Peaceville
24.08.2012
Tracklist:
- The Parting
- The One You Are Looking for Is Not Here (With Silje Wergeland)
- Hypnone
- The Racing Heart
- Buildings
- Leech
- Ambitions
- Undo You
- Lethean
- First Prayer
- Dead Letters
Seit dem Release ihres Meisterwerks "Last Fair Deal Gone Wrong" (2001) haben Katatonia eigentlich kontinuierlich mit jedem weiteren Album einen Knaller vorgelegt. Was einerseits erfreulich ist, andererseits den Erwartungsdruck auch extrem steigert, denn von einer Band, die bereits seit einer Dekade brillante Musik schreibt erhofft man sich natürlich bei jeder weiteren Platte zumindest die gleiche Qualität, am besten aber noch, dass diese den Vorgänger übertrifft.
Das brandneue Werk "Dead End Kings" ist ab dem 24.8.2012 auf dem Markt, und der erste Voreindruck ist gemischt. Ja, es stimmt auch auf dieser Scheibe alles, von den Vocals und der Musik bis hin zur Gesamtatmosphäre. Der Wiedererkennungswert und typische Katatonia-Sound ist definitiv da, und das ist auch nicht schlecht, es sei denn man hat schon beim ersten Durchhören teilweise das Gefühl, den einen oder anderen Song schon mal gehört zu haben. Von Weiterentwicklung oder sogar Neuerungen keine Spur; die Band fährt ihre altbekannte Schiene und geht kein Risiko ein. Warum schließlich Wagnisse eingehen, wenn man bisher auf der Erfolgswelle geschwommen ist, und weiß was bei den Fans ankommt? Das Konzept ist im Prinzip nicht schlecht, aber wer sich zu sehr an altbewährte Sicherheiten klammert, kann nicht kreativ wachsen.
Nach einigen weiteren Malen des Durchhörens klingt die CD schon vielschichtiger, aber einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen die Songs immer noch nicht, und ich beginne mich zu fragen, wo genau das sprichwörtliche Salz in der Suppe fehlt. Konzentriert man sich nur auf die Musik, und lässt sich einzig und allein von der Stimmung tragen, funktioniert das Album durchaus. Möglicherweise ist das Erscheinungsdatum am Ende des Sommers auch etwas zu früh gewählt für angsterfüllte, hoffnungslose und gleichzeitig sehnsuchtsvolle, düstere Weisen. Musik wie diese passt einfach besser in die scheinbar endlos langen und dunklen skandinavischen Wintermonate.
Ruhiger geworden sind die Jungs aus Schweden obendrein; selbst die wildesten Heavy Metal-Momente auf "Dead End Kings" fühlen sich eher harmlos an, und abrocken konnten sie auf den Vorgängeralben eigentlich auch besser. Dabei sind die Songs im Grunde nicht schlecht. "The Parting", Hypnone" und insbesondere "The One You Are Looking For Is Not Here" featuring Silje Wergeland (die 2009 die Rolle der Frontfrau von The Gathering von Anneke van Giersbergen übernommen hat) sind beispielsweise drei wirklich gute Stücke, aber das Deja-Vu-Feeling lauert immer ein wenig im Hintergrund. "Lethean" rockt ganz ordentlich und "Dead Letters", ein Song, den die Band bereits im Juni als kleinen Vorgeschmack auf "Dead End Kings" zum freien Online-Download veröffentlicht hatte ist ein gelungener Abschluss des Albums. Wenn ich bei dem Titel nicht ständig unfreiwilligerweise an The Rasmus denken müsste, deren gleichnamiges Album noch nicht weit genug zurückliegt um sich nicht zu fragen, wieso man zumindest bei der Namensfindung der Tracks nicht etwas innovativer hätte sein können als auch hier schon Dagewesenes neu aufzubereiten …
Alles in allem ein hörenswertes Album für Fans und solche, die es werden wollen. Enttäuschend nur für die, die die Band seit Jahren hören und sich etwas mehr Frische und Originalität auf die Ohren wünschen. Nach all dem Erfolg der letzten Jahre bin ich mehr als überzeugt davon, dass Katatonia das Zeug zu Besserem besitzen – wenn sie über ihren Schatten springen.