Heavy Metal
Columbia/Sony Music
09.03.2018
www.judaspriest.com
Tracklist:
- Firepower
- Lightning Strike
- Evil Never Dies
- Never The Heroes
- Necromancer
- Children Of The Sun
- Guardians
- Rising From Ruins
- Flame Thrower
- Spectre
- Traitors Gate
- No Surrender
- Lone Wolf
- Sea Of Red
Mit heiligen Kühen ist das immer so eine Sache: Auf der einen Seite freut man sich darüber, dass sie immer noch aktiv sind, aber man möchte immer einen Klassiker vorgelegt bekommen, wie die, die schon veröffentlicht wurden. Im Falle von Judas Priest heißt das: Jedes neue Album MUSS ebenbürtig sein wie die Meisterwerke „British Steel“, „Screaming For Vengeance“, „Defenders Of The Faith“ oder „Painkiller“. Werden sie dem nicht gerecht, werden sie nicht mehr weiter beachtet und es entsteht Desinteresse. Aber ich versichere euch, dass dies dem neuen und mittlerweile 19. (!) Studioalbum „Firepower“ nicht passieren wird, sondern viele Judas Priest-Fans versöhnlich stimmen wird. Hier herrscht klassischer Heavy Metal in seiner reinsten (Judas Priest)-Form! Ich lehne mich sogar soweit aus dem Fenster, dass „Firepower“ das beste Album seit 1990 ist, also seit „Painkiller“, und damit auch das Reunion-Werk mit Metalgott Rob Halford „Angel Of Retribution“ von 2005 übertrifft.
Vieles an „Firepower“ überrascht: Beginnend mit dem Cover, dass schon Erinnerungen an „Defenders Of The Faith“ Und „Screaming For Vengeance“ weckt (wobei es aber nicht in Punkto Coolness anknüpfen kann, da es zu massiv und „zuviel des Guten“ wirkt). Das Songmaterial ist größtenteils im Midtempo angesiedelt (plus den typischen Judas Priest-Epen), verzichtet dabei auch meist auf die langen hohen spitzen Schreie von Rob Halford (wenn, dann kommen sie nur mal kurz zum Einsatz) und die Refrains sind auf dem selben simplen Niveau angesiedelt, wie sie auf „War Of Words“ von Fight (ein Nebenprojekt aus den 90igern mit dem Metalgott) und auf Halfords Soloscheibe „Resurrection“ auch zu hören sind.
Was dem Album hörbar gut tut, ist zum einen die Tatsache, dass Gitarrist Richie Faulkner sich vollständig ins Bandgefüge eingefunden hat und seinen Stempel aufdrücken konnte. Zum anderen haben die beiden Produzenten Andy Sneap und Tom Allom, eine hervorragende Mischung aus Neuzeit und Altbewährtem, bestimmt auch ihren Beitrag dazu geleistet, dass Judas Priest anno 2018 frisch und hungrig klingen. Man merkt der Scheibe an, dass die Musiker Bock darauf hatten sie aufzunehmen und nicht „nur“ eine weitere Liederkollektion zu veröffentlichen.
Gibt es an „Firepower“ auch Mankos? Ich würde sagen Jein: Über die Songreihenfolge könnte man diskutieren, da „Guardians“, das als Intro für „Rise From Ruins“ dient, wie ein Albumabschluss klingt und vielleicht besser geeigneter gewesen wäre als „Sea Of Red“ (wobei der Track auch super als Abschluss des Albums passt!). Das darauf folgende „Flame Thrower“ hat ein wenig was von der „Turbo“/“Ram It Down“-Phase und ist etwas gewöhnungsbedürftig, „Traitors Gate“ wirkt anfangs ein wenig unspektakulär und „Lone Wolf“, dessen Riff auch von Black Sabbath sein könnte, hätte man nicht zwingend vermisst, wenn es nicht auf das finale Album geschafft oder man als Bonustrack verwendet hätte.
Ja, ja, das ist alles Erbsenzählerei, denn es überwiegt deutlich die hohe (Heavy Metal)-Qualität: das starke Riff vom Titeltrack eröffnet den Liederreigen und lässt mit „Lightning Strike“, „No Surrender“, dem diabolischen „Evil Never Dies“, „Necromancer“, dem mysteriösen „Spectre“, „Never The Heroes“ (großer Refrain!), „Children Of The Sun“ und den beiden Epen „Rise From Ruins“ und „Sea Of Red“ ein Highlight nach dem anderen folgen.
Ich bin mit sicher, niemand hat damit gerechnet, dass Judas Priest nochmal mit einem ihrer Spätwerke solch ein Niveau erreichen würden und den jungen Bands wie u.a Ram und Portrait, die die Musik von Judas Priest wie Muttermilch aufgesogen haben, zeigen, dass man immer noch mit ihnen rechnen muss. Wenn „Firepower“ ab dem 09.03.2018 im Laden steht, lautet die Devise: Kauft es, hört es und liebt es!