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KISS: Sonic Boom (2009)

KISS: Sonic Boom (2009)
KISS: Sonic Boom (2009)
Sandra Cramm
Roadrunner Records
02.10.2009
www.kissonline.com

Tracklist:

  1. Modern Day Delilah
  2. Russian Roulette
  3. Never Enough
  4. Yes I Know (Nobody's Perfect)
  5. Stand
  6. Hot and Cold
  7. All For The Glory
  8. Danger Us
  9. I'm An Animal
  10. When Lightning Strikes
  11. Say Yeah

Wer kennt diese Band nicht, und wenn nur durch die obligatorische Waschlappenzunge von Gene Simmons: Kiss! Die Dinosaurier des Classic Rock haben endlich ihr neues Album mit dem klingenden Namen „Sonic Boom“ herausgebracht. 35 Jahre und mehr als 80 Millionen verkaufte Platten nach ihrem Debütalbum sind sie kein Bißchen müde und sorgen stattdessen für wenig gute Stimmung im Friseurhandwerk und bei Styling-Experten, aber für umso bessere bei ihren Fans.

„Kiss has never been better“ kommentiert Sänger und Gitarrist Paul Stanley das erste Studioalbum seit 11 Jahren, auch das ist natürlich völlig klar, wie auch bei jedem neuen Album der Stones, AC/DC und all den anderen Größen… Je oller je doller!

Beim neuen Album gilt das Motto „back tot he roots“, nicht nur musikalisch sondern auch technisch. Entgegen neuester digitaler Möglichkeiten wurde das 19. Studioalbum der Band mit der sogenannten Two Inch Analogue Tapes Technik aufgenommen. Das Album soll wie bei den alten Klassikern der Beatles oder Led Zeppelin „nicht perfekt sein, sondern ein Gefühl einfangen“, so Paul Stanley. Eine schöne Idee, fraglich bleibt jedoch, ob dies ohne richtiges Knacken und Knistern einer Vinyl-LP zu erreichen ist, teilweise kommt der Sound für heutige Ohren etwas dumpf daher.

Der erste Song des Albums „Modern Day Delilah“ ist auch gleich die aktuelle Singleauskopplung. Ob dies eine gute Wahl war… nunja. Sicher ein typischer Kiss-Song, er bleibt aber bis zum Schluss auch trotz Gitarrensolo eher etwas belanglos. Schon hier sei das Geheimnis des Albums verraten: je näher man dem Ende kommt, umso besser wird es. Also weiter zu „Russian Roulette“. Ein schöner Rocksong, bei dem sich getragenere Parts mit schnelleren abwechseln, wer nicht spätestens jetzt leicht mit dem Fuß wippt, ist selber Schuld. Gene Simmons Stimme hat nicht an Power verloren und rockt ordentlich. „Never Enough“ ist für mich wegen der Breaks im Refrain eher anstrengend anzuhören, aber das ist ja Geschmackssache. Ansonsten wie immer sehr solide, ebenso das darauf folgende „Yes I Know (Nobody’s Perfect)“. Allerdings: Auch wenn durchaus keine lyrischen Ergüsse von Herren aus der Partyrock-Ecke erwarten werden, kommt dieser Song textlich dann doch etwas sehr schwach daher.

Jetzt kommen wir zu meinem ersten Highlight des Albums: „Stand“. Schöner Refrain, ob zum Autofahren, romantischem Rocker Tete-a-Tete  oder zum Mitgrölen nach dem fünften Bier, macht einfach Spass. Ein fast melancholisches Duett, wenn man das bei dem intensiven E-Gitarreneinsatz denn so nennen darf. Ein weiterer schöner Song für den sehr späten Abend ist „All For the Glory“, könnte man sich gut als Boxerhymne oder bei skandierenden Fußballfans vorstellen, Alle für Einen, Einer für Alle, Victory, yeah! Etwas grooviger wird es dann bei „Danger Us“, jedoch wirkt der Song etwas unausgegoren. Brummelige Gitarren, Stanley hört sich an als hätte er die Nacht durchgemacht und muss sich unheimlich anstrengen beim Singen, und dann der Refrain „Danger You, Danger Me, Danger Us“... Nunja. „I’m An Animal“ ist dann ein typischer Simmons- Song, der mehr nach Heavy Metal als nach Classic Rock riecht. Eine schöne Abwechslung, der Riff erinnert fast etwas an Deep Purple.

Der gelungene Zieleinlauf ist dann „Say Yeah“: Die Haare sind zerzaust, Schweißperlen auf der Stirn, muss man noch einmal die letzten Kräfte mobilisieren wenn Paul Stanley auffordernd ruft „Let me Hear You Say Yeah!“ und man reißt die Hände hoch und tut alles was er sagt: YEAH, YEAH, YEAH!

Fazit: Ein gelungenes Comeback nach 11 Jahren Studioabstinenz, klanglich eher an den frühen 80ern als an den Anfängen in den 70ern orientiert, aber man ist ja auch nicht mehr zwanzig. Dieses Album kann was und muss sich auch vor den zur Zeit omnipräsenten Mitstreitern von AC/DC nicht verstecken, im Gegenteil.

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