Start CD / DVD Reviews Jonathan Wilson: Rare Birds (2018)

Jonathan Wilson: Rare Birds (2018)

Jonathan Wilson: Rare Birds (2018)
Jonathan Wilson: Rare Birds (2018)
Dream-Pop, Psychedelic
PIAS/COOP/Bella Union
02.03.2018
www.songsofjonathanwilson.com

Tracklist:

  1. Trafalgar Square
  2. Me
  3. Over The Midnight
  4. There's A Light
  5. Sunset Boulevard
  6. Rare Birds
  7. 49 Hairflips
  8. Miriam Montague
  9. Loving You
  10. Living With Myself
  11. Hard To Get Over
  12. Hi-Ho The Righteous
  13. Mulholland Queen

Jonathan Wilson, der amerikanische Gitarrist, Sänger und Produzent hat sein drittes Soloalbum veröffentlicht: „Rare Birds“ folgt auf „Fanfare“ (2013) und „Gentle Spirit“ (2011). Von Folk und Psychedelic, wie auf seinen beiden ersten Alben, geht die Entwicklung nun in Richtung Dream-Pop.

Stolze 13 Songs hat Wilson dafür aufgenommen und auch selbst in seinen Fivestarstudios in Los Angeles produziert. Unterstützt wurde er im Studio von einigen prominenten Kollegen: Father John Misty, Lucius, Lana Del Rey und New-Age-Musiklegende Laraaji steuern auf dem Album Backgroundgesänge bei.

Multitalent Wilson hat im letzten Jahr das Album „Pure Comedy“ von Singer-Songwriter Father John Misty produziert, spielte einige Konzerte mit Pink-Floyd-Legende Roger Waters und arbeitete als Gitarrist und Sänger mit an dessen letztem Werk „Is This The Life We Really Want?“ Vielleicht erinnern die ersten Takte auf „Trafalgar Square“, mit dem schwebenden Gitarrensound deswegen etwas an David Gilmour und Pink Floyd.
„Me“ ist eine melodische Pianoballade, die nicht nur wegen der stark mit Hall versehenen Vocals nach der Aufnahmetechnik von John Lennon klingt. Zum Schluss driftet der Track dann durch ein furioses Saxophon in Richtung Jazzfusion ab.

These are my favorite songs I’ve ever written.
It’s really not
a concept album, it is meant more as a healing affair,
a rejuvenation, reconciliation, for others, for me …

Überhaupt wurde das Stilmittel, die Genres innerhalb eines Songs zu wechseln, öfters auf „Rare Birds“ angewendet. Wilson ist ein Multiinstrumentalist, der mit klanglichen Raffinessen aufwartet und seine Stücke mit jeder Menge genialer Soundspielereien und Studioeffekten anreichert. Es ist beeindruckend wie er opulente, epische Klanglandschaften erzeugt, die allerdings zuweilen auch in hippieskem Kitsch enden können, wie etwa bei „Over The Midnight“ oder auf der poppigen Westcoast-Nummer „There’s A Light“.

„Sunset Boulevard“ hingegen ist wieder eine großartige, getragene Ballade mit Pianobegleitung, die wie Filmmusik anmutet. Mit wehmütigen Streichersätzen und dem zerbrechlich-zarten Gesang von Wilson perfekt in Szene gesetzt. Auf dem Titelsong „Rare Birds“ steuert Father John Misty die Backing Vocals bei. Die Nummer schlendert lässig im Countrystyle dahin. Auf dem etwas schwülstig geratenen „49 Hairflips“ werden bei Livekonzerten wohl ergriffen die Smartphone-Taschenlampen eingeschaltet. Auf „Miriam Montague“ zeigt uns Jonathan Wilson wiederholt seine Neigung zu psychedelischen Melodien à la „Sing This All Together“ von den Stones. Richtig mystisch wird es dann bei dem folgenden Track „Loving You“. Mit stark verhalltem Chantgesang verhilft der spirituelle Musiker Laraaji, dem Stück zu einer fernöstlichen Grundstimmung.

I wanted to balance personal narrative with the need I feel
in 2018 for calming healing music. I think we need whimsical surrealism,
journeys in sound, psychedelic gossamer affairs …

Wie ein Mosaik aus kleinen bunten Soundsteinchen, setzt sich „Living With Myself“ zusammen und funkelt über den dichten Teppich aus Snare und Bass. Die Nummer ist ein wunderbares, filigranes Pop-Stück. Lana Del Rey hat hier an den Lyrics mitgewerkelt. Gesanglich soll sie laut den liner notes auch beteiligt sein. Davon hört man allerdings kaum etwas. „Hard To Get Over“ schwächelt leider etwas und „Hi Ho The Righteous“ macht wohl nur den echten Cowboys Freude. „Mulholland Queen“ hingegen ist ein supertrampartiger und würdiger Abschluss dieses reifen Werkes.

Das Album strotzt nur so von kreativen Soundideen und großartigem Songwriting. Wilson
ist in Höchstform und beweist sein Talent nicht nur als Musiker sondern auch als Produzent.
Mit was für einem Streich wird er uns als nächstes überraschen? Eine Oper vielleicht?

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