Start CD / DVD Reviews In Flames: I, The Mask (2019)

In Flames: I, The Mask (2019)

In Flames: I, The Mask (2019)
In Flames: I, The Mask (2019)
Modern Metal
Nuclear Blast
01.03.2019
www.inflames.com

Tracklist:

  1. Voices
  2. I, The Mask
  3. Call My Name
  4. I Am Above
  5. Follow Me
  6. (This Is Our) House
  7. We Will Remember
  8. In This Life
  9. Burn
  10. Deep Inside
  11. All The Pain
  12. Stay With Me

In Flames machen es einem nicht leicht: vor circa 15 Jahren war bei vielen die Vorfreude noch groß, wenn ein neues Album der Göteborger erscheint. Doch heutzutage haben sich viele Alt-Fans der Band abgewandt und die, die noch von damals übriggeblieben sind, hoffen und bangen, dass das neue Werk keine zu moderne und somit herbe Enttäuschung wird. Der Vorgänger „Battles“ war der erste Schritt, die Spreu vom Weizen zu trennen. Das soll heißen: In Flames hatten sich wieder mehr zu ihren (einstigen Death Metal-)Roots bewegt, aber gleichzeitig die Brücke zum Modernen geschlagen. Ein versöhnlicher Weg sowohl Alt- und auch Neu-Fans (zurück)zugewinnen. Bei mir hat das auch funktioniert, denn selbst heute finde ich „Battles“ immer noch wirklich gut. Und nachdem ich In Flames zwischenzeitlich live sah und ich es richtig erfrischend fand, dass auch wieder vermehrt ältere Songs in die Playlist zurückfanden, keimte die Hoffnung in mir auf, dass sie doch wieder mehr „Metal“ in ihren Gesamtsound einfügen würden.

Als das Video zu „(This Is Our) House“ veröffentlicht wurde, wurde meine Hoffnung mit einem heftigen Schlag in die Fresse ausgeknockt. Der erste Eindruck von dem neuen Material war einfach nur enttäuschend. Kurze Zeit später folgte das Video zu „I Am Above“, dass zwar besser, aber immer noch nicht wirklich spektakulär war. Ich stempelte „I, The Mask“ (was für ein dämlicher Titel…) als Enttäuschung vorab ab. Gut, meine Erwartungen, dass sie wirklich wieder komplett Back-To-The-Roots gehen würden, war von meiner Seite aus auch wirklich naiv, denn von der Band von damals sind nur noch Sänger Anders Friden und Gitarrist Björn Gelotte übrig. Und wer in den letzten Jahren mit dieser musikalischen Ausrichtung den US-Markt immer mehr knackte, der gibt das mit einer Kurskorrektur nicht wieder auf. Also Money Talks? Viele schreien seit einigen Jahren „Ja“, doch als ich den Titeltrack zu hören bekam, fragte ich mich wirklich ob es vom neuen Album stammt. Doublebasses, knackige Riffs, Screams und eine Hook! Ja leck mich am Arsch, sie können es also doch noch! Sie zählen doch noch nicht nur Geld!

Mit sehr vielen Durchläufen auf den Ohren muss ich sagen, dass ich dem Gesamtergebnis deutlich positiver gestimmt bin, als ich es erwartet hatte. Dennoch ist „I, The Mask“ für mich ein Wechselbad der Gefühle, denn es gibt hier Licht und Schatten, Gutes sowie weniger Gutes, Mainstream als auch Non-Kommerzielles und Freuden- und Trauertränen. In Flames haben es geschafft den angefangenen Kurs von „Battles“ weiterzuführen, haben dem Material eine Art Frischzellenkur unterzogen, Ballast über Bord geworfen und kommen mit dem Songmaterial direkter auf den Punkt. Das ging aber auf Kosten der Kreativität, denn in der Gesamtheit klingt es farbloser und etwas gleichförmiger. Hat man sich intensiv in die Platte hineingehört, erkennt das manche Songs im Refrain kitschiger klingen („All The Pain“, „In This Life“), aber auch ein paar Stampfer dabei sind (Titeltrack, der Opener „Voices“ oder der tiefgehende Rausschmeißer „Stay With Me“). Der Rest bewegt sich alles im guten und soliden Bereich, bis auf die „Hassliebe“ „(This Is Our) House“. Auch nach zigfachem Hören kann ich mich nicht entscheiden ob ich den Song gut oder schlecht finden soll. Auf der einen Seite der Beginn mit dem Background-Kinderchor (warum denn schon wieder Kinder???), dann der Refrain („Scream Out Loud – This Is Our House“) mit Kopfschüttelfaktor (Nein, nicht Headbangen!), aber auf der anderen Seite setzt sich der Song wegen dem Refrain im Kopf fest und weil die Strophen markant inszeniert wurden.

Puh, ich habe schon lange nicht mehr so mit einer Benotung mit mir gerungen, weil ich doch die Platte besser finde als gedacht, aber hier und da „Schönheitsfehler“ bestehen. „I, The Mask“ liegt mit seinem Vorgänger in einem gewissen Maße gleich auf, dennoch fände ich es nicht gerecht, wenn es dieselbe Note bekäme. Da ich nur volle Sterne vergeben kann, gebe ich vier, aber auch nur weil mich das Album im Großen und Ganzen überzeugt hat. Aber wegen den genannten Kritikpunkten eigentlich „nur“ einen Wert von 3,5 Sternen hat. Hört rein und macht euch auch ein Bild von „I, The Mask“.

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