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Heaven Shall Burn: Wanderer (2016)

Heaven Shall Burn: Wanderer (2016)
Heaven Shall Burn: Wanderer (2016)
Metalcore
Century Media
16.09.2016
www.heavenshallburn.com

Tracklist:

  1. The Loss Of Fury
  2. Bring The War Home
  3. Passage Of The Crane
  4. They Shall Not Pass
  5. Downshifter
  6. Prey To God
  7. Agent Orange (*)
  8. My Heart Is My Compass
  9. Save Me
  10. Corium
  11. Extermination Order
  12. A River Of Crimson
  13. The Cry Of Mankind

Kennt ihr auch dieses Gefühl? Eine eurer Lieblingsbands haut ein neues Album raus und man bekommt ein unwohliges Gefühl in der Magengegend, das es diesmal nicht der fette Megakracher wird wie die vorherigen Alben? Ich hatte es anfangs bei „Wanderer“. Die vorab veröffentlichen Tracks `Downshifter` und `Bring The War Home` waren beim ersten Hören gut, aber klangen für mich mehr wie „typische“ HSB-Songs. Des Weiteren wirkte das Cover (das megageil ist, aber dazu gleich mehr…!) wie ein stilistischer Umbruch und ich dachte schon, man gehe nun in eine progressivere Richtung.

Dann die Stunde der Wahrheit: die ersten Durchläufe von „Wanderer“. Mein erster Eindruck war leider sehr ernüchternd und sah mich bestätigt bzgl. der Qualität, dass es nicht der (hoffentlich erwartete) Megakracher sei. Aber nach nun mehr als 20 Abspielungen bin ich dabei mit viel Respekt zu applaudieren und meinen (imaginären) Hut zu ziehen!

„Wanderer“ ist KEIN herkömmliches Heaven Shall Burn Album. Es ist mehr, das Ziel einer langen Reise, die die Jungs aus Saalfeld hat reifen lassen. Nie waren sie so erwachsen, ausgeglichen, homogen und ja, man könnte fast spirituell sagen. Es sind auf „Wanderer“ so viele feine und kleine Details enthalten, die es zu entdecken gibt: Angefangen bei der Produktion die phänomenal geworden ist! Hervorragend ausbalanciert, dennoch druckvoll und nicht überstrapaziert (Gitarrist Alex Dietz hat ausgezeichnete Arbeit geleistet).

Sänger Marcus Bischoff überrascht mich auch mit seinen Vocals, da er zu einem verständlicher bzw. deutlicher singt, dazu mehr wie ein Geschichtenerzähler wirkt, als (ansonsten) wie ein Anführer einer Protestgruppe, und zum anderen in seinen Growls eine Varietät mit eingebaut hat, die ihm gut zu Gesicht steht (wie z.B. die erste Strophe bei `A River Of Crimson` oder bei `Corium`). Ebenso ist es erstaunlich wie das Material ausgefallen ist, denn man könnte meinen, dass man beim Hören eine Wanderung durch den Backkatalog der Thüringer macht von „Whatever It May Take“ bis hin zu „Veto“. Einzelne Elemente lassen vor dem geistigen Auge einen zeitlichen Wanderweg zu dem jeweiligen Werk projizieren.

Es wird bestimmt Hörer geben, die werden bemängeln das keine offensichtlichen „Hits“ auf „Wanderer“ vertreten sind. Gut `Bring The War Home` kommt da noch nahe an das Prädikat „Hit“ ran, aber ansonsten ist die Scheibe als Ganzes zu betrachten. Man kann hier schlecht einzelne Songs hervorheben, denn sie funktionieren mehr im Gesamtkontext. Selbst eine Fremdkomposition wie das My Dying Bride-Cover `The Cry Of Mankind` ist auf HSB-Art arrangiert und wirkt mit dem restlichen Material wie aus einem Guss
Man könnte noch so viele Punkte erwähnen, wie z.B. die Gastbeiträge von u.a. George „Corpsegrinder“ Fischer (Cannibal Corpse) bei `Prey To God` (schier nicht mehr menschlich dieses Organ…), Nick Hipa (As I Lay Dying bzw. Wovenwar) bei `Save Me` oder Aðalbjörn Tryggvason (Sólstafir) bei `The Cry Of Mankind`. Man könnte über die interessanten Texte philosophieren oder das faszinierende Artwork von Christian Thiele (der auch das restliche Booklet bzw Artbook veredelt hat) oder oder oder…

Nein, ich möchte auch nicht jeden einzelnen Punkt erwähnen, denn ich rate euch dazu, genauso wie ich, sich das wunderschöne Artbook zuzulegen (in dem die atemberaubenden Bilder von Herrn Thiele sich optisch noch besser entfalten!) und selber die restlichen Details entdeckt. Als weiterer Kaufreiz sei noch die Bonus Cover CD „Too Good To Steal From“ (mit vielen teils seltenen Coverversionen, die sich im Laufe der Jahre angesammelt haben), einem „Dark Purity Mix“ des aktuellen Opus (aber ohne Covertracks) von Eike Freese und dem zusätzlichen Coversong, mit einem Gastsoli von Frank Blackfire zu `Agent Orange` (nur erhältlich in dem 2 CD LTD. Mediabook und dem Artbook enthalten) genannt.

Ein tolles und anspruchvolles Package, das uns Heaven Shall Burn anbieten und jeden Fan glücklich machen sollten. Mich auf jeden Fall!

 

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