Icon and the Black Roses: Thorns (2015) Book Cover Icon and the Black Roses: Thorns (2015)
Goth / Love Metal
Ambivalence Music
29.03.2014
www.iconandtheblackroses.com

Tracklist:

  1. Lost
  2. Innocence
  3. The Painter
  4. Wings Of A Dreamer
  5. Moments Of Madness
  6. Devil Made You
  7. Healing Touch
  8. Sometimes
  9. With Or Without You
  10. Silence Is Everything

Mit dem zweiten Studioalbum haben sich die Londoner, mit portugiesischen Wurzeln ein Stück vom ersten Eindruck entfernt. Nicht allzu weit, denn wenn man sich die Promo-Fotos ansieht wecken sie nach wie vor Erinnerungen an HIM. Gewollt? Wer weiß, von der Hand zu weisen sind die Einflüsse jedenfalls nicht. Wobei mich das, als großer Fan, sowieso nicht stört. Wer das erste Album kennt, weiß wovon ich spreche. Besonders stimmlich klingt es sehr nach Ville Valo. Die rockigen Stücke sogar nach einer Mischung aus Ville und Chad (Nickelback). Allerdings finden sich auch andere Einflüsse. Unter anderem Fans von HIM, Paradise Lost, Evanescence & Negative können sich bestimmt für diese vielversprechende Band erwärmen, ich kann sie definitiv empfehlen. Besonders ihre Rock-Version von "Running Up That Hill" fiel mir positiv auf (Das gleichnamige Album Icon & The Black Roses wurde 2004 Released - Dark Wings).

Während mich der letzte Track, gegen Ende, vom ersten Album auch stark an alte Billy Idol Zeiten erinnert, knüpft "Thorns" etwas abgesetzt am Vorgänger an. Mit dem Opener "Lost" hört man sofort, die HIM Einflüsse sind immer noch sehr stark vertreten und doch klingt es reifer. Einheitlicher. Geordneter. Stimmlich scheint sich Icon auch weiter entwickelt zu haben. Er klingt rauchiger. Kräftiger. In seinem eigenen Stil mehr gefestigt. Mit "The Painter" hört man zwar erneut Ville Valo's Nuancen heraus, jedoch nicht mehr so eindeutig und klar, wie noch auf der ersten Scheibe. Hier scheint sich etwas zu tun.

"Lost" startet mit einem kurzen Pianointro und driftet ins rockige ab. Die melodischen Klänge harmonieren perfekt mit Icons Stimmgewalt. Der Refrain artet sehr schnell zu einem Ohrwurm aus. "Now you’re lost for following your heart" … auch die Texte überzeugen. Alles passt und wirkt wie eine Einheit. Weiter geht es mit einem etwas langsameren, düsteren "Innocence". Lässt uns melancholisch werden und haltet uns an nicht mehr zu weinen. Wir sind nur seelenlose Körper ohne einen Traum. Eine junge Liebe, die nach Verdammnis schmeckt. Sie leitet uns zum nächsten Stück, wo wir gefragt werden, wieso wir nicht davonlaufen. "The Painter" wird uns finden, weil er gerne Hide & Seek spielt. Er will unsere Seele mit Blut bemalen. Letzten Endes werden wir nicht einfach zu ihm zurücklaufen, wir werden es kriechend tun. Sehr selbstbewusst, der Gute. Schaurig schön. Auf sehr melodische Art und Weise versucht er uns zu bannen, um den rockigen Klängen zu lauschen. Uns zu halten, nur damit wir in "Wings Of A Dreamer" erfahren, dass es mit uns keine Zukunft gibt. Nicht für den Träumer, da wir ihn schwächen. Ihn langsam umbringen.

Sowohl dieser Track, als auch die Nachfolgenden "Moments Of Madness" & "Devil Made You" erinnern stark an 69 Eyes. Musikalisch, wie auch vom Text her. Melancholisch. Wunderschön. Harmonisch. Love Metal vom Feinsten. Jeder Refrain mutierte zu einem Ohrwurm, was es mir schwer machte einen Favoriten auszusuchen. Während man im Wahnsinn versinken kann und sich den aus der Hölle entsprungenen musikalischen Freuden bereitwillig hingibt, werden Engelsflügel gestutzt, weil man nicht in denselben Himmel aufsteigen kann. Mit einer derartigen Liebe, die massives Gold schmelzen lassen würde. Doch "Sometimes" ist alles da, was man braucht. Es waren einfach die besten Tage unseres balladischen Lebens. Was macht es also aus, wenn wir manchmal in unsere Träume entschwinden, auch wenn die Welt so kalt erscheint? Allerdings gibt eine brennende Stadt guten Anlass diese "With Or Without You" zu verlassen. Auf Vergebung wird gehofft, da es unserer Entscheidung ist zu gehen oder zu bleiben. Einerseits lassen wir Welten enden, andererseits schlägt unser Herz sogar dann noch, wenn wir denken es sei zerbrochen. Mit "Silence Is Everything" werden wir in unseren End-Kampf zum Überleben entlassen. Evanescencelastig, untermalt mit Piano- und E-Gitarrenklängen. Angehaucht von Streichern und dramatisiert durch die flotten Drums. Das äußerst ohrwurmverdächtige Album klingt sanft aus. Die letzten Zeilen fordern uns auf zu bleiben. Zu kämpfen. Uns festzuhalten und nicht zu erzählen, dass die Stille alles wäre. Dem kann ich nur beipflichten. Repeat ist jedenfalls aktiviert! Stille lasse ich hier keinesfalls aufkommen…

Die Jungs hatten sich zwar 2005 aufgelöst, zum Glück gab es 2010 ein Reforming. Sonst könnten wir uns heute nicht an einer äußerst gelungenen zweiten Scheibe erfreuen. Melodisch, mit vielen Einflüssen. Starke und emotionale Texte, die zum Träumen und Dahinschwelgen einladen. Einfach herrlich!

Mal sehen, wie es mit ihnen weiter geht. Vor allem, in welche Richtung sie sich entwickeln. Ich bin gespannt und hoffe auf mehr.

Vorheriger ArtikelReload Festival: kehrt 2015 nach Sulingen zurück!
Nächster ArtikelReview: Morgoth, Deserted Fear und Dehuman Reign (27.03.2015, Berlin)
Tina
Tina, von Anfang an ein olfaktorischer Gewinn für die Redaktion, teilt sich derzeit ein Etagenbett mit Demi Moore in der "Cirque Lodge" – Smile Emoticon. Da das Duracellhäschen - voll auf Ritalin – nach einem Braking Bad Marathon ein eigenes Parfum aus Schokolade destilliert, einen Wolfshund dressiert und uns die Fassade mit Songtexten von HIM bis Katatonia vollkritzelte hat, gönnt sie ihrer blühenden Fantasie jetzt etwas „Rehab“. Natürlich rein privat! Wie genau sie Ihre Texte aus der Zwangsjacke an der GQ vorbeischmuggelt, wollen wir gar nicht so genau wissen. Wir schützen unsere Quellen.