Start CD / DVD Reviews Madrugada: Chimes At Midnight (2022)

Madrugada: Chimes At Midnight (2022)

Madrugada: Chimes At Midnight (2022)
Madrugada: Chimes At Midnight (2022)
Independent, Rock
Warner
28.01.2022
https://madrugada.no/

Tracklist:

  1. Nobody Loves You Like I Do
  2. Running From The Love of Your Life
  3. Help Yourself to Me
  4. Spanish Computer
  5. Slowly Turns The Wheel
  6. Imagination
  7. Dreams at Midnight
  8. Call My Name
  9. Empire Blues
  10. You Promised to Wait for Me
  11. The World Could be Falling Down
  12. Ecstasy

Nach langen 13 Jahren veröffentlichet die norwegische Vorzeigeband Madrugada wieder ein neues Album. Ein Ereignis, auf das die Fans seit langem hofften, auch wenn der Grund für diese lange Pause mehr als verständlich ist. Im Jahre 2007 als Madrugada mitten in den Aufnahmen zu ihrem neue Studioalbum sind, verstirbt unerwartet der Gitarristen Robert Burås. Die beiden verbleibenden Gründungsmitglieder der Band Sivert Høyem und Frode Jacobsen beenden die Aufnahmen zu dem fünften Studioalbum mit Titel Madrugada und ziehen sich vorerst von dem Bandprojekt Madrugada zurück. Neben ihren anderen musikalischen Aktivitäten können sie Madrugada aber nie ganz vergessen. So erscheint 2010 eine Neuauflage ihres fulminanten Erstlingswerks "Industrial Silence" garniert mit unveröffentlichten Stücken und wenig später eine Best of Doppel CD. Weiter genährt wird die Hoffnung der Fans auf ein Wiederaufleben von Madrugada durch die Comeback Tour anlässlich ihres Erstlingwerkes "Industrial Silence" im Jahr 2018, die nicht nur in Norwegen ein voller Erfolg war.  2019 erscheint der Song "Half-Light", der zu dem Soundtrack des Films Amundsen gehört und liess die Fans erneut aufhorchen und hoffen. Letztendlich hat es nun bis 2022 gedauert, bis die Fans erwartungsvoll auf die play Taste für das neue Album drücken können.

Der Beginn des Albums ist zunächst keine Überraschung. Der Eingangssong ist "Nobody Loves You Like I Do", der bereits im September 2021 den Fans den Mund wässrig machte und schon damals hoffen liess, dass dies nicht der beste Song des Albums ist. Weiter nährte die Band die Vorfreude noch im selben Monat mit der Veröffentlichung des Songs "Dreams At Midnight". Damit hat Madrugada dann leider auch das gesamte Feuer von "Chimes at Midnight" schon weit im Vorfeld verschossen. Beide Songs kommen in der Madrugada typischen emotionalen melancholischen Manier daher, umrahmt von kraftvollen Gitarrenriffs und der markanten Stimme des Sängers Sivert Høyem und nähren die Vorfreude auf das neue Album und auf die Hoffnung auf den ein oder anderen mitreissenderen Song. Leider können die verbleibenden zehn Songs diese Hoffnung nicht erfüllen. Im Gegenteil: mit jedem Lied wird das Album enttäuschender und langweiliger. Zugegeben, es sind alle Madrugada-typischen Zutaten enthalten: klare, saubere Klänge mit einem mystischen-schwermütigen-rockigen Touch, emotional und natürlich die eindrucksvolle Stimme von Sivert Høyem, die immer noch schmeichelt und das Gehör umgarnt. Und ja, für die Band ist es ein emotionaler Moment, nach all den Jahren und dem Schicksalsschlag mit ihrem Gitarristen wieder an die Erfolgsstory anzuknüpfen. Aber nichts desto trotz wirkt das Album sehr gleichmütig, unaufregend und fast schon eintönig. Es fehlt die musikalische Varianz, die die anderen Alben auszeichnen: beispielsweise wie in "Hard To Come Back" mit Anleihen aus dem Countrybereich oder etwas temporeicher unter Ausnutzung der stimmlichen Bandbreite des Sängers wie in in "7 Seconds" oder in "Norwegian Hammerworks Corp.". Oder wie in "Hands Up I Love You", in dem der Fokus auf den Gitarrenriffs liegt. Es fehlt ein Ohrwurm oder ein Song, der nicht nur oberflächlich unterhält und langweilt, sondern fesselt, mitreisst und überhaupt in irgendeiner Form mitwippen lässt. Bei Song Nummer 9 war meine Neugier auf weitere Songs endgültig im melancholischen Einheitsbrei des Albums erstickt und der Finger wollte dringendst die Skip Taste bedienen.

Schade! Aber es ist vielleicht auch schwer die Erwartungen zu überbieten, die die Band mit ihrem Erstlingswerk "Industrial Silence" sehr hoch angesetzt hat und mit ihren Folgealbum weiter aufgebaut hat. Trotz allem ist mir das Album 3 Sterne wert. 3 Sterne, weil es musikalisch sauber und akurat daher kommt, 3 Sterne, weil dies das Album ist, das die alten Geister besänftigt und hoffentlich die Tür zu neuen Höhenflügen aufstösst und 3 Sterne mit der Hoffnung, dass das alles Live gar nicht mehr so schlimm klingt.

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