In Extremo: Quid pro Quo (2016) Book Cover In Extremo: Quid pro Quo (2016)
Mittelalter-Rock
Vertigo Berlin (Universal Music)
24.06.2016
www.inextremo.de

Tracklist:

1. Störtebeker
2. Roter Stern
3. Quid Pro Quo
4. Pikse Palve
5. Lieb Vaterland, magst ruhig sein
6. Flaschenteufel
7. Dacw 'Nghariad
8. Moonshiner
9. Glück auf Erden
10. (Schwarzer Rabe)
11. Sternhagelvoll
12. Wenn das Licht angeht (Bonus Track)
13. Palästinalied 2 (Bonus Track)
14. Quid Pro Quo (Akustik Version / Bonus Track)

Die Berliner Urgesteine „In Extremo“ sind nunmehr bereits über 20 Jahre in der Musikszene unterwegs. „Quid pro quo“ ist die Rückbesinnung auf alte Tugenden und Stärken. Ein Album, das in vielerlei Hinsicht einzigartig ist, so hat man sich einige Gäste eingeladen, die man nicht unbedingt sofort mit den Mittelalter-Rockern in Verbindung bringt. Sowohl ernste, als auch heitere Themen behandeln die Spielleute und beweisen hiermit erneut ihre Wandelbarkeit.

Der Beutezug beginnt mit „Störtebeker“. Eine Hymne jenes Piraten, der seinerzeit die Nord- und Ostsee in Schrecken versetzte. In dieser Piraten-Tradition sehen sich auch die Herren von „In Extremo“ und rufen ihre Gefolgschaft zum Raubzug auf. Ein großartiger Rocksong, der zu einem Live-Garanten heranreifen sollte. Hinter „Roter Stern“ steckt eine Liebeserklärung an Russland, die mit niemand geringerem als dem „Blind Guardian“ – Sänger Hansi Kürsch aufgenommen wurde. Leichte russische Folk-Anleihen erschaffen eine ungewöhnliche Nummer, die sich sofort in den Gehörgängen festsetzt. Da die Gesellschaftskritik bei „In Extremo“ immer im Fokus stand, verwundert es nicht, dass der Titeltrack „Quid pro Quo“ die Anklage an unsere Generation enthält. Geht es der Menschheit wirklich nur noch um Materialismus oder gibt es doch noch andere Werte, für die es sich lohnt zu leben? Ein genialer Denkanstoß, der mit einer eingängigen Melodie punkten kann. Die Mittelalter-Markt Fans sollten ihre helle Freude mit „Pikse Palve“ haben. Ein zeitloses Stück, das einfach Spaß macht. Ein Thema, das uns wohl leider die nächsten Jahre noch beschäftigen wird, ist der Kriegsdurst der Mächtigen dieser Welt. Über die Schrecken des Krieges, die ein junger Soldat erleben muss, thematisiert „Lieb‘ Vaterland, magst ruhig sein“. Ein eindringlicher Appell für den Frieden. Ein ungewöhnlicher Gast leiht dem „Flaschenteufel“ seine Stimme. Hier musizieren Micha und die Band „Heaven Shall Burn“ gemeinsam und erschaffen wohl einen der härtesten „In Extremo“- Songs aller Zeiten.

„Moonshiner“ ist trotz des englischen Titels trotzdem ein Beitrag, der komplett auf Deutsch gesungen wird. Eine kraftvolle Powerballade, die an die gute, alte Zeit von „Die Gier“ anknüpft. Ein echtes Highlight, das man immer wieder hören solle. Die lockere Rocknummer „Glück auf Erden“ ist sicher die schönste Liebeserklärung an den eigenen Nachwuchs. Der Refrain geht sofort ins Ohr, während die Dudelsäcke einen ganz besonderen Songverlauf erschaffen. Natürlich sollte man sich auch ab und an den Sinnesfreuden hingeben und so findet sich das obligatorische Trinklied mit „Sternhagelvoll“ auf diesem Album. Hier will man aus voller Brust mitsingen, während man mit seinen besten Freuden die Krüge hebt.

Zwar als Bonustrack deklariert, aber ein Diamant, den man unbedingt genießen sollte, ist „Wenn das Licht angeht“. Schnell, hart und derbe rockig zeigt sich dieser Track. Bei diesem Beitrag werden die Fans Freudentränen in den Augen haben. Eine neue Interpretation eines echten Mittelalter-Schlagers findet sich mit „Palästinalied 2“. So hat man diese alte Überlieferung bisher noch nie gehört. Mit der Akustik-Version des Titeltracks „Quid pro Quo“ endet diese langerwartete CD besinnlich.

Fazit:
„In Extremo“ veröffentlichen mit „Quid pro Quo“ die wohl stärkste Mittelalterrock Scheibe der letzten 5 Jahre. Hier zeigt die Liebe zum Detail und die Lust daran mit der deutschen Sprache zu spielen. Neben Deutsch finden sich noch 4 weitere Fremdsprachen auf diesem Album. Estnisch, Walisisch, Russisch und Latein sorgen für ein besonderes Hör-Erlebnis. Langeweile kommt hier garantiert nicht auf. „In Extremo“ beweisen einmal mehr, dass sie sich ihren festen Platz im Rock erkämpf haben. Da kann man sich nur noch der Mannschaft anschließen und schwören: „Wir rauben nicht, wir plündern“.

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Fabian Bernhardt
Um unglaublich international zu wirken, hat die Redaktion einen Headhunter auf DEN Berliner angesetzt. DAS Phantom, wie es aus Szenekreisen heißt, hat viele Tarnidentitäten. Gesichert ist, dass der Dämon – ein gerade mal 76 Zoll großer metalbesessener Gothik-Zwerg – im Nebenerwerb als Schauma-Shampoo-Model jobbt und einen mittel bis stark ausgeprägten Festivalfetisch pflegt, sich während der Wintermonate mit Kneipensport Ersatzbefriedigung verschafft und eine ruhige Kugel in seinem Prinzessin-Lilliefee-Darkroom schiebt. Ob es das Spandauer Edelexemplar wirklich gibt oder auch Bernhardt nur ein Pseudonym ist, konnte bisher nicht geklärt werden.