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Lampe: Prima (2024)

Lampe: Prima (2024)
Singer-/Songwriter
Freizeitverhalten
25.10.2024
Vinyl, CD, Tape, Digital

Tracklist:

  1. Welthit
  2. Meetings
  3. Immer muss ich alles alleine machen
  4. Ruf mich an
  5. Weltuntergangsparty
  6. Cute Aggression (Igel mit Socken)
  7. Regenfrau
  8. Männerfüße
  9. Kaputt optimiert
  10. I Wanna Be Yours
  11. Resonanz

Das ist natürlich ein guter Move, ein Album Prima zu nennen, das zwingt die Kritiker*innen jedenfalls, dieses Wort mindestens einmal in ihrer Review zu verwenden, hier könnte es sein, dass das Wort durchaus öfter fällt, denn wenn das zweite Album von Lampe eines ist, dann wirklich prima.

Auch, wenn das ein bisschen nach Grundschulbewertung klingt. Allerdings passt das wiederum zum sympathisch naiven Sound von Lampe. Slacker-Pop könnte man es nennen, oder Loser-Core. Auch auf Prima singt Tilmann Claas nicht zwingend von den Sonnenseiten des Lebens, sondern von den kleinen Alltagshindernissen, dem Herzschmerz, dem Unsichtbar sein. Verpackt sind die nicht selten ironischen Texte dabei in einfache Melodien, untermalt meist nur von einer ab und an verstärkten Gitarre und ein paar Drums – dies lässt die Möglichkeit offen, die Nummern bei jeder Gelegenheit allein spielen zu können. Wie beim Hurricane 2023, als er sich in der Umbaupause vor Madsen vor zehntausende Leute stellte, um eindrucksvoll seinen, man kann ihn jetzt schon als Hit bezeichnen, Song Immer muss ich alles alleine machen zu performen. Auch wenn dieser schon länger über die Bühnen der Republik geistert, ist er jetzt erst auf diesem Album zu finden.

Insgesamt besteht Prima aus 11 Songs mit einer Spieldauer von knapp 34 Minuten – man braucht also keine langen Soli oder instrumentelle Spielereien erwarten. Lampe kommt direkt auf den Punkt. Dabei wirkt die knackige Platte alles andere als Kaputt Optimiert. Und während sich das Album in seiner Gesamtheit gut weghören lässt, gibt es zwischendrin immer wieder ein paar Highlights, die definitiv länger im Ohr bleiben. In Cute Aggression (Igel mit Socken) wird ein Phänomen besungen, dass wir alle kennen. Der innere Schmerz beim Betrachten süßer Tiervideos im Internet – wer zum Teufel gibt denen das Recht? Ne gute, poppige Nummer, die durchaus an einen Olli Schulz erinnert. Auch Männerfüße, ein so triviales Thema, glänzt auf dieser Platte – und hört man da nicht sogar ein wenig „Just like Heaven“ von The Cure heraus? Auch diesen Song gab es schon live zu hören – zum Beispiel auf dem Watt En Schlick-Fest, wo er sicher vielen anwesenden Männern, die barfuß im Strandsand standen, einen ordentlichen Selbstbewusstseinsschub gegeben hat.

Und genau das ist das Schöne auch an dieser Lampe-Platte, auf ihr findet jede*r das, was sie oder er gerade braucht. Einen Song von jemandem, der ebenfalls mal scheitert oder ein süßes Liebeslied, sei es Ruf mich an oder die John Cooper Clarke Adaption I Wanna Be Yours. Und auch, wenn das musikalische Rad hier nicht neu erfunden wird, ist es ein wunderbar abwechslungsreiches Album, bestens geeignet, um an schmuddeligen Herbsttagen darin zu versinken. Prima, Bienchen ins Muttiheft.

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