Thrash Metal
Nuclear Blast Records
10.06.2022
www.kreator-terrorzone.de
Tracklist:
- Sergio Corbucci Is Dead
- Hate Über Alles
- Killer Of Jesus
- Crush The Tyrants
- Strongest Of The Strong
- Become Immortal
- Conquer And Destroy
- Midnight Sun
- Demonic Future
- Pride Comes Before The Fall
- Dying Planet
Sind es tatsächlich schon wieder fünf Jahre seit dem letzten Kreator-Album „Gods Of Violence?“ Unglaublich, aber wahr. Auch wenn für mich diese größere Zeitspanne gar nicht so lange vorkam, ist die Freude natürlich groß, dass die aktuell beste Thrash Metal-Band der Welt (Deutschlands ist sowieso klar, Europas Thron wurde in den letzten 10 Jahren eingenommen und nun, da Slayer nicht mehr sind, wer könne da qualitativ und stets beständig sonst noch Kreator das Wasser reichen? Ich sehe auf weiter Flur so schnell niemanden…) ein neues Album an den Start bringt. Wobei ich ehrlich gesagt zugeben muss, dass sich meine Euphorie darüber etwas dezenter verhielt als sonst. Warum? Gute Frage! Denn dass man wieder erstklassiges Material um die Ohren gehauen bekommt, war mir von vornherein klar. Aber vielleicht hatte ich auch ein wenig Bedenken um den zwischenzeitlichen Wechsel am Bass. Frederic Leclercq (Ex-Dragonforce) ersetzte 2019 Christian „Spessy“ Giesler und es mag dem Image von Dragonforce behaftet sein, dass ich zunächst etwas skeptisch war. Im Grunde ist dies aber absoluter Nonsens, weil ich Frederic Leclercq vor Jahren kurz mal kennen lernen durfte und er ein authentischer und bodenständiger Typ ist, der (natürlich) in das Grundgerüst von Kreator passt. Und dies beweist er auch auf dem bereits 15. (!) Studioalbum „Hate Über Alles“.
Damit sind wir schon beim Hauptaugenmerk: das neue Album. Als allererstes springt einem der Titel ins Gesicht und man darf sich die Frage, ob dies dämlich oder einfach nur genial ist. Im ersten Moment dachte ich mir, dass es etwas befremdlich wirkt, aber nach kurzer Gewöhnungsphase ist klar, es passt wie Arsch auf Eimer! Es klingt absolut typisch nach Kreator und beinhaltet noch einen Tribut an den politischen Punkrock á la Dead Kennedys („California Über Alles“). Der Blick richtet sich dann auf das Cover-Artwork von Eliran Kantor, dass absolut fabelhaft aussieht und beeindruckt. Ebenso nicht unerwähnt sollte man die Produktion lassen (bevor wir über die neuen Songs sprechen), denn an den Reglern saß diesmal Arthur Rizk (u.a. Eternal Champion und Unto Others) und verpasste dem Essener Quartett einen wuchtigeren, aber entschlackter und organischeren Sound als es zuletzt der Fall war.
Alle Vorzeichen stehen auf Sturm und so ist es auch mit der Musik: Wird man noch von dem Spaghetti-Western-Intro „Sergio Corbucci Is Dead“ (Sergio Corbucci war ein italienischer Regisseur der auch Western wie „Django“ und „Leichen pflastern seinen Weg“, aber auch ein paar Bud Spencer und Terrence Hill-Filme drehte) mit Spannung ins Album hineinbegleitet (der sich als Live-Intro auch hervorragend machen würde), wird mit dem Titeltrack keine Kompromisse eingegangen. Ein eingängiger Thrasher, der sich schnell in den Kopf und in die zukünftige Live-Setlist festsetzen wird. Aber es wird noch mehr Gas gegeben: Ohne große Umschweife steigt Mille bei „Killer Of Jesus“ überfallartig schon in die Strophe ein, bevor man das eigentliche Hauptriff heraushört. Danach bekommt man ein wenig Zeit zum Luft holen, denn das gedrosseltere „Crush The Tyrants“ bietet die passende Erholungspause vor dem Hymnenhaften Hit „Strongest Of The Strong“ (diese Gitarrenmelodien!). „Hymne“ ist hier ein gutes Stichwort, denn auch das darauffolgende „Become Immortal“ passt hervorragend in diese Kategorie. Mit einem starken Judas Priest-artigen Riff steigt man in diese kleine bandeigene Rückbesinnung (in textlicher Form) und serviert im Mittelteil einen tollen Übergang mit „Ohohoh-Chören“ (in dem u.a. auch Jake Rogers (Visigoth) und Jason Tarpey (Eternal Champion) zu hören sind). Aber das waren noch nicht alle „Experimente“, die Kreator im Laufe es Albums zu bieten haben: In „Conquer And Destroy“ gibt es neben Milles Klargesang auch einen Gastbeitrag von Max Gruber (Drangsal) und in „Midnight Sun“ gibt es im Refrain in Duett mit Sängerin Sofia Portanet. Diese Tracks fügen sich stimmig in den Albumfluss ein und lässt die Platte allgemein nicht zu „schablonenhaftartig“ wirken. Daumen nach oben! Aber auch das Abschlusstriple, bestehend aus „Demonic Future“, „Pride Comes Before The Fall“ und dem episch-düsteren Rauswerfer „Dying Planet“ braucht sich nicht verstecken hinter den bereits genannten Highlights.
Fazit:
Kreator sind mit ihrem neuen Album zurück und machen wieder alles richtig. Echte Kritik oder auch nur ansatzweise Schwachstellen lassen sich nicht ausfindig machen. Wieder einmal ein absolutes Jahreshighlight! Und ich möchte nur nochmal ins Gedächtnis rufen, dass Kreator seit ihrem 2001er Paukenschlag „Violent Revolution“ einen triumphalen Siegeszug angetreten haben, sowohl was die Qualität anbelangt als auch in kommerziell erfolgreichen Gefilden. Es geht nach rund 40 Jahren Bandgeschichte immer weiter nach oben. Dies haben sie sich auch redlich verdient. Hail To The Hordes!