
Rock/ Alternative/ Post-Hardcore
Munich Warehouse
24.01.2025

Da sind sie wieder: Heisskalt. Nach dem Aus auf unbestimmte Zeit im Jahr 2018 gab es in 2024 endlich wieder ein Lebenszeichen der Band aus BaWü. Es folgte eine erste Tour und statt der Füße vorsichtig wieder ins Wasser zu halten, ging es direkt zurück in ausverkaufte und immer größere Läden. Anfang 2025 dann auch das neue Album Vom Tun und Lassen – dessen Titel zumindest eine Rückkehr zu den Wurzeln vermuten lässt und den musikalischen Ausbruch von Idylle zu leugnen scheint. Die 10 Songs auf Vom Tun und Lassen vereinen jedoch alle musikalischen Aspekte der bisherigen Bandgeschichte, ohne sich dabei jedoch zu sehr in Nostalgie zu verlieren.
Mit Alle Zeit wird wurde ein Opener gewählt, der den schweren Grundtenor der Platte ankündigt. Auf satten 5:30 Min wechseln sich Matthias Bloechs Sprechgesang und schwere Instrumentalparts ab – keinesfalls ein leichter Einstieg, aber ein guter. Es folgt Vampire, der als Singleauskopplung gewählt wurde. Deutlich zugänglicher und zumindest im Refrain melodiöser. Zusammen mit Lehnen im Licht bekommen die Hörer*innen drei Songs lang die Gelegenheit zu realisieren, dass Heisskalt wie man sie kennt, und liebt zurück sind. Die beiden folgenden Songs Wasser, Luft und Licht sowie Sommer hätten klanglich auch auf Idylle gepasst, letzterer dabei eine Fortsetzung von Tapas und Merlot bevor mit Dieses Gefühl wieder ein melancholischer Brecher daherkommt. Der Sommer ist vorbei. Der Winter naht und hält auf Vom Schlimmsten und Mit Worten und Granaten Einzug. Jetzt klingt die Band wieder nach Post-Hardcore. Mit Worten und Granaten ist eine der stärksten Nummern der Platte. Brachial und sanft zugleich, stark an Fjørt erinnernd. Ähnlich stark ist aber auch Heim, der nun gar nicht brachial ist. Hoffnungsvoll, nachdenklich, die Suche nach dem, was uns eigentlich ausmacht.
„Ich habe mich oft beim Blick in die Welt gefragt, was es ist in uns Menschen, dass uns immer wieder dieses Chaos und dieses Leiden anrichten lässt. In diesem Song wollte ich aber mal nicht darauf den Fokus richten, sondern eine Gemeinsamkeit finden. Und die vermute ich eben da, dass wir alle am Ende irgendwie nach einem Ankommen suchen, einem Zuhause, einem Miteinander. Ich glaube wir sind uns alle in unserer Unterschiedlichkeit sehr ähnlich. Und das finde ich ganz schön berührend und das macht mir Hoffnung“,sagt Matthias Bloech dazu.
Mit Teilchen ds auch an der 6-Minuten-Marke kratzt, findet Vom Tun und Lassen sein Ende, leider geht die Nummer nach den beiden vorhergehenden starken Songs etwas unter. – so wäre Heim vielleicht der passendere Abschluss gewesen.
Als Fazit lässt sich sagen: Heisskalt sind zurück und klingen unverkennbar nach Heisskalt. Mit langen, sperrigen Songs haben sie definitiv nicht versucht, im Mainstream zu fischen, sondern fahren ihre ganz eigene Schiene weiter. Die natürliche Weiterentwicklung der Band ist spürbar. Aber das Album braucht ein paar Durchläufe, bis alle Songs gefallen. Ohrwürmer sucht man auf Vom Tun und Lassen vergeblich. Dafür findet man eine Menge Melancholie und hier und da das Fünkchen Hoffnung.
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