ihrer neuesten Mischung aus rockigen und psychedelischen Klängen ist der altbekannte Beatles-Einfluss nach wie vor unverkennbar, jedoch mit dem bereits von Noel Gallagher angekündigten "away from classic rock and back to the groove"-Touch, der auch gleich beim Opener "Bag It Up" aus den Boxen der heimischen Stereoanlage dröhnt, überraschenderweise gefolgt von gleich zwei langsameren Stücken "The Turning" und "Waiting For The Rapture".
Das von Noel geschriebene "The Shock of the Lightning" wählte die Band als erste Singleauskopplung des neuen Albums. Eine weise Entscheidung, denn das Stück rockt mit einem erfrischend neuen, aber dennoch wieder erkennbaren Oasis-Sound.
Der Einstieg in "I'm Outta Time" erinnert anfangs fast an einen James Bond Film mit extraterrestrischer Hintergrunduntermalung, entpuppt sich dann aber zu einer melodischen Ballade bei der die Pilzköpfe (mal wieder) Pate standen. "High Horse Lady" ist eine weitere Ballade, die auch genauso gut als Filmmusik in einem alten Schwarzweiß-Western Verwendung finden könnte. High Noon-Feeling garantiert!
Das sehr psychedelische "Falling Down" rockt auch nicht mehr als die vorherigen Nummern, und spätestens jetzt wird klar, was mit Noel's Hinweis auf den vorherrschenden Groove gemeint war: Mid-Tempo Melodien ziehen sich wie ein roter Faden durch den Grossteil des Albums.
Kurz vor Schluss wird's dann aber doch noch mal flotter: "To Be Wehere There's Life" lässt aufhorchen, denn nach den vielen langsameren Nummern macht dieser Rocksong im Lennonesken Style müde Männer (und Frauen) wieder munter. Und weil's so schön war, legen Oasis gleich noch eins nach – das rockige "Ain't Got Nothing", das gespickt ist mit psychedelisch-elektronischen Effekten.
Den Ausklang bilden "The Nature Of Reality" und "Soldier On". Letzteres ist eine weitere Liam Kontribution neben "I'm Outta Time" und "Ain't Got Nothing". Das monotone aber groovige Gitarrenriff der Abschlußnummer geht sogleich ins Ohr; keiner der vorangegangenen Songs hätte besser als Schlusslicht für Dig Out Your Soul gepasst!
Dig Out Your Soul strotzt vor Huldigungen an die von Oasis am meisten verehrte Band fünfköpfige Band aus Liverpool (Fragmente eines John Lennon Interviews direkt nach I'm Outta Time, und einem "Dear Prudence" Thema am Ende von "The Turning" …) und wirkt teilweise überladen mit unnötigen Füllereffekten. Das Album kann daher schlussendlich sicherlich nicht als Meisterwerk, aber auch nicht als Enttäuschung bewertet werden.
Dig Out Your Soul ist ein experimentelles Mid-Tempo Rockalbum, bei dem der von Noel Gallagher angekündigte Groove die musikalische Hauptrichtung bestimmt, die Oasis mit ihrer siebten Scheibe einschlagen. Glücklicherweise schießt sich die Band mit diesem mutigen Schritt zurück in Richtung des 2000 erschienenen Flops Standing On The Shoulder Of Giants nicht erneut selbst in den Fuß, sondern liefert überraschend gutes Material ab.
Dig Out Your Soul wurde von Dave Sardy produziert und ist in Deutschland seit dem 4. Oktober 2008 zu haben.