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Katatonia: City Burials (2020)

Katatonia: City Burials (2020)
Katatonia: City Burials (2020)
Michael Gerlinger
Modern Metal
Peaceville/Edel
24.04.2020
www.katatonia.com

Tracklist:

  1. Heart Set To Divide
  2. Behind The Blood
  3. Lacquer
  4. Rein
  5. The Winter Of Our Passing
  6. Vanishers
  7. City Glaciers
  8. Flicker
  9. Lachesis
  10. Neon Epitaph
  11. Untrodden

 

 

So schnell kann es gehen: Als 2017 bekanntgegeben wurde, dass Katatonia eine längere Pause einlegen wollen, hätte man nicht damit gerechnet, dass nach rund zwei Jahren ein neues Album in Form von „City Burials“, dem elften insgesamt, in den Startlöchern steht. Das „Time-Out“ nutze man hauptsächlich um gesundheitliche und private Angelegenheiten in Ordnung zu bringen, aber Sänger Jonas Renkse nutzte u.a. auch die Zeit dafür, sein Solo-Album zu schreiben, aus dem dann „City Burials“ wurde. Im letzten Moment änderte er seine Meinung und ging mit seinem Material zu Gitarrist Anders Nyström um es mit ihm gemeinsam ins Katatonia-Korsett zu kleiden.

Normalerweise teilen sich die beiden die Arbeit am Songwriting für die Band, aber dadurch das Jonas komplett die Feder schwang, klingt das Album ein wenig „mehr“ als die letzten Werke der Schweden. Natürlich könnte man das als kleinschrittige Weiterentwicklung bezeichnen, aber es fällt auf, dass „City Burials“ zu einem härter klingt, griffiger, greifbarer, auch mehr Licht verstrahlt, mehr Farbkleckse besitzt und auch unerwartete Stilelemente aufgreift. Die Bezeichnung „Modern Metal“ ist etwas irreführend, denn nach wie vor sind Katatonia eine melancholisch-romantische progressive „Dark Rock/Metal“- Band (es gibt keine treffende Genre-Bezeichnung, nur eine Umschreibung), die sich mit ihrem neuen Album in keine „California-Sunshine-Band“ gewandelt hat (das ist auch gut so!). Nach wie vor ist Katatonia eine Band in deren Musik man eintauchen muss, fühlen, atmen, leben muss und auch wenn griffigere Songs enthalten sind, ist es nach wie vor keine „Mainstream-Hit-Band“ die man im Hintergrund abspielen kann, sondern sie sind die Seelenschmeichler, die Tröster, die Kopfkinoregisseure und Traumtänzer, die sie immer waren.

Im Review zum Vorgänger „The Fall Of Hearts“ hob ich meinen Gänsehaut-Fave „Old Hearts Fall“ hervor, der sich in kurzer Zeit zu einem kleinen Überhit für mich entwickelte. Zwar fehlt mir in dieser Form auf „City Burials“ so ein Song, aber das gebotene Material ist mit vielen Songs verdammt nah dran. Vielleicht sogar näher als es auf dem Vorgänger (mit etwas Überlänge) im seiner Gesamtheit war. Denn das zu Tränen rührende „Vanishers“ brilliert mit Gastvocals von Sängerin Anni Bernhard (Full Of Keys), die erste Single „Lacquer“, das mit einem elektronischen Beat überrascht oder das rockige „Behind The Blood“ sind nur die Paradebeispiele. Dazu gesellen sich u.a. das mit einem gewissen Pop-Appeal versehene „The Winter Of Our Passing“, das atmosphärische „City Glaciers“ oder das stellenweise herbere „Rein“.

Gerade in diesen Zeiten rate ich euch, setzt euch am besten Abends in den Garten, auf eure Terrasse oder auf euren Balkon in einen bequemen Stuhl, blickt auf den Sonnenuntergang, lasst dabei „City Burials“ laufen und lasst eure Gedanken in die weite Ferne abschweifen. Glaubt mir, das funktioniert und lässt einen viel vergessen (legt mal lieber währenddessen nichts auf den Grill oder auf dem Herd stehen, dass könnte nicht so gut enden…)

P.S.: Wer Katatonia schon immer als seinen Seelenverwandten erachtete und komplett in deren Gefühlswelt eintauchen konnte, der darf gerne dieser Scheibe noch den (verdientermaßen) fünften Stern hinzufügen.

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