Dark Wave/Industrial
Eigenvertrieb
03.03.2017
www.nathangraycollective.bandcamp.com
Tracklist:
- Heathen Blood
- Lusus Naturae
- Skin
- Desire
- Damascus
- Set Up
- Anthemic Hearts
- At War
- Remains
- Memento Mori
- Until The Darkness Takes Us
- Jettison
- Dark Fire
Nathan Gray hat neben seiner Hauptband Boysetsfire, schon einige andere musikalische Spielwiesen gehabt: I Am Heresy, The Casting Out und nun sein Solo-Projekt Nathan Gray Collective, dass er zusammen mit Daniel E. Smith führt. Überraschte er im Jahr 2015 mit der EP „NTHN GRY“ noch viele, aufgrund der musikalischen Ausrichtung, so wird man mit „Until The Darkness Takes Us“ ziemlich schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Warum, fragt ihr euch? Nun, der Stilmix zwischen Elektrowave, Industrial/Elektro, Synthesezier und Klaviereinschübe, dazu das fabelhafte Organ von Mr. Gray selbst, ist zwar interessant, aber leider verzetteln sich die Songs größtenteils in eine unspannende Durchschnittlichkeit, die keinen auf Dauer vom Hocker hauen wird. Zwar tauchen immer wieder mal gute Melodien, markante Arrangements und feine Hooks auf, aber auf volle Albumdistanz hin kann kein konstantes Niveau erreicht werden.
Until The Darkness Takes Us
Wer sich einen gewissen Hardcore/Punk-Ansatz erhofft hat, wird zu 98% enttäuscht. In „At War“ werden mal Punk-Eruptionen spürbar, aber ansonsten werden Gitarren eher spärlich und dezent eingesetzt, dafür dominiert mehr ein kühles elektronisches Soundgewand, das ein graues, düsteres und schier apokalyptisches Gesamtklangbild schafft. Der einzige „Lichtblick“ ist nur die klare und melodische Stimme von Nathan.
Hörte sich „Until The Darkness Takes Us“ im ersten Durchlauf noch wie eine interessante Reise in eine dunkle und zerstörerische Welt an, die vor dem geistigen Auge einen Kinofilm ablaufen lässt, so sinkt die Aufmerksamkeit für die Handlung immer mehr, nach jeder weiteren Runde im Player.
Schade eigentlich, denn mit dem Opener „Heathen Blood“, „Skin“, dem starken Albummittelteil aus dem Dreierpack „Set Up“, „Anthemic Hearts“ und „At War“, und dem gegen Ende platzierten Hoffnungsschimmer „Jettison“, befinden sich eine Handvoll guter Tracks, die, wenn man sie nicht Albumkontext hört, regelrecht aufblühen. Antireligiöse Statements hier, düsterer Touch da; ist zwar nicht verkehrt, wurde hier aber ein wenig zu viel des Guten eingesetzt, sodass die Luft nach klarem Atem zu sehr genommen wird.
Halten wir fest: „Until The Darkness Takes Us“ kann ich als „ist okay“ bezeichnen. Ob es dieses Album (und das Nathan Gray Collective-Soloprojekt) wirklich hätte sein müssen, sei dahin gestellt. Aber mit ziemlicher Sicherheit kann davon ausgegangen werden, dass dies nur eine Randnotiz bleiben wird und in ein paar Jahren, wenn dann irgendwo zu lesen ist, dass dieses Album anno 2017 veröffentlicht wurde, gedanklich nur resümieren wird:
„Ach stimmt, da war doch mal was…“
P.S.: Wer sich diese Scheibe als physikalischen Datenträger in CD-Form zulegen möchte, kann dies nur über die Bandcampseite tun.