Industrial
Caroline Distribution
22.06.2018
www.nin.com
Tracklist:
- Shit Mirror
- Ahead Of Ourselves
- Play The Goddamned Part
- God Break Down The Door
- I’m Not From This World
- Over And Out
Trent Reznor ist kein Mann der still steht. Das hat er in den vergangenen Jahren regelmäßig musikalisch bewiesen. Bei seiner aktuellen Zwei-EP’s-ein-Album-Trilogie von Nine Inch Nails trat er erneut mit Atticus Ross in Kooperation und schließt nun mit dem dritten und letzten Werk „Bad Witch“ die Serie ab. Auch hier macht er seinem Ruf wieder alle Ehre: immer experimentierfreudig, anders und neu.
Industrial ist schon lange nicht mehr das vordergründige Thema bei Nine Inch Nails. Auf dem neuen Album wird ein wilder Querschnitt durch etliche Musikstile präsentiert. Äußerst turbulente Wechsel der Stilrichtungen rufen leichten Schwindel hervor. Vielleicht greift aber genau diese wirre Konstellation das Thema „Mutation“, das sich durch das gesamte Album zieht, auf.
Den Beginn macht „Shit Mirror“ das regelrecht punkig daherprescht. Jedes Instrument inkl. Vocals ordentlich verzerrt und in schnellem Tempo fühlt sich ein langjähriger Fan an alte Industrial-Zeiten erinnert. Doch schnell ändert sich die Retro-Stimmung und „Ahead Of Ourselves“ stellt mit seiner Trip-Hop-Anmutung einen starken Kontrast dar. Erinnert ein wenig an „Survivalism“ auf Acid.
Äußerst schräge Saxophon-Klänge erwarten den Hörer „Play The Goddamned Part“. Gemischt mit düsteren Industrial Noise Spuren und dem Reznor typischen Piano bildet das Ganze eine haarsträubende Kombination. Schräg, wie einem David Lynch Film entsprungen, andersartig und abstrakt. Der fast 5-minütige Instrumentalsong fesselt den Hörer immer weiter und spinnt ein dunkles Netz um ihn... oder ist es die Bad Witch, die einen verzaubert?
Doch dann ist es Zeit aufzuhorchen... im wahrsten Sinne des Wortes. Denn mit „God Break Down The Door“ zollt NIN dem Bowie-Werk „Blackstar“ seinen Respekt. Wieder triphoppige Beats mit klarem Gesang von Reznor und Saxophoneinspieler. Eigentlich nicht schlecht, aber es fehlt ein Höhepunkt. Der Song plätschert an einem vorbei und leitet in das nächste instrumentale Stück „I’m Not From This World“. Dies erinnert nun wiederum erneut an die alten Industrialzeiten. Schleichend wird eine düstere unheimlich Atmosphäre aufgebaut, bei der sich nach und nach jedes einzelne Häärchen an den Armen aufstellt. Kaum hat man dieses melancholische Deja Vu hinter sich, düdelt „Over And Out“ mit fast schon fröhlichen elektronischen Klangen daher. Wieder eine komplette Kehrtwendung im Musikstil und dieser krasse Break verwirrt am Ende dann doch mehr als dass es begeistert und es dauert eine Zeit, bis das Ohr sich in den Beat findet. Ist das Ohr dan soweit, entpuppt sich das Stück als nette Hintergrundmusik mit Xylophon (?), Piano und ab und zu ein Saxophon. Doch die gesanglichen Künste sind hier ein ziemliches Gejaule und somit ein großer Dämpfer. Dieser Song ist für meine Ohren zu weit draußen und lässt den Hörer verwirrt und verstört zurück.
So ganz weiß ich auch nicht was hier das Konzept ist: zeigen über was für ein Spektrum man verfügt? Jeder Song anders? Für mich ist es ein wenig zu sehr gewollt und erzwungen – oder kurz gesagt: einfach zu wirr. Ein winzigkleiner roter Faden hätte mir genügt. Und damit meine ich nicht das Thema des Albums sondern musikalisch hörbar. Auch an Höhepunkten fehlt es. Zwar ist fast jeder Song für sich ungewöhnlich und unerwartet aber vielleicht ist auch dies gerade das Gewöhnliche an dem Album.