Psychedelic-Kraut-Rock
Membran
27.01.2017
www.motherscake.com
Setlist:
- No Rhyme Or Reason
- H8
- Black Roses
- Now Or Never
- Big Girls
- The Sun
- Streeetja Man
- The Killer
- Enemy
- Hide & Seek
- Isolation
Das Problem mit geilem Scheiß ist, dass, wenn erst ruchbar wird, in welch schwarzer Milch das zerstörerische Züngeln von Mother’s Cake wurzelt, jeder Hans und Franz ein Stück vom Kuchen haben will, sodass jeder untergründige Krümel in Gefahr schwebt, auf dem weißen Porzellan von Plattendeals zu vergammeln. Also ersticken wir Hans’ und Franz'/is Völlerei gleich mit ein zwei grundverdächtigen Attributen: Österreich goes Krautrock. Mother’s Cake sind ein No Go, in jeder Hinsicht und - da wir ja jetzt unter uns sind, können wir's ja sagen - wir stehen, tanzen, räkeln uns drauf.
Seit sich Austropop-Bussi-Bands wie Wanda oder Bilderbuch die Indie-Klinke in die Hand geben, gibt’s wieder Wiener Schmäh in der deutschsprachigen Musik. Nun rauchen Mother’s Cake 'Falcos' Asche in einer Psychedelic-Kraut-Rock-Pfeife (auf Lunge!), denn die Jungs kommen aus Österreich, haben aber nicht viel mit deutschen Texten am Hut und sind auch nicht so asexuell, sauber und ausbuchstabiert. Wahrscheinlich können die eh nur stoned ihren Namen tanzen.
Rock me Space Cakes. Killer!
Lasst die andern Torte essen, wir krümeln uns die Platte mal an ein zwei Song zurecht. So versteckt No Rhyme No Reason hinter Songs, die treiben, aufreiben und -rauen immer ein B-Thema. Post und Progg, heißt ja nicht umsonst Progressive! Aber da ist noch mehr. Bei diesem Gebäck beißt mensch gelegentlich auf irgendwas, das nach Retrofunk für die kleine Manie zwischendurch schmeckt. Und bevor man das Wort ›radiotauglich‹ rauswürgen kann, spuckt Yves Krismer `ne schrumpelige Iggy Asymmetrie ins aufgerissene Sein.
Hinter den Kolibrischlägen, mit denen das düstere Herz dieser Platte schlägt, ziehen Mother's Cake eine gewaltige Portion Melancholie an den Härchen der Gänsehaut herbei, die sich gerade in den langsameren Parts entfaltet, bevor sie sich die Dornen rosig spielen.
Gather ye black rosebuds while ye ma.
Mother’s Cake – und an dieser Stelle müssen wir den Plappertanten Hans und Franz leider die Zunge rausreißen – haben ungereimt und ungewollt keinem Ort nirgends ein Moment gegeben, am Ersticken Gefallen zu finden. No Rhyme No Reason ist nur ein kleiner Ausschnitt davon, wozu das Trio live fähig ist. Der traurigste Kolibri der Welt baut sich ein Nest aus krautigem Schmerz. Ein schöner Exzess.
»no worship for what is lost
no remembrances for the past
try to forget, put soil in my head
till I don’t feel, till words become unreal
till it is dead, kill the white dove in my head«
Wir hoffen jeder Hans und Franz kauft diese Platte. Still und heimlich.