Gothminister: Utopia (2013) Book Cover Gothminister: Utopia (2013)
Afm Records
17.05.2013
www.gothminister.com

Tracklist:

  1. The New Beginning
  2. Someone Is After Me
  3. Utopia
  4. March
  5. Horrorshow
  6. Nightmare
  7. Afterlife
  8. Helldemon
  9. All Alone
  10. Purgatory
  11. Eternal
  12. Raise The Dead
  13. Boogeyman

Einige Bands starten nach einem Auftritt beim Eurovision Song Contest den eigenen Ausverkauf. Keine Sorge, Im Fall von Gothminister bleibt es uns erspart. Diese Band macht wirklich nur das, worauf sie Bock haben und ich wette, genau darauf hat sie schwarze Feiermeute auch Bock.

Das Intro „A new beginning“ empfängt den Zuhörer düster und tragisch und stößt die Tür in eine trostlose und triste Welt weit auf. Die Frage, die man sich unweigerlich stellt, ist das wirklich eine Utopie oder nicht schon längst Realität.

„Someone after me“ startet ohne Vorwarnung sofort komplett durch und zeigt, dass auch Gothic Bands amtlich rocken können. Ein schöner Song, der von Gegensätzen nur so strotzt und trotzdem oder vielleicht genau deshalb eine einzigartige Mischung erschafft. Der Titeltrack „Utopia“ sollte sich zu einem schwarzen Tanzflächen-Füller entwickeln. Der Refrain kommt leicht und schwebend daher. Einige Popo-Anleihen sind erkennbar, werden aber durch einen harten Electro-Beat wieder ins schwarze Licht gerückt. Der Anspieltipp schlechthin.

Das kurze Zwischenspiel „March“ bereitet den Boden für den schnellen Song „Horrorshow“, der auch bekannteren Horror-Musikern gut zu Gesicht stehen würde. So hat man Gothminister noch nie gehört. „Nightmare“ beginnt mit einen charakteristischen Gitarren-Riff und erinnert eher an eine Metal Band, als an eine Gothic Formation, als dann auch noch der Chor einsetzt, ist man bei einer der Überraschungen des Albums gelandet. Björns Stimme kommt düster und schwer daher und verleiht dem Song schwarze schwingen, auf denen sich der Zuhörer im Handumdrehen befindet und in die dunkle Utopie der Finnen entführt wird. „afterlife“ punktet durch eine interessante Songstruktur, die den Wechsel von Stimme und Melodie gekonnt zu einem glänzenden Stück Metal schmiedet. Harte Gitarrenriffs und orchestrale Klänge laden in eine bessere Zukunft ein. Gekonnt setzen Gothminister kurze Zwischenspiele ein, so auch in dem Fall „Helldemon“.

Eine dunkle Schicksalsvorhersage die dann in dem Song „All alone“ in sanften Klängen formuliert, natürlich nie ohne auch zu rocken. Die Orgelklänge machen dieses Machwerk zu einer wahren Hymne. Der Gesang ist faktisch nicht vorhanden, nur einige gesprochene Sätze und ein kurzes Vocal-Battle machen die Offenbarung perfekt. Harte Gitarren, die auf düstere Stimmung treffen, einfach genial. „Purgatory“ leitet zum Song „Eternal“ über. Ein wahres Brett, das wir hier präsentiert bekommen. Gothminister geben damit eine gute Bewerbung für diverse Metalfestivals ab, denn so viel Einfallsreichtum und Härte sucht man derzeit im harten Sektor meist vergebens. Mit „raise the dead“ zeigt man deutlich, wo das Herz schlägt. Rockiger geht kaum. Schnelle Gitarren und Björns Stimme treffen auf einen hypnotischen Gesang, der sofort fesselt und den Zuhörer unweigerlich in die allseits bekannte Festival-Stimmung versetzt. Dieser Song ist der Anspieltipp für den verspäteten Sommer. Mit dem längsten Stück „Boogeyman“ geht dieses Album dem Ende zu. Die passende Hymne, um dieses Album hart ausklingen zu lassen. Ein wirklich gelungenes Stück Metal.

Fazit: Gothminister haben sich definitiv weiterentwickelt. Besser kann man ein Album nicht abliefern. Sowohl die Gothics als auch überzeugte Metalheads werden mit „Utopia“ ihre Freude haben. Es ist nicht nur ein Album, sondern eher eine musikalische Erzählung, die uns unsere eigenen Gepflogenheiten vor Augen hält und ein düsteres Zukunftsbild zeichnet, allerdings nicht ohne einem Hoffnungsschimmer, den man bei fast jedem Song am Horizont erkennen kann.

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Fabian Bernhardt
Um unglaublich international zu wirken, hat die Redaktion einen Headhunter auf DEN Berliner angesetzt. DAS Phantom, wie es aus Szenekreisen heißt, hat viele Tarnidentitäten. Gesichert ist, dass der Dämon – ein gerade mal 76 Zoll großer metalbesessener Gothik-Zwerg – im Nebenerwerb als Schauma-Shampoo-Model jobbt und einen mittel bis stark ausgeprägten Festivalfetisch pflegt, sich während der Wintermonate mit Kneipensport Ersatzbefriedigung verschafft und eine ruhige Kugel in seinem Prinzessin-Lilliefee-Darkroom schiebt. Ob es das Spandauer Edelexemplar wirklich gibt oder auch Bernhardt nur ein Pseudonym ist, konnte bisher nicht geklärt werden.